Bischof Dr. Rudolf Voderholzer feiert 450. Fátima-Wallfahrt in Tirschenreuth
Glaubensfestigung durch Wallfahrten
Tirschenreuth/Regensburg, 13. Oktober 2024
„Wer etwas sucht, wer intensiver und treuer noch beten und Gottesdienst feiern will, dem geben Sie hier Raum“, sagte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer bei der 450. Fátima-Wallfahrt am Sonntag in Tirschenreuth. „Ein herzlicher Dank für diesen Dienst der Pfarrei hier in Tirschenreuth für die Menschen in einem großen Radius. Da braucht es viele, die mithelfen, organisieren, die das Ganze mittragen. Und ich bewundere Sie, lieber Herr Pfarrer, und alle, die Ihnen zur Seite stehen, wie sie das jetzt über etliche Jahrzehnte bereits schaffen und kann nur von Herzen ‚Danke‘ dafür sagen.“
Zu Beginn begrüßte Pfarrer Georg Flierl alle Wallfahrer und den Hauptzelebranten. Er freute sich sehr, dass der Bischof nach dem Besuch im Juli erneut nach Tirschenreuth gekommen war. Nach der Feier des 40-jährigen Priesterjubiläums von Pfarrer Flierl war es dem Bischof ein Anliegen, auch das besondere Wallfahrtsjubiläum mitzufeiern.
Leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr…
Seit dem 13. Mai 1987 gibt es in Tirschenreuth die Monats-Wallfahrten als Antwort auf die Erscheinung der Gottesmutter in Fátima. „Die Idee zu dieser Wallfahrt hatte der damalige Stadtpfarrer Georg Maria Witt, der als großer Marienverehrer bekannt ist“, führte Bischof Rudolf aus. „Es ist mir eine große Freude und Ehre, in diesem Jahr schon zum zweiten Mal hier sein zu dürfen. Das ist für mich kein Opfer, sondern eine Stärkung.“ Bischof Rudolf widmete seine Ansprache den Themen Festigung des Glaubens und Erneuerung der Kirche. Ausgangspunkt war das Sonntags-Evangelium vom reichen Jüngling (Mk 10, 17–30), der Jesus fragt, wie er das ewige Leben erlangen könne. Da er die radikale Nachfolge von Jesus scheut und nicht seinen ganzen Reichtum hergeben möchte, stellt Jesus fest: „Leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.“ Seine Jünger erschraken darüber und fragten sich, wer dann noch gerettet werden könne. Jesus gab ihnen zur Antwort: „Für Menschen ist das unmöglich, aber nicht für Gott; denn für Gott ist alles möglich.“ Jesus warnt damit vor den Gefahren des Reichtums, wobei sich Reichtum auf alles beziehen kann, was einem Menschen wichtiger ist als Gott.
Bischof Rudolf führte aus: „Wir wissen aus der Kirchengeschichte von einigen Heiligengestalten, die sich diese Begebenheit so zu Herzen genommen haben, dass es ihr Leben radikal verändert hat; die es eben tatsächlich in der Gnade Gottes geschafft haben, dem Wunsch und der Einladung Jesu in aller Radikalität zu folgen. Das wohl berühmteste Beispiel ist der heilige Antonius, der Wüstenvater, der sein Vermögen den Armen schenkt, und sich dann in die Einsamkeit der ägyptischen Wüste zurückzieht.“
Bischof Rudolf bei seiner Predigt.
„Auch der heilige Franz von Assisi war gewiss von der Einladung Jesu zur Armut so erfüllt, dass er sich symbolisch mit der Dame ‚Armut‘ um Jesu Willen vermählt hat.“ Als drittes Beispiel nannte er den Weltpriester und späteren Kapuzinerpater Viktrizius Weiß. Bischof Rudolf war am Sonntagvormittag zur Feier von dessen einhundertstem Todestag in Vilsbiburg gewesen. Sein Seligsprechungsprozess ist bereits in der vorletzten Stufe angekommen. Der Vater von Viktrizius Weiß ist mit der Familie Weiß aus Konnersreuth verwandt. Dieser Familie entstammt auch der selige Liberat Weiß. „Jesus erwartet nicht von allen Menschen eine radikale Nachfolge. Was Jesus uns ans Herz legt, ist eine innere Freiheit dem irdischen Reichtum, den irdischen Gütern gegenüber: Eine Glaubenshaltung, die letztlich alles von Gott erwartet, das Irdische dankbar annimmt und dann auch mit vollen Händen weiterschenkt“, erklärte der Diözesanbischof.
