News Bild Bischof Dr. Rudolf Voderholzer besucht die Bischof Manfred Müller Schule in Regensburg

Bischof Dr. Rudolf Voderholzer besucht die Bischof Manfred Müller Schule in Regensburg

Eine katholische Schule ohne Religionsunterricht


Regensburg, 28. März 2025

Am vergangenen Freitag besuchte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer die Regensburger Bischof Manfred Müller Schule (BiMaMü). Die Schule befindet sich in der Trägerschaft der Schulstiftung der Diözese Regensburg. Beim rund vierstündigen Besuch der Grund- und Mittelschule tauschte sich der Regensburger Oberhirte mit den Schülern und dem Lehrerkollegium aus. Bei einer Führung durch das Schulhaus machte sich Bischof Rudolf auch ein Bild vom pädagogischen Konzept der Einrichtung. Mit dabei waren Domkapitular Martin Priller und Günter Jehl, der Direktor der Schulstiftung.
 

Die ganze Schule versammelte sich im Innenhof der Schule und begrüßte den Regensburger Oberhirten sehr herzlich. Schülersprecher und Vertreter des Projektes „Schüler mit Verantwortung (SMV)“ überreichten Bischof Rudolf als Willkommensgeschenk Salz und Kerzen. Hocherfreut stellte er fest: „Ihr seid das Salz der Erde und ihr seid das Licht der Welt“ - eine seiner Lieblingsstellen des Neuen Testamentes. Denn „Salz und Licht sind nicht für sich selber da, sondern sie haben eine Dienstfunktion“. So stehe die Sonne im Dienst der Sichtbarkeit, Salz im Dienst des Geschmacks. So wolle Jesus womöglich sagen, dass wir nicht für uns selber da seien, sondern im Dienst der Welt und der Menschen stünden, so der Diözesanbischof. Im Anschluss dankte der Regensburger Oberhirte sehr herzlich der „schmissigen“ musikalischen Begrüßung und betonte, dass er sich sehr freue, die Schule zu besuchen.

Schulkonzept und -alltag an der BiMaMü 

An der katholischen Privatschule wird nach dem Bildungs- und Erziehungsplan „Marchtaler Plan“ gearbeitet. Inhaltliche Grundlage sind die Lehrpläne des jeweiligen Landes. Entwickelt wurde der Plan ursprünglich für die katholischen Schulen der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Verschiedene Strukturelemente setzt die BiMaMü um. Dazu gehört der Morgenkreis, die Freie Stillarbeit und Vernetzter Unterricht. Freie Stillarbeit heiße nicht, dass „die Kinder tun und lassen können, was sie wollen, sondern eine verantwortete Freiheit entwickeln“, erklärt die Schulleiterin Melanie Heigl-Birk. „Die Kinder entscheiden selber, übernehmen Verantwortung für ihr eigenes Tun, für ihre eigene Arbeit“. Gerade die Freie Stillarbeit solle den Kindern das eigenverantwortliche Erlernen ihrer Arbeit ermöglichen. Auch Bischof Rudolf machte sich beim Besuch der Klassenräume ein Bild davon. Den Kindern schaute er interessiert über die Schulter und erklärte begeistert, wie konzentriert die Kinder arbeiten können, wenn man ihnen vertraue.
 

Separaten Religionsunterricht findet man nicht im Stundenplan, denn christliche Grundwerte fließen in jedes Unterrichtsfach ein. Die BiMaMü ist „eine Schule von Christen für Christen“, erklärt Heigl-Birk. Kinder werden an der Schule „im katholischen Glauben auf Grundlage des christlichen Menschenbildes erzogen.“ Und „religiöse Inhalte kommen eigentlich überall vor, bei jedem Thema, weil Gott auch überall ist“, so die Schulleiterin. In diesem Sinne hofft sie, den Schülern zwei Dinge auf den Weg zu geben: Erstens, dass sie eine positive Verbindung zur Schule, insbesondere zum Lernen entwickeln und zweitens, dass sie Gottvertrauen entwickeln. „Glauben hilft mir, durchs Leben zu kommen. Es geht um Gottesvertrauen. Wenn Sie das schaffen, dass Sie gerne lernen und wissen, dass man nicht alles aus sich heraus alleine schaffen muss, sondern dass man mit Gottesvertrauen viel schaffen kann, dann haben wir viel erreicht.“
Das Konzept kommt bei den Schülern gut an. Rund 300 Schüler besuchen derzeit die Grundschule, 276 die Mittelschule. Der Zusammenhalt zwischen Schülern und Lehrerkollegium ist eng. Bei der Führung spricht die Schulleiterin jedes Kind mit Namen an. Dieser Umgang mit den Kindern sei ihr sehr wichtig, betont sie. Auch die Eltern seien fest in den Schulalltag integriert. Scherzend erklärt sie „wir nehmen nicht nur die Schüler und Schülerinnen auf. Wir nehmen die kompletten Familien auf.“
 

Druckerei und Schulwerkstatt

Bei der Führung warf Bischof Rudolf auch einen Blick in die schuleigene Druckerei. Von hier bekäme er jedes Jahr eine Karte, sagte er stolz, als er den Schülern beim Drucken zuschaute. Die Schüler setzen in der Freinet-Schuldruckerei selbst die einzelnen Metall-Lettern spiegelverkehrt zusammen, drucken und gestalten Grafiken, Deckblätter oder die jährliche Weihnachtskarte. Die vielen Projekte und die Beteiligung bewirkt bei den Kindern einiges, findet die Schulleiterin. „Ich glaube, dass Kinder so Freude an der eigenen Arbeit entwickeln, wenn sie merken, dass sie ernst genommen werden, selber entscheiden dürfen und dass sie dadurch zu mündigen, gläubigen Christen heranwachsen können.“

