Osternacht 2025: Bischof Dr. Rudolf Voderholzer mit Ministranten

Bischof Dr. Rudolf Voderholzer feiert Ostersonntag im Regensburger Dom

Was der Kalender mit dem Glauben zu tun hat

@ Simon Doering


Regensburg, 20. April 2025

Mit dem österlichen Friedensgruß „Pax vobis“ eröffnete Bischof Rudolf Voderholzer am Ostersonntag das Pontifikalamt im bis auf den letzten Platz gefüllten Regensburger Dom. Die Freude über das höchste Fest der Christen war im Dom spürbar. Die Blumenpracht, das geweihte Wasser, das Licht der neuen Osterkerze – all das sei Ausdruck des neuen Lebens, das die Auferstehung Jesu Christi schenkt, so Voderholzer. Nachdem der Bischof die mitgebrachten Osterspeisen gesegnet hatte, spendete er den zahlreichen Gläubigen zum feierlichen Abschluss der Liturgie den päpstlichen Segen.

Neugetaufter Domspatz sorgt für große Freude

Besonders bewegt zeigte sich Bischof Rudolf von der Erwachsenentaufe in der Osternacht, bei der im Dom sechs Männer durch Taufe, Firmung und Erstkommunion in die Kirche aufgenommen wurden. Unter den Neugetauften war auch ein Schüler der Regensburger Domspatzen – dies sei für Bischof Rudolf selbst „einer der Höhepunkte des 1050. Jubiläumsjahres der Domspatzen“.

 

Gemeinsames Osterfest 2025 als „Geschenk der Vorsehung“ (Papst Franziskus)

In seiner Predigt griff der Bischof den geradezu historisch zu nennenden Umstand auf, dass in diesem Heiligen Jahr 2025 alle christlichen Denominationen am selben Tag Ostern feierten. Papst Franziskus hat dies in der Einberufungsbulle „Spes non confundit“ „providentiell“ genannt. Hinzukomme, dass 2025 auch das 1700-jährige Jubiläum des Konzils von Nizäa begangen werde. In Nizäa wurde 325 nicht nur das Bekenntnis zur ewigen Gottessohnschaft Jesu Christi bekräftigt und damit die Grundlage unseres Erlösungsglaubens gesichert.

Nizäa hat auch eine praktische Entscheidung getroffen: Gegen die Quartodezimaner (wörtlich „Vierzehntler“), die als christlichen Ostertermin immer den 14. Nisan (der Termin auch des jüdischen Pesachfestes) forderten, legte das Konzil für die ganze Kirche fest, dass Ostern immer am ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond zu feiern sei. Dieser Beschluss sei heute noch gültig und eine wichtige, ökumenisch tragfähige Basis.

Von hier aus entfaltete der Bischof die geistliche Dimension der Kalenderfrage, die mit der Feststellung beginnt, dass am Anfang ein atemberaubender und religionsgeschichtlich einzigartiger Vorgang stehe, nämlich die Ablösung des Sabbats durch den ersten Tag der Woche als „Herrentag“, und zwar bereits noch in neutestamentlicher Zeit. Dass sich die Christen über das Sabbatgebot hinwegsetzen konnten und die Würdetitel des Sabbats auf den Sonntag übertrugen, spricht für die ungeheure geistliche Kraft, die vom Glauben an die Auferstehung Jesu am ersten Tag der Woche ausging, so der Bischof.

Kaiser Konstantin habe nach seiner Hinwendung zum Christentum dieser Entwicklung Rechnung getragen und 321 den Sonntag als Wochenfeiertag gesetzlich eingeführt, von Gerichts- und Geschäftsterminen freigehalten und so geschützt. Wenige Jahre später hält die Kirchenversammlung von Nizäa fest, dass auch das Osterfest, immer an einem Sonntag gefeiert werden muss und nicht an jedem beliebigen Werktag, begangen werden kann, bezeugen doch alle neutestamentlichen Zeugen die Auferstehung Jesu am ersten Tag der Woche. Der Ostersonntag ist sozusagen der Ursonntag der Geschichte.

Reformierter Julianischer Kalender als Grundlage für gemeinsamen Ostertermin

Wenn heute trotz der allgemeinen Anerkennung der Konzilsbeschlüsse von Nizäa Ostern zumeist an verschiedenen Sonntagen gefeiert werde, habe dies nicht theologische Gründe, sondern wissenschaftliche, die mit der Bestimmung des Frühlingsanfangs zusammenhängen. Im Hintergrund steht die Reform des alten julianischen Kalenders durch Papst Gregor XIII. im Jahr 1582. Wegen der zunehmenden Abweichung des Kalenders vom wahren Sonnenstand wurden damals elf Tage ausgelassen und vom 4. gleich auf den 15. Oktober übergangen. Diese notwendige Reform vollzogen aber die orthodoxen Kirchen und zunächst auch viele Reformatorische Gemeinschaften nicht mit.

Die Anerkennung der hervorragenden Berechnungen des gregorianischen Kalenders könnte, so der Bischof, den berechtigten Wunsch nach einem gemeinsamen Ostertermin in Erfüllung gehen lassen. Stattdessen den Konzilsbeschluss von Nizäa aufzukündigen, hieße sich einerseits von den jüdischen Wurzeln abzuschneiden und andererseits einer immer säkularer werdenden Welt den willkommenen Anlass zu bieten, sich ganz von der christlichen Prägung des Kalenders zu emanzipieren, wie es die Französische Revolution mit der Einführung des Revolutionskalenders 1792 schon einmal getan hatte.

Mit der neuen österreichischen Kanzleramtsministerin für Europa und Kultur Plakolm rief der Bischof die noch immer christliche Mehrheitsgesellschaft auf, gegenüber dem eigenen kulturellen Erbe nicht zu „fremdeln“, das einem gerade auch im Bereich der Kalendergestaltung auf Schritt und Tritt begegne. Dazu gehöre nicht nur die Berechnung der Jahre nach der Geburt Christi, sondern besonders auch der Sonntag als erster Tag der Woche, als Auferstehungstag, an dem sich die Christen seit den Anfängen der Kirche besonders mit Christus und untereinander verbanden in der Feier der Eucharistie. Die uns geschenkte Zeit, die durch und durch gerahmt und strukturiert sei durch die Erinnerung an die Geheimnisse unseres Glaubens, mit einem Leben aus der Freude über die Erlösung zu erfüllen, sei, so der Bischof abschließend, die Aufgabe aller Christen, die in der Taufe mit Christus auf seinen Tod begraben wurden und mit ihm zum neuen Leben auferstanden sind.

Zeichen der Verbundenheit und ein süßer Dank

Die Messe wurde, wie immer am Ostersonntag im Regensburger Dom, in der kirchlichen Weltsprache Latein gefeiert. Lesung und Fürbitten erklangen auf Italienisch, Französisch, Englisch und weiteren Sprachen als „Ausdruck der weltumspannenden Einheit der Kirche“, wie Bischof Voderholzer betonte. Nach der Liturgie überreichte der Regensburger Oberhirte den zahlreich anwesenden Regensburger Domspatzen als Ostergruß jeweils einen Schokoladenhasen. Die Sänger überraschten ihrerseits Bischof Rudolf mit einer eigens zum Jubiläum produzierten CD – ein musikalisches Dankeschön im Jubiläumsjahr des Chors, der in der Liturgie am Ostersonntag erneut mit musikalischer Präzision und festlichem Glanz begeisterte.

Text und Fotos: Simon Doering (SG)

(sig)



Nachrichten