Erneuerung der Kirche
„Liebe Schwestern und Brüder, wir sind im Bistum Regensburg dabei, die Seelsorge für die nächsten Jahre, bis zum Jahr 2034, nach menschlichem Ermessen zu planen.“ Dabei seien die schwindenden personellen und finanziellen Kapazitäten zu berücksichtigen. „Gleichzeitig wollen wir uns nicht damit abfinden, dass wir nicht wieder mehr Priester- und Ordensberufungen und auch Berufungen zu den anderen kirchlichen Berufen haben. Aber dies setzt einen lebendigeren Glauben voraus: Priestermangel ist Ausdruck eines Glaubensmangels.“ Der Bischof plädiert dafür, dass wir insgesamt den Glauben ernster nehmen und tiefer und treuer zu leben versuchen. „Ganz große Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang den geistlichen Zentren zu.“ Da seien auch Wallfahrtsorte wie die Pfarrei Mariä Himmelfahrt in Tirschenreuth zu nennen. Viele Besucher kämen aus der näheren Umgebung. Sie seien dankbar für die geistlichen Angebote in Tirschenreuth.
Blick in die Kapelle der Ewigen Anbetung.
Immerwährende Anbetung
Bereits ein Jahr vor Beginn der monatlichen Wallfahrten wurde in einer Seitenkapelle der Tirschenreuther Kirche die Möglichkeit der Immerwährenden oder Ewigen Anbetung geschaffen. Sie beruht auf einer alten Tradition der katholischen Kirche. Grundlage dafür ist der Glaube an die wahrhafte Gegenwart Jesu Christi in Gestalt der Eucharistie. „Das ist tatsächlich ein ganz großer Dienst, den Sie hier als Pfarrei für die Stadt Tirschenreuth und weit darüber hinaus leisten“, merkte der Bischof an. Zum Abschluss seiner Ansprache wagte Bischof Rudolf einen Ausblick in die Zukunft: „Nehmen wir mal die 500. Wallfahrt in den Blick und in ferner Zukunft dann die eintausendste. Aber das überlassen wir dem Herrn.“
Wallfahrt zu „Unserer Lieben Frau von Tirschenreuth“
Als Ursprungsjahr der Wallfahrt gilt 1692, seit 332 Jahren also tragen Gläubige ihre Anliegen zur Mutter Gottes in die Kirche Mariä Himmelfahrt in die Kreisstadt in der nördlichen Oberpfalz. Seit 1987 werden die Monats-Wallfahrten gefeiert. So konnte jetzt die bereits 450. Fátima-Wallfahrt feierlich begangen werden. Der Monatsdreizehnte wird als ein besonderer Tag gefeiert. 1917 hatten drei Hirtenkinder in Fátima mehrere Visionen von einer ganz in weiß gekleideten Dame, die sich zuletzt als Mutter Gottes offenbarte. Bei der dritten Erscheinung am 13. Juli 1917 vertraute sie den Kindern die drei Geheimnisse von Fátima an. Die Verehrung in Tirschenreuth beginnt mit dem ersten und zweiten Rosenkranz vor dem ausgesetzten Allerheiligsten und bietet eine Beichtgelegenheit. Dann startet der Wallfahrtsgottesdienst, anschließend gibt es eine kurze eucharistische Andacht. Die Feier endet mit dem eucharistischen Segen. Dabei beten die Gläubigen miteinander um die Festigung des Glaubens und die Erneuerung der Kirche, um geistliche Berufe und um Frieden in der Welt.
Helfende Hände
Das Jubiläum war für Bischof Rudolf und Pfarrer Georg Flierl der passende Anlass, die vielen Beteiligten rund um einen solchen Gottesdienst zu würdigen.
So wurde der Wallfahrts-Gottesdienst musikalisch gestaltet von den beiden Solisten Christine Kohl und Ottmar Andritzky. Sie trugen unter anderem „Laudamus te“ von Antonio Vivaldi, „Ave Maria“ von Anton Diabelli, „Sub tuum praesidium“ von Wolfgang Amadeus Mozart und „Gott ist mein Hirte“ von Antonin Dvořák mit kraftvollen Stimmen gekonnt vor. Organist Florian Löw brillierte an der Orgel mit ihrem barocken Prospekt, die von Friedrich Maier aus Plattling erbaut wurde.
Einen besonderen Dienst verrichteten die Brüder Josef und Simon Mehler. Die jungen Männer zeichneten die gesamte Feier für den Livestream auf. Zu den Helfern gehören auch die vielen Ministranten. Nicht vergessen wurden auch die Lektoren, die die Lesungen und die Fürbitten vortrugen, sowie der Mesner, der sich um viele Belange in der Kirche kümmert.
Bischof Rudolf mit Pfarrer Georg Flierl (links) und Ruhestandsgeistlichem Johann Trescher sowie dem Lektor. Zwei Messdiener bekamen besondere Aufgaben übertragen.
Text und Fotos: Peter Pirner
(mw)
Weitere Infos
Wer sich die 450. Fátima -Wallfahrt oder andere Gottesdienste der Pfarrei Mariä Himmelfahrt anschauen möchte, kann dies jederzeit über die Homepage der Pfarrei Tirschenreuth tun.