St. Katharina, Braunsberg

Seligsprechung: 15 deutsche Katharinenschwestern

Vatikan bestätigt Termin in Polen


Rom / Regensburg, 15. Mai 2025

80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 werden am 31. Mai 2025 im ostpreußischen Braunsberg, dem heutigen Braniewo in Nordost-Polen, 15 deutsche Ordensschwestern von der katholischen Kirche seliggesprochen. Als Ordensfrauen waren sie nach dem Einmarsch der Roten Armee in Ostpreußen erschossen, misshandelt, vergewaltigt, und verschleppt worden. Der verstorbene Papst Franziskus hatte den Termin zeitnah zu den Gedenktagen zum Kriegsende gelegt. Er wollte damit zugleich auf heutige Kriegsverbrechen hinweisen, insbesondere auf Gräueltaten russischer Soldaten in der Ukraine.

Die Katharinenschwestern, deren Seligsprechung nun bestätigt wurde, starben zwischen dem 22. Januar und dem 25. November 1945. Braunsberg wurde als Ort gewählt, weil dort Regina Protmann 1571 die Gemeinschaft gegründet hat. „Die Sowjets stürzten sich auf die Schwestern wegen ihres offensichtlichen Status als Ordensfrauen. Die wilde Empörung gegen die Keuschheit zeigt sich deutlich darin“, berichtet Schwester Amanda Steffen, aus der deutschen Provinz der Katharinenschwestern, deren Vorfahren aus dem Ermland stammen. Davon zeuge auch die Wut der Soldaten selbst auf die religiösen Symbole der Schwestern: die Schleier, die Rosenkränze, die Bilder und vor allem ihre Ordenskleidung seien fast ausnahmslos zerschnitten und zerrissen wurden. 

Doch die Katharinenschwestern nahmen ihr Martyrium demütig an: „Sie sind ihrer Berufung treu geblieben, indem sie das Risiko auf sich genommen haben, um den Kranken, Kindern und Waisen nahe zu bleiben. Sie blieben auf ihren Posten und taten ihr Möglichstes für das Wohl anderer.“ Insgesamt erwarten die Organisatoren nun 10.000 Gläubige in dem 17.000-Einwohner-Ort Braunsberg. Aus Deutschland werden etwa 100 Teilnehmer erwartet. Zu ihnen zählen Ordensschwestern, Priester und Vertreter der deutschen Ermländer und ihrer Nachkommen. Ebenso werden Angehörige der Familien der Märtyrerschwestern dabei sein.

Als Hauptzelebrant ist Kardinal Marcello Semeraro, der zuständige Präfekt für Selig- und Heiligsprechungen im Vatikan, vorgesehen. Der neu gewählte Papst Leo XIV. hat nach Angaben des Erzbistums Ermland die von seinem Vorgänger Franziskus angekündigten Seligsprechungen bestätigt. Die für den 17. Mai in Estland geplante Seligsprechung des deutschen Märtyrers Eduard Profittlich SJ (1890 – 1942), Erzbischof von Tallinn, war dagegen vorsorglich verschoben worden.

Der Seligsprechungsprozess für die Katharinenschwestern war vor gut 20 Jahren vom polnischen Erzbischof vom Ermland, Edmund Piszcz, in enger Zusammenarbeit mit den international tätigen Katharinenschwestern eröffnet worden. In dieser Zeit wurden zahlreiche Zeugenaussagen über die Schwestern zusammengetragen. Für die 15 von insgesamt 104 Katharinenschwestern, die in den Jahren zwischen 1945 und 1947 in Folge des Krieges ermordet wurden, lagen ausreichend Dokumente und Zeugenaussagen vor: „Diese 15 Schwestern werden stellvertretend für viele andere, deren Namen nicht genannt werden, seliggesprochen. Sie haben ihr Leben für den Glauben gegeben“, betont Schwester Christina Clemens, Provinzoberin der deutschen Provinz der Katharinenschwestern.

Unterdessen führt das Erzbistum Ermland Seligsprechungsverfahren für weitere 46 vorwiegend deutsche Märtyrer des Zweiten Weltkrieges, darunter 34 Priester, eine Nonne und elf Laien. Für sie war am 5. November 2011 in Allenstein, heute Olsztyn, die erste Phase des diözesanen Verfahrens zur Seligsprechung abgeschlossen worden. Unter den Kandidaten sind neun Opfer des deutschen Nationalsozialismus und 37 Opfer des sowjetischen Kommunismus. Letztere wurden beim Einmarsch der Roten Armee in Ostpreußen in den ersten Monaten des Jahres 1945 brutal ermordet oder starben an den Folgen weiterer Repressionen. Beide Verfahren werden im Vatikan getrennt vorangetrieben. 2024 wurden die sterblichen Überreste von einem dieser Märtyrer-Priester, Pfarrer Franz Zagermann aus Glockstein, heute Unikowo, bei Rössel, heute Reszel, der 1945 nach der Ermordung auf einem Bauernhof verscharrt wurde, in einer gemeinsamen Zeremonie von Polen und Deutschen neben der Kirche des Dorfes neu beigesetzt.

Text: Norbert Block

(sig)

Weitere Infos

Unser Bild aus dem Jahre 2019 zeigt die päpstliche Basilica minor St. Katharina im heute polnischen und ehemals zum ostpreußischen Ermland gehörigen Braunsberg. Die Ermlandfamilie hält Kurzbiographien der 15 Katharinenschwestern auf ihrer Webseite bereit.



Nachrichten