„Bernhard Lehner ist ein Fürsprecher bei Gott“ – 1700 Gläubige beim Bernhardfest in Herrngiersdorf
Weihbischof Dr. Josef Graf bezeichnete den ehrwürdigen Diener Gottes Bernhard Lehner in seiner Predigt beim Bernhardfest in Herrngiersdorf am Sonntagvormittag als einen „Fürsprecher bei Gott“.
Bei Kaiserwetter, dem sogenannten Bernhardwetter, beteten beim Festgottesdienst und bei der Andacht mit Kinder- und Ministrantensegnung auf dem Platz vor dem Feuerwehrhaus rund 1700 Gläubige für die Seligsprechung des ehrwürdigen Diener Gottes Bernhard Lehner in Herrngiersdorf.
Vizepostulator Diakon Norbert Steger hatte die vielen Gläubigen in der Ortsmitte vor dem Feuerwehrhaus begrüßt. Sein besonderer Gruß galt Pfarrer Dr. Stephen Annan, der zum 1. September dieses Jahres die Seelsorge in der Pfarreiengemeinschaft Sandsbach-Semerskirchen übernommen hat, und bat ihn die Sache Bernhard Lehner weiterzuführen.
Es braucht ein Wunder
Vor 65 Jahren, am 14. September 1952, wurden die sterblichen Überreste von Bernhard Lehner aus seinem Grab erhoben und in der Gruft in der Kirche St. Martin beigesetzt. Zu dieser feierlichen Übertragung durch den Regensburger Erzbischof Michael Buchberger kamen 20.000 Menschen nach Herrngiersdorf. Seither ist der Zustrom zum Grab von Bernhard Lehner ungebrochen. Der Höhepunkt der Verehrung ist das jährliche Bernhardfest, bei dem um die Seligsprechung von Bernhard Lehner gebetet wird. Ein großer Schritt auf dem Weg zur Seligsprechung von Bernhard Lehner wurde am 2. April 2011 erreicht, als Papst Benedikt XVI. Bernhard Lehner den heroischen Tugendgrad verliehen hat. Seitdem darf Bernhard Lehner offiziell als ehrwürdiger Diener Gottes bezeichnet werden. Voraussetzung für die Seligsprechung ist nun ein Wunder, dass der Fürsprache von Bernhard Lehner zugeschrieben werden kann.
Bernhard Lehner: Offen für Gott und für die Menschen
Weihbischof Dr. Josef Graf brachte in seiner Einleitung seine Freude zum Ausdruck, dass er mit den zahlreichen Bernhard-Verehrern in Herrngiersdorf den Gebetstag um die Seligsprechung des ehrwürdigen Diener Gottes feiern darf. Er fühle sich auch mit Bernhard Lehner verbunden, denn er zählte zusammen mit dem bereits jung verstorbenen Mitschüler Peter Meier aus Herrngiersdorf zu den letzten „Obermünsterern“. Auch Bernhard Lehner hatte das gleiche bischöfliche Knabenseminar in Obermünster besucht.Seine Predigt begann Weihbischof Dr. Graf mit dem Hinweis auf den die Wunderheilung eines Taubstummen beschreibenden Ephata-Ritus, den er bei Taufen gerne verwende, da er die Offenheit des Menschen beschreibt. Der am 4. Januar 1930 geborene Bernhard Lehner wurde bereits am 9. Januar kurz nach seiner Geburt getauft nach dem alten Ephata-Ritus.