Einer der Schwerpunkte der Mittelschule ist Technik. Die eigene Werkstatt bietet den Jugendlichen dabei die Möglichkeit, kreativ und handwerklich zu arbeiten. Christian Knauer, der Technikleiter erklärt, dass die Schüler industriemäßig ausgebildet werden, damit sie auch draußen Fuß fassen können. In der Schule können sie verschiedene Projekte umsetzen. So entstand im Rahmen der Projektwoche ein Steinteich, erklärte er Bischof Rudolf, den die Schüler aus eigenen Materialien hergestellt haben. 
 

Musikalische Ausbildung

In der BiMaMü ist auch die musische Ausbildung wichtig, Leiter ist Albrecht Wieler. Vom musikalischen Können der Kinder und Jugendlichen war der Regensburger Oberhirte beeindruckt. An der Schule gibt es an Musik- und Instrumentalunterricht eigentlich alles. Ob Saxophon, Tuba, Kirchenorgel und noch vieles mehr – Kinder dürfen jedes Instrument erlernen. Im Musikunterricht bekommt jeder Schüler ein Instrument, erklärt Wieler stolz. „Wir haben dafür Spezialisten im Haus, meist Honorarkräfte, die diesen Unterricht professionell betreuen können.“ Neben der instrumentalen Ausbildung singen Kinder in verschiedenen Chören. Die Namen haben sie sich vor Jahren selbst ausgesucht – „Liedermäuse“, „Marienkäfer“ oder auch „Schmetterlinge“, heißen sie. Wieler sieht, wie wichtig Musik für die Schüler ist. Auch Studien belegen das: Musik ist gut für die Gesundheit und erleichterte Lernen insgesamt. Wieler selbst sieht bei den Kindern, dass Musik ihre Aussprache verbessert.
 

Engagement an der Schule

Beim Schulbesuch wird deutlich: soziales Engagement und die Beteiligung der Schüler stehen im Vordergrund. An der BiMaMü gibt es verschiedene Projekte wie die Lotsen, die für einen sicheren Schulweg sorgen, ein Technikteam, das bei Veranstaltungen beim Aufbau hilft und noch vieles mehr. Auch das Projekt „Schüler mit Verantwortung (SMV)“ wurde ins Leben gerufen. Gewählte Klassensprecher und –sprecherinnen treffen sich mehrmals im Jahr zu gemeinsamen Versammlungen. Die SMV begleiten das ganze Schuljahr, bringen Impulse für das Schulleben mit ein, wählen Vertauenslehrkräfte, das Jahresthema und vieles mehr. Das diesjährige Thema „Die Geschichte der Schule“ wird gemeinsam mit verschiedensten Projekten umgesetzt. Unterstützt wird die SMV vom schuleigenen Schulsozialarbeiter Eric Bareuther. Er erklärt: „Das Ziel ist, dass die Kinder ihre eigenen Spuren hinterlassen und sich dadurch noch mehr mit der Schule identifizieren“. Bisher haben die Schüler kleine Fußabdrucke angefertigt und eine Gesamtspur gestaltet, die auch der Regensburger Oberhirte bewunderte. Der Schulsozialarbeiter Eric Bareuther unterstürzt nicht nur die SMV, seit 2005 ist er Ansprechpartner für Schüler in jeder Situation. Ob Organisation von Präventionsveranstaltungen, Pausenhofgestaltung oder Streitschlichterausbildung – viel zu tun gibt es einiges. Die Streitschlichter stehen bei Konflikten den Schülern zur Verfügung. Auch hier unterstützt Bareuther die Kinder und Jugendlichen „sich wieder miteinander zu vertragen, miteinander auszukommen und ins Gespräch zu kommen.“
 

Schulbibliothek 

Nach der Schulhausführung tauschten sich Lehrerkollegium und Bischof Rudolf aus. Vorgestellt wurde unter anderem die hauseigene Bibliothek. Bibliothekarin Eva Kraus erklärte, dass die Bibliothek ursprünglich mit 24 Kästen und rund 3.000 Büchern startete. Gewachsen ist die Sammlung auf 7.100 Bücher, dank der Schulstiftung, den Eltern, Kollegen und dem Förderverein. In der Bibliothek stünden nicht nur pädagogisch wertvolle Bücher, sondern auch solche zur Verfügung, die derzeit bei den Kindern im Trend liegen. 9.000 bis 10.000 Ausleihen verzeichnet die Bibliothek pro Jahr. Ein Buch erweitert heuer die Sammlung – Bischof Rudolf schenkte der Schule sein Buch „Krippenschauen. Eine kleine Hinführung zum Christentum“. Dem Kollegium dankte er herzlich für ihre Arbeit und betonte, dass Lehrerinnen und Lehrer das wichtigste Kapital jeder Schule seien. Er sei sehr stolz auf die Schule und wünsche ihr noch viele weitere erfolgreiche Jahre. Auch die Lehrkräfte erhielten von ihm sein neues Krippenbuch. 

Text und Fotos: Lea Grosser

Video: Harald Beitler 

(lg)
 

Bischof Dr. Rudolf Voderholzer schaut zwei Schülerinnen beim Arbeiten zu.


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