„Bemüht Euch um das Wohl der Stadt“ - Bischof Rudolf betet mit Gläubigen bei der Bittprozession in allen Anliegen der Stadt Regensburg
Die Redensart "Jemanden ins Gebet nehmen" wird von manchen Zeitgenossen eher negativ verstanden, dabei ist es eigentlich ein großer Beweis der Liebe oder Sympathie. Traditionsgemäß lädt Bischof Dr. Rudolf Voderholzer am Vorabend des Hochfestes Christi Himmelfahrt die Gläubigen der Regensburger Innenstadtpfarreien zu einem Pontifikalamt in den Dom St. Peter und dann im Anschluss zu einer Bittprozession durch die Innenstadt ein. Leitwort in diesem Jahr war das Wort des Propheten Jeremias "Bemüht Euch um das Wohl der Stadt" (Jeremias 29,7), wie jedes Jahr wurden auch diesmal die vielfältigen Nöte und Anliegen unserer Zeit ins Gebet der Gläubigen genommen.
Weltkirche ist auch Gebetsgemeinschaft
Viele verschiedene Gruppierungen und Vereinigungen der Stadt waren im Regensburger Dom vertreten. Neben dem Dom- und den Stiftskapiteln waren auch zahlreiche Ordensfrauen, die Seminaristen des Priesterseminares St. Wolfgang, die Domspatzen und die Ministranten aus den Innenstadtpfarreien in den Dom gekommen. Der Malteserhilfsdienst (MHD), die Kolping-Familien, der Katholische Arbeitnehmerbund (KAB) und die Deutsche Hospitalité Notre Dame de Lourdes waren durch Fahnenabordnungen präsent.
Dass die Katholische Kirche eine Weltkirche ist, das wurde nicht nur durch die indischen Seminaristen aus dem Regensburger Priesterseminar deutlich. Bischof Rudolf konnte Gäste aus dem fernen Südkorea begrüßen: Weihbischof Linus Lee Seong-hyo aus der Diözese Suwon nahm mit sechs Priestern am Pontifikalamt und der Bittprozession teil. Der 24. Mai ist seit 2008 der Weltgebetstag für die Kirche in China, auch dieses Anliegen wurde mit hineingenommen von der großen, vielfältigen Beterschar. Bischof Rudolf bat die Gläubigen auch, die Opfer und Hinterbliebenen des Anschlages von Manchester mit in das Gebet aufzunehmen, sowie die evangelischen Christen, die an diesem Wochenende ihren Kirchentag in Berlin und Wittenberg feiern. Dass die Begegnung von Papst Franziskus und dem amerikanischen Präsidenten Donald Trump dem Frieden diene, auch dieses Anliegen empfahl der Bischof dem Gebet aller Anwesenden.
Auffahren und dableiben kann eins sein
Am Vorabend des Hochfestes Christi Himmelfahrt nahm Bischof Rudolf Voderholzer das Festgeheimnis, Jesu Fortgehen zum Vater, und Jesu Verheißung im Evangelium, "Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt" (Mt 18,20), in den Blick und stellte die Frage: "Ist es möglich, wegzugehen und trotzdem dazubleiben?" Ja, es ist möglich, und Jesus ist gleich in dreifacher Weise bei uns: in den Sakramenten, in der Feier der Eucharistie und im Tabernakel. Zum Beispiel im gemeinsamen Gebet und der Lesung der Heiligen Schrift getreu seiner Aussage "Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen" (Mt 18,20) und in jedem Nächsten der uns begegnet: "Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan" (Mt 25,40).
"Für wen macht ihr das eigentlich?"
Nach dem Pontifikalamt setzte sich die Lichterprozession singend und betend durch die abendliche Innenstadt in Gang, vorbei an den vielen Orten des alltäglichen Lebens, aber auch an den Orten des Gebetes: der Kollegiatstiftskirche Unserer Lieben Frau zur Alten Kapelle, bei den Karmeliten am Alten Kornmarkt, der Beichtkirche in der Stadt, der Stiftspfarrkirche St. Kassian bis hin zum Vorplatz der Basilika St. Emmeram. Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlicher Gruppen trugen sieben Fürbitten vor. Mit dem bischöflichen Segen und dem Te Deum endete die Bittprozession 2017. Auch heuer war sie wieder ein frohes und beherztes Bekenntnis des Glaubens, ein Hineintragen Gottes in die Welt. Viele der Passanten, die gerade in Tracht auf dem Weg zur Dult waren, blieben stehen, machten ein Foto mit ihrem Smartphone oder sangen und beteten sogar mit. Wohl nicht jeder verstand genau, was da passierte. "Für wen macht ihr das eigentlich?", wollte ein junger Bursche wissen. "Für Gott und für die Menschen", gab ihm eine Ordensfrau zur Antwort.