Bibelnacht im Kloster Ensdorf
Wie jedes Jahr nach der Maria-Hilfberg-Festwoche in Amberg konnte auch dieses Jahr wieder eine Bibelnacht im Kloster Ensdorf durchgeführt werden. Mit großzügiger Unterstützung durch die katholische Erwachsenenbildung KEB in Amberg und durch die persönliche Motivation in den vielen Pfarreien des Dekanates Amberg-Ensdorf kamen erfreulicherweise ca. 100 Gläubige und Bibel-Interessierte zu dieser kreativen Bibelnacht. Die wunderbare Asam-Barock-Pfarrkirche St. Jakobus – erst seit fast zwei Jahren wieder ganz neu renoviert – gab dafür mit ihrem reichen künstlerischen Ausdruck einen echt würdigen Rahmen ab.
Lieblingsbibelstellen für jedermann standen im Mittelpunkt
Alexander Klette von der neuapostolischen Gemeinde in Schwandorf war sehr beeindruckt von der wunderbaren Speisung Jesu der 5000. Und er merkte an: „Jesus ist hier für das Wenige dankbar – und verwandelt es so, dass alle satt geworden sind. Sind wir selber auch Gott unserem Schöpfer dankbar für die vielen Erfahrungen in unserem Leben – oder befällt uns doch immer wieder leider ein Glaubenszweifel?“
Oberbürgermeister Michael Cerny verwies auf das Pfingstwunder beim Evangelisten Lukas und meinte: „Für mich ist diese überraschende Geschichte ein Zeichen für wohltuende Gemeinschaft, wo eben keine Trennung wegen Hautfarbe oder Religion gezogen wird, sondern miteinander gelernt wird, Toleranz und echte Mitmenschlichkeit auf zu bringen – und keine Ängste voreinander, was gerade auch für den politischen Alltag gelten sollte“.
Weihbischof Josef Graf aus Regensburg überlegte die Bibelstelle, in der Jesus die arme Witwe mit ihrem kleinen Almosen direkt als Vorbild hinstellt – im Gegensatz zu den Schriftgelehrten damals, die er offen kritisiert, weil sie eher auf ihre Opferleistungen stolz sind und sich gerne in der Öffentlichkeit zur Schau stellen. Und humorvoll fügte er hinzu.
Der evangelische Pfarrer Johannes Blohm aus Amberg verwies auf eine Stelle im Alten Testament, wo es im Buch Ruth heisst: „Dein Gott ist auch mein Gott“. Für ihn sei dies ein allererstes inter-religiöses Bekenntnis in der Bibel – und deswegen natürlich gerade für uns heute eine fröhliche Einladung zu ähnlich erfrischender Versöhnung im Alltag.
Sebastian Sonntag aus Amberg kam auf die berühmte Emmausgeschichte zu sprechen. Sie sei für ihn eine interessante Beobachtung wert, weil diese beiden verzweifelten Jünger offenbar durch das einfache Gespräch mit Jesus verwandelt wurden und tiefes Zutrauen zu ihm fanden, gerade mit ihren traurigen Fragen. Und so fragte er nach: „Kann denn nicht auch das ehrliche Gespräch mit Jesus uns in unserer modernen Zeit heute genauso aus unserer Lethargie reißen, indem wir eben wirklich zu einem tiefen motivierenden Gott-Vertrauen finden – trotz unserer Nöte und Sorgen, wie eben die beiden zweifelnden Emmausjünger damals?“
Für den ganz besonderen buddhistischen Gast Lama Tendar aus Tibet, der jedes Jahr zu Besuch beim „Licht für Tibet“ in Sulzbach-Rosenberg weilt, ist ein Wort Jesu sehr zentral, wo er sagt: „Liebt doch einander, wie ich euch geliebt habe“. Und diese Zeile sprach er sogar in deutscher Sprache. Herr Tashi Antotsang übersetzte seine Gedanken und führte aus, dass das Friedensmandala, das schon den ganzen Tag über sehr kunstvoll hergestellt worden war, in den vier Farben die vier Himmelsrichtungen und die vier Elemente darstelle. Liebe sei einfach ein anderes stimmiges Wort für Friede. Buddhismus und Christentum sollten ganz praktisch miteinander an diesem wichtigen Ziel auf unserer gemeinsamen Erde arbeiten.
Poetry-Slam und Bibelinterviews
Die Studentin Laura aus Regensburg verstand es hervorragend auf ihre eigene Poetry-Slam-Weise, über 5 Minuten in dichterischer Reimform völlig frei gesprochen die bekannte Geschichte vom verlorenen Sohn auf ganz neue, ja prickelnde Weise nachzuerzählen, sodass bestimmte Aussagen von ihr wirklich unter die Haut gingen. Für eine mitreißende musikalische Umrahmung sorgte die junge Chorgruppe „HoriSing“ aus Amberg, was ganz deutlich am großen Applaus in der Kirche hörbar war. Zwei evangelische Christen aus Amberg, Heinrich und Alfons, versuchten sich überzeugend an einer kurzen biblischen Theaterszene. Bibel-Interviews wurden von P. Alfred Lindner SDB auf Video gezeigt, unter anderem von den Kardinälen Marx und Lehmann, von Bischof Rudolf Voderholzer, von der Fussballerin Sarah Däbritz, die ja früher als Ministrantin in Ebermannsdorf aufgetreten ist, die Kabarettistin Lizzy Aumeier aus Neumarkt oder beipsielsweise die Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann und Bodo Ramelow.