Bernhard Lehner zeigte eine gesunde und echte Frömmigkeit
Offen für Gott und für die Menschen, das war der Diener Gottes Bernhard Lehner, um dessen Seligsprechung wir heute besonders beten. In der Rückschau dürfen wir sagen, in diesem Kind und diesem Jugendlichen war etwas Besonderes. Viele Aussagen von Bernhard Lehner, die der Jesuitenpater Josef Kunz in seinem Bernhardbuch „Unser Bernhard“ überliefert hat, zeigen bei ihm eine ganz besondere Offenheit für Jesus und für seine Botschaft. Bernhard Lehner zeigte eine gesunde und echte Frömmigkeit. Bernhard Lehner verspürte bereits früh den Wunsch Priester zu werden und trat im September 1941 in das Bischöfliche Knabenseminar in Obermünster ein. Damals in der Zeit des Zweiten Weltkrieges war sein Wunsch Priester zu werden sehr angefochten. Da brauchte es schon einen festen Stand mit tiefen Wurzeln, um diesen Anfechtungen Stand zu halten.
„Wenn ich Priester werde, will ich dorthin gehen, wo sie gar keinen Glauben haben!“
Dennoch aber braucht es Vorbilder, die bereit sind ihr Leben für die Verkündigung des Evangeliums einzusetzen und die offen sind für den Nächsten und den Anspruch Gottes. Diese Offenheit, so der Weihbischof, zeigte sich im jungen Knabenseminaristen Bernhard Lehner. Er wollte sein Leben Gott und den Menschen zur Verfügung stellen. So wird er mit den Worten zitiert: „Wenn ich Priester werde, will ich dorthin gehen, wo sie gar keinen Glauben haben!“ Priester ist man nicht für sich, sondern für die anderen. Dabei zeigte er auch seine Offenheit für die letzte und entscheidende Erwartung des Christen – das ewige Leben bei Gott. Anfang Dezember 1943 erkrankte Bernhard Lehner an septischer Diphterie. Am 24. Januar 1944 ist er an dieser Krankheit gestorben. Seinen Angehörigen sagte er angesichts des nahen Todes: „Ich geh doch zum Heiland in den Himmel. Wer wird denn weinen, wenn man in den Himmel kommt!“ Wir haben zwar einen eifrigen Priester weniger, aber wir dürfen annehmen, dass die Kirche in Bernhard Lehner einen Fürsprecher mehr bei Gott hat, resümierte Weihbischof Dr. Josef Graf. Das Gebet ist ein füreinander Eintreten. Auch die Fürbitte derer, die vor uns gelebt haben, die Fürbitte der Heiligen und Seligen, der Dienerinnen und Diener Gottes.
In Anlehnung an das Evangelium betonte der Weihbischof, dass der Mensch ohne Christus innerlich taub und stumm bleibt. Der junge Bernhard Lehner zeigt uns, was aus Menschen wird, die mit dieser Taufgnade des Ephata in der besonderen Offenheit und Liebe zu Gott leben. Wir dürfen und sollen unserem Diener Gottes Bernhard Lehner unsere Anliegen und Sorgen anvertrauen. Wir beten darum, dass wir Bernhard Lehner bald als Seligen in unserer Kirche verehren dürfen.
Ein ganzer Tag im Zeichen Bernhard Lehners Zur Nachmittagsandacht fanden sich bei strahlendem Sonnenschein wieder viele Gläubige ein. Weihbischof Dr. Graf sagte in seiner Nachmittagspredigt: „Bernhard Lehner hat das Evangelium gelebt und war uns getauften Christen ein Vorbild im Glauben auch im Hinblick auf das ewige Leben bei Gott!“ Die Gläubigen rief der Weihbischof auf, Bernhard Lehner in ihren Sorgen und Nöten anzurufen und auf die Fürsprache des ehrwürdigen Diener Gottes Bernhard Lehner zu vertrauen. Nach der Predigt wurde bei der Kinder- und Minstrantensegnung den zahlreich anwesenden Kindern und Ministranten durch Handauflegung der Einzelsegen von den anwesenden Priestern erteilt. Im weiteren Verlauf wurden Bitten für den Beistand in Krankheit, in der Schule, bei der Gewinnung von Freunden, für Priester- und Ordensleute und für den Zusammenhalt in den Familien vorgetragen. Nach der eucharistischen Anbetung und der Aussetzung erteilte Weihbischof Dr. Graf den eucharistischen Segen.