Niederumelsdorf, 23. Februar 2025
Am Sonntag besuchte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer das 400-Seelendorf Niederumelsdorf in der Pfarreiengemeinschaft Siegenburg-Train-Niederumelsdorf im Landkreis Kelheim. Anlass waren zwei historische Gedenktage, die der Bischof in herzlicher Gemeinschaft mitfeierte. Dies sind die urkundliche Erwähnung von Niederumelsdorf 874 und der erste Pfarrer vor 800 Jahren.
Zehn Ortsvereine, angeführt von der Blaskapelle Eibelsgruber, holten Bischof Rudolf im ehemaligen Pfarrhof ab. Zuvor führten ihn Grundschulkinder durch ein auswendig vorgetragenes Gedicht in die Ortsgeschichte ein. Danach bewegte sich ein festlicher Zug zur Pfarrkirche St. Ulrich. Pfarrer Franz Xaver Becher wusste, dass ihn seine Pfarrei nicht im Stich lassen würde, aber von einer derart großen Beteiligung war er dann doch überwältigt und hocherfreut. „Was für ein Sonntag, was für ein Festtag“, rief er froh gestimmt der Gottesdienstgemeinschaft, in der von der Mesnerfamilie Bergermeier so prächtig geschmückten Pfarrkirche zu. Der Gesamtkirchenchor der Pfarreiengemeinschaft unter Leitung von Rainer Elsässer gestaltete die Feier musikalisch.
Beeindruckt von der Fröhlichkeit und festlichen Stimmung predigte Bischof Rudolf nahe bei den zahlreichen Kindern in den vorderen Kirchenbänken. In seinen Worten bezog sich der Bischof auf das Tagesevangelium (Lk 6,27-38), in dem Jesus seine Jünger zur Feindesliebe aufruft: „Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen! Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch beschimpfen! Dem, der dich auf die eine Wange schlägt, halt auch die andere hin und dem, der dir den Mantel wegnimmt, lass auch das Hemd!“
Alle Religionen, so der Bischof, hätten hohe moralische Ansprüche und Standards, aber was Jesus in der Bergpredigt zumute, sei beispiellos. Auch im Alten Testament habe es hohe sittliche Maßstäbe gegeben. Manche meinten, das Wort „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ sei die Aufforderung, Rache zu nehmen und Vergeltung zu üben, doch das Gegenteil sei der Fall. Es gehe darum, Maß zu halten. Aber Feindesliebe gehe über all das hinaus, was im Alten Testament und in anderen Religionen den Menschen im positiven Sinne zugemutet werde. Jesus sagt „liebt eure Feinde“. Bischof Rudolf hob hervor, um das zu verstehen, müsse auf Jesus selber geschaut werden, denn er sei die erste und wichtigste Auslegung seiner eigenen Worte. Nur mit einer tiefen Beziehung zu ihm, könnten diese Worte richtig eingeordnet werden. Bei Feindesliebe gehe es um „Entfeindungsliebe“. Es gehe darum, mit einer inneren Stärke und einem gewaltigen Rückgrat, demjenigen, der einem feindlich begegne, ins Gesicht zu fragen, ob es einen vernünftigen Grund gebe zu hassen, und nicht viel mehr vernünftige Gründe, einander gut zu sein. Die Bergpredigt kann nur starken Persönlichkeiten mit Rückgrat zugemutet werden. Menschen, die aus einem großen Vorrat empfangener Liebe zehren, denen es gelingt, Böses mit Gutem zu vergelten: „Es ist der Gipfel christlicher Existenz, der uns mitten hinein führt in das Geheimnis unseres Glaubens überhaupt“, betonte Bischof Rudolf, denn was in dieser Kirche anlässlich zweier großer Jubiläen gefeiert wird, ist der Akt der Verwandlung hinein in die Haltung des Herrn Jesus Christus. Die Kirche St. Ulrich werde gebraucht, um die Menschen in der Eucharistie hineinverwandeln zu lassen in Menschen, denen es vielleicht immer wieder gelingt, das Böse durch das Gute zu vergelten. Die Bergpredigt sei keine Allerweltsmoral. Sie legt nahe, die Freundschaft, die Beziehung zu Jesus Christus zu nähren, zu pflegen und von ihm die Gnade zu bekommen für eine bessere, liebevollere Welt. Er sei gekommen, so der Bischof, zum Feiern, und um zu den beiden besonderen Jubiläen zu gratulieren. Einen herzlichen Dank richtete er an Pfarrer Becher und Judith Troltsch für alle Sorge und Vorbild im Beten und Verkünden. „Vergelts Gott, dass die Zusammenführung der Pfarreiengemeinschaft gut funktioniert und alle an einem Strang ziehen“, so Bischof Rudolf Voderholzer abschließend. Mit der kräftig gesungenen Bayernhymne, klanggewaltig durch die Blaskapelle von der Empore aus unterstützt, endete der Festgottesdienst.
Historische Einblicke
Nach dem Mittagsmahl trug sich Bischof Dr. Voderholzer als erster in das Goldene Buch der Marktgemeinde ein. Der Siegenburger Historiker Hans Ertlmeier ermöglichte einen spannenden Einblick in die geschichtlichen Hintergründe des Dorfes. Niederumelsdorf wurde erstmals 874, also vor 1150 Jahren erwähnt. „Umpalasdorf“ gehörte zu dieser Zeit dem Bischof von Regensburg. Eine Urkunde bezeugt den späteren Tausch mit dem Kloster Biburg. Den Jesuiten, die dort bis in das 18. Jahrhundert lebten, sind Urkunden und Dokumente zu verdanken, die laut dem Ortschronisten zur Erfassung der Geschichte dienten. Über viele Jahrhunderte war Niederumelsdorf Pfarrsitz. Der erste Geistliche soll vor genau 800 Jahren hier gewirkt haben. In einer Vertragsvereinbarung ist der Priester als Zeuge aufgeführt. Laut Recherche des Chronisten müssen bereits 200 Jahre vor der ersten Priesternennung Christen hier gelebt haben, jüngere archäologische Ausgrabungen haben das ergeben. Der letzte Bischofsbesuch in Niederumelsdorf liegt 25 Jahre zurück. Damals war es Bischof Manfred Müller, wie es auf der Urkunde im Altarraum nachzulesen ist.
Text und Fotos: Agnes Wimmer
(jas/chb)