Bischof bei SEEK-Konferenz
Kein Widerspruch: Glauben und Wissen
Von Donnerstag bis Sonntag haben in Passau über 40 Jugendliche an der SEEK-Konferenz teilgenommen. Bischof Dr. Rudolf Voderholzer war eingeladen, dort als “Live Sprecher” aufzutreten. Er hielt seinen Impuls im Rahmen der deutschen Konferenz, auf Weltebene geben verschiedene Sprecher jeweils einen Impuls, die meisten darunter in den USA. Der Bischof von Regensburg feierte am Samstag mit den jungen Gläubigen die Heilige Messe in der Stadtpfarrkirche St. Paul, den Impuls gab er im Festsaal St. Valentin. Es konzelebrierten der Passauer Studentenpfarrer Andreas Erndl, Seelsorger der FOCUS-Missionare, P. Martin Mayerhofer und P. Patrick Schöder, Bischofsvikar für Schule, Hochschule und Studierendenseelsorge in der Diözese St. Pölten.
Noch nie wurde so viel geglaubt
Im Rahmen seines Impulses sprach Bischof Voderholzer über Glaube und Jugendliche. Während viele Leute heutzutage meinen, Jugendliche glaubten nicht mehr, ist der Bischof anderer Auffassung. „Noch nie in der Geschichte der Menschheit wurde, auch gerade von jungen Leuten, so viel geglaubt wie heute!“ Vieles aus Internet, Fernsehen und Presse glauben wir demnach einfach, selbst dann, wenn wir die Redakteure nicht kennen. Grundsätzlich ist das auch in Ordnung, aber wir sollten die Informationen durchaus hinterfragen. Zu fragen ist dann: Ist der Sachverhalt zutreffend oder fehlt etwas? „Wie kompliziert das Ganze sein kann, erleben wir gegenwärtig angesichts der Kriegsberichterstattung aus Moskau und Kiew.“ Meldungen werden gerade in solchen Situationen in dem Sinne veröffentlicht, dass man selber am besten dasteht. „Hier dämmert es einem bereits, dass hier größte Vorsicht und Kritikbereitschaft walten muss.” Heutzutage kommunizieren junge Menschen hauptsächlich auf Sozialen Medien. Das Vertrauen im Netz ist häufig geradezu grenzenlos, es wird zu viel geglaubt. „Noch nie wurde so viel geglaubt wie heute, weil es so viele Informationen gibt, die prinzipiell verfügbar sind.“ Dies trifft auch auf den religiösen Bereich zu, was besonders im Esoterikmarkt sichtbar wird. Der britische Schriftsteller Gilbert Keith Chesterton sagte einst: „Wenn Menschen aufhören, an Gott zu glauben, dann glauben sie nicht an nichts, sondern an alles Mögliche.“ Das sei dann die Stunde der falschen Propheten, sagte Dr. Voderholzer.
Die Spannung zwischen Glaube und Wissen
„Das es zwischen einem kirchlichen Glauben auf der einen Seite und dem Bereich des Wissens auf der anderen Seite zu einem scheinbar unauflöslichen Konflikt gekommen ist, das ist eine der großen Nöte unserer Tage“, erklärte der Bischof. Dass diese beiden kein Widerspruch zueinander sind, dafür gebe es zahlreiche Beispiele. Die Theorie des Urknalls und des sich ausdehnenden Universums durch Georges Lemaître, einen katholischen Priester aus Belgien, ist ein Beispiel von vielen. Einstein und die meisten Fachleute schlossen sich Lemaîtres Auffassung an. Gerade als Christ ist man „frei, alle naturwissenschaftlichen Phänomene, alle Sachverhalte zu studieren und damit die Schöpfung näher kommen zu lassen“.
Im Anschluss stellten die jungen Gläubigen viele Fragen an Bischof Voderholzer, der seinerseits gerne mit ihnen das Mittagessen einnahm.
Weitere Infos
Was ist die SEEK Konferenz?
Die Organisation FOCUS (Fellowship of Catholic University Students) engagiert sich in vielen Hochschulgemeinden weltweit, unter anderem in der Passauer KSG. Jährlich veranstaltet sie zudem die SEEK-Konferenz in den USA. Dabei begeben sich die Jugendlichen durch Vorträge, Gottesdienste, Gebet und Diskussionsrunden auf die Suche nach Gott (“to seek”). Aufgrund von Covid findet die SEEK-Konferenz nicht wie sonst zentral in den USA statt, sondern überall auf der Welt. Aufgrund des hohen Zuspruchs möchte man zukünftig an dieser Neuerung festhalten.