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Bischof besucht Biberbach

Wenn aus dem Gast der Gastgeber wird

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Tiefenbach, 16. Oktober 2022. „Hinein in unser Bistum!“ und damit „Hinein in die Pfarreien der Diözese Regensburg“, um dort zusammen mit allen Gläubigen Gott zu feiern – das Motto von Bischof Rudolf Voderholzer hat nichts an Aktualität verloren. Ganz in diesem Sinne nutzte der Bischof den Kirchweihsonntag dazu, auch die Kirchengemeinde in Biberbach kennenzulernen. Der Plan des Pfarrers war es gewesen, den Bischof an diesem Tag zur Weihe des neuen Altares in der Tiefenbacher St. Vitus-Kirche zu begrüßen. Leider lag die Genehmigung des zweiten Bauabschnitts – der Altarraum-Neugestaltung – nicht vor, so dass dies nicht möglich war. Aber unabhängig davon kam nach 31 Jahren die Expositur Biberbach, die zur Pfarreiengemeinschaft Treffelstein-Tiefenbach im Landkreis Cham gehört, wieder zu der Ehre, einen Bischof in der Kirche St. Peter und St. Paul zu begrüßen. Pfarrer Albert Hölzl, der Seelsorger der Pfarreiengemeinschaft, musste wegen eines Unfalls bzw. krankheitsbedingt den Gottesdienst aus der ersten Bank heraus verfolgen, hatte jedoch im Vorfeld für Organisation und Umsetzung gesorgt.

Strahlender Herbst-Sonnenschein

Gleich zu Beginn des Gottesdienstes verlieh der Seelsorger seiner Freunde Ausdruck, den Diözesanbischof Dr. Rudolf Voderholzer herzlich willkommen zu heißen. Dr. Voderholzer brachte dazu strahlenden Herbst-Sonnenschein mit und zeigte sich zutiefst beeindruckt über die herrlich gepflegte und wunderschön geschmückte Kirche. Die Kirche war vollbesetzt mit zahlreichen Gläubigen, unter denen sich auch die Bürgermeister von Treffelstein und Tiefenbach, Helmut Heumann und Ludwig Prögler, sowie das Gremium des Gesamtpfarrgemeinderats und der Kirchenverwaltungen befanden. Michael Reitinger, Pfarrer im Ruhestand, zelebrierte mit dem Bischof den Festgottesdienst.

Im Haus des Zöllners

In der Predigt erzählte Bischof Rudolf von seiner Heimat in Oberbayern, wo an diesem Tag der Mesner gefragt wird: „Hast an Zachäus scho aufg‘hängt?“, womit die Kirchweihfahne gemeint ist, die über die Kirchenmauern spitzt – gerade so wie Zachäus auf den Maulbeerbaum gestiegen ist, um Jesus besser sehen zu können.  Dass Jesus sich damals ausgerechnet bei dem Zöllner, dem Halsabschneider und Kollaborateur Zachäus in dessen Haus einlud, verärgerte die feinen, rechtschaffenen Bürger, die viel lieber selbst Gastgeber des Herrn gewesen wären. In seinen Ausführungen erklärte Bischof Rudolf, dass diese eher unübliche Geste, sich selbst einzuladen, wohl so zu verstehen ist, dass in allen Menschen eine in der Schöpfung entstandene, persönliche Beziehung mit Gott lebt. Jesus geht davon aus, dass er für niemanden ein Fremder ist. Und Zachäus wiederum erkennt in diesem Tun sein Heil und sein wahres Glück. Er wandelt sich und sagt: „Wenn ich von jemandem zu viel gefordert habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück! Heute ist diesem Haus das Heil widerfahren!“. Wie beim Emmausgang an Ostern wird aus dem Gast der Gastgeber, der das Brot mit den Aposteln bricht.

Leben und Schönheit

Ähnlich wie die Apostel sieht der Bischof die Seelsorger der Pfarreiengemeinschaft. Er dankte ihnen für ihren priesterlichen Dienst, für den sie in die Rolle Christi eintauchen. Mit Blick auf den Pfarrer in der ersten Bank wünschte Bischof Rudolf Geduld und Heilung. Er schlug den Bogen von Zachäus‘ Haus zum Gotteshaus in Biberbach, dem vor etwa 120 Jahren durch die bischöfliche Weihe ebenfalls das Heil widerfahren ist. Und an diesem Kirchweihsonntag gebe es Grund, zu danken: für das schöne Gotteshaus, für die Menschen, die sich darum kümmern, danken auch für die wunderbare musikalische Begleitung durch den Kirchenchor Tiefenbach unter der Leitung von Claudia Babl und den Organisten, Stefan Ditz, was den Bischof sichtlich begeisterte. Der aufbrandende Applaus bekräftigte die Freude aller.

Dienst während der Pandemie

Sein besonderer Dank galt auch den Ministranten aus Tiefenbach, die alle schon älter als zwanzig Jahre sind und als „Corona-Ministranten“ aus eigener Entscheidung den sonntäglichen Altardienst während der Pandemie übernommen hatten. Aber nicht nur das, sie nutzten auch ihre technischen Fähigkeiten und zeichneten die Gottesdienste während dieser zwei Jahre fachmännisch auf und stellten sie über „Youtube“ den Menschen zu Hause zur Verfügung. Dies beeindruckte den Bischof immens und er bat die jungen Frauen und Männer, die mit der ursprünglich geplanten Altar-Weihe in Tiefenbach eigentlich ihren Dienst beenden wollten, diesen doch noch (mindestens) ein weiteres Jahr fortzuführen. „Man kann auch mit 30 noch Ministrant sein! Oder dann als Lektorin oder Kommunionhelfer weitermachen.“  Großer Applaus der Anwesenden bekräftigte diesen Wunsch des Bischofs und sorgte für Lächeln bei den „Minis“ um den Altar.

Eltern und Großeltern

Jeder Mensch sei berufen dazu, als lebendiger Baustein der Kirche Zeugnis des Glaubens zu geben. Bischof Rudolf appellierte hier besonders an die Eltern und Großeltern, die das Gotteshaus auch an diesem Tag füllten, ihren Glauben an die Kinder und Enkelkinder weiterzugeben, ihn zu leben und pflegen, in den Familien über Gott und den Glauben zu sprechen, gemeinsam zu beten. Denn: „Wo die Hauskirche lebt, lebt auch die Pfarrkirche – in diesem Fall die Expositur-Kirche“, so der Bischof in seiner Predigt. „Vergelt‘s Gott denen, die den Glauben leben!“.

Bild vom Gelöbniskreuz

Silvia Kraus, Sprecherin des Pfarrgemeinderats Biberbach, überreichte am Schluss des Gottesdienstes ein Bild des Gelöbniskreuzes im Sonnenuntergang von Bieberbach an den Diözesanbischof. Es wurde einst zum Dank für die Verschonung vor den Kriegsgeschehnissen im Zweiten Weltkrieg auf dem Hausberg, hoch über Biberbach errichtet. Das Bild von diesem in der Diözese wohl einzigartigen Kreuz möge den Bischof stets an seinen Besuch in Biberbach erinnern. Christine Wendl

 



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