Bischöfliche Zentralbibliothek erinnert mit einer Ausstellung an den Kirchenmusiker und Stiftskanonikus Michael Haller
Oft sind es runde Gedenktage, die besondere Menschen aus der Vergessenheit herausholen. So auch bei dem Regensburger Stiftskapellmeister, Kirchenkomponist und Kanoniker Michael Haller (1840-1915). Dem erfolgreichen Kirchenmusiker der Cäcilianischen Bewegung widmet die Bischöfliche Zentralbibliothek am St.-Peters-Weg 11 - 13 nun eine eigene Ausstellung anlässlich seines 100. Sterbetages.
Zu deren Eröffnung am 29. September 2015 konnte die Bischöfliche Archiv- und Bibliotheksdirektorin Dr. Camilla Weber zahlreiche Gäste aus der Welt der Kirchenmusik und dem kirchlichen Leben in Regensburg willkommen heißen. Als neue Direktorin des Hauses freute es sie besonders, die erste Ausstellung präsentieren zu dürfen. Als Tochter eines Kirchenmusikers und selbst aktive Chorsängerin in St. Cäcilia Regensburg ist Michael Haller für sie von Kindheit an ein Begleiter. Einen ähnlichen Bezug zu diesem Sohn der Oberpfalz, der 1840 in Neusath bei Nabburg geboren wurde, hat der Stiftsdekan der Alten Kapelle, Prof. Dr. Norbert Glatzel.
Im Auftrag von Bischof Rudolf Voderholzer eröffnete er an diesem Abend die Ausstellung. Bereits als Schüler des Knabenseminars Obermünster sang er Hallers Messen und Motetten, als er dann 2005 Stiftskanonikus an der Alten Kapelle wurde, begegnete er Hallers Totentafel im Stift, der dort Stiftskapellmeister (1867-1899) und dann selbst Kanonikus (1899-1915) war.
"Palestrina des 19. Jahrhunderts"
Bibliotheksrat Dr. Raymond Dittrich, Kustos der Proskeschen Musikabteilung der Bischöflichen Zentralbibliothek Regensburg, nahm die zahlreich erschienen Gäste in seinem Vortrag mit auf eine Reise, nicht nur in das Leben Hallers, sondern auch in die Geschichte der Kirchenmusik Regensburgs und dessen Zeit. Dessen ganzes Leben war erfüllt von Musik. Angefangen vom Musikunterricht beim Nabburger Stadtmusikers und dann später am Benediktinergymnasium Metten bis hin zu seinem kirchenmusikalischen Wirken nach der Priesterweihe 1864. Die Stationen waren: Präfekt an der Dompräbende (1864-1867), Kapellmeister und Inspektor am Studienseminar der Alten Kapelle (1867-1899), Lehrer für Kontrapunkt und Vokalkomposition an der Kirchenmusikschule (1874-1910) sowie kurzzeitig Domkapellmeister und damit Leiter der Domspatzen (1882).
Neben seiner umfangreichen Lehrtätigkeit, er selbst hatte auch nach seiner Weihe seine musikalische Ausbildung unter der Leitung von Domkapellmeister Joseph Schrems erweitert, schuf er 113 veröffentlichte Werke, die das Regensburger Verlagshaus Friedrich Pustet in 250 Ausgaben und Auflagen druckte. Der Oberpfälzer Michael Haller, dessen Schüler an der Kirchenmusikschule aus der ganzen Welt kamen, kann mit Recht zu den erfolgreichsten Kirchenmusikern der Cäcilianischen Bewegung gezählt werden. Diese kirchenmusikalische Restaurationsbewegung des 19. Jahrhunderts orientierte sich sehr stark an dem italienischen Komponisten Giovanni Pierluigi da Palestrina (†1594) und dessen mehrstimmigen, nicht von Instrumenten begleiteten Chorgesang.
Die Ausstellung
Die Ausstellung ist bis zum 17. Dezember 2015 geöffnet. Öffnungszeiten sind jeweils Montag bis Mittwoch, 9 - 12 Uhr und 13 - 17 Uhr sowie Donnerstag, 9 - 18 Uhr. Führungen finden am 8. Oktober, 12. November und 10. Dezember jeweils um 18 Uhr statt, Anmeldung ist nicht erforderlich. Auskünfte und Gruppenführungen nach Vereinbarung unter 0941-597-2513 und 597-2510. Der Eintritt ist frei. Der reichbebilderte Ausstellungskatalog ist im Verlag Schnell und Steiner erschienen und kann auch in der Bischöflichen Zentralbibliothek käuflich erworben werden.