Beim Priester- und Ordensnachwuchs nicht auf „Wunder“ warten
(pdr) „Jeder Priester kann unabhängig von seinem Alter Vorbild sein und für seine Entscheidung zum Priestertum Zeugnis geben.“ Das betonte Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller bei einem Dankgottesdienst mit den 50-jährigen Priesterjubilaren am Freitag, 11. Juni auf Schloss Spindlhof und dankte den Geistlichen für ihren Dienst bis ins hohe Alter. Mit ihrer Entscheidung zum Priestertum hätten sie nicht nur einen Teilbereich ihres Lebens in den Dienst Gottes gestellt, sondern ihre ganze Existenz. Der Dienst des Priesters gehe weit über einen soziologisch oder politisch verstandenen Leitungsdienst hinaus. Jeder Priester sei vielmehr „Dolmetscher des Gottesgeheimnisses“ für die ihm anvertraute Gemeinde und stehe im sakramentalen Verständnis der Kirche für Jesus Christus selbst. Selbstverständlich sei der Priester nicht Christus, aber Christus selbst handle durch den geweihten Priester. Wenn heute sich manche für eine nur sozilogisch verstandene Auffassung des Priesters auf das Konzil beriefen, sei dies jedoch falsch, betonte der Bischof. In den Texten des Konzils werde genau dieses sakramentale Verständnis des priesterlichen Dienstes festgehalten.
Wurden am 29. Juni 1954 im Dom 39 Priester für das Bistum Regenburg und fünf Ordensleute geweiht, so sind es in diesem Jahr sieben junge Männer, die Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller am 26. Juni zu Priestern weiht. Dies sei jedoch kein Grund, pessimistisch in die Zukunft zu blicken, denn „dieses Jahr ist nicht das letzte Jahr in der Kirchengeschichte und es ist durchaus möglich, dass die Zahl wieder steigt, wenn die Kirche in den Familien und Gemeinschaften lebendiger wird.“, sagte Bischof Gerhard Ludwig in seiner Predigt. Die Kirchengeschichte biete viele Beispiele, wie nach Zeiten des Rückgangs der Berufungen für Priester- und Ordensberufe auch wieder Zeiten der Blüte gefolgt sind. Nicht zuletzt das Zeugnis der älteren Priester, dass ihr Leben und ihre Lebensentscheidung zu einem erfüllten Leben geführt haben und sie freudig auf ihren Dienst zurückschauen, sei dabei für junge Menschen vor der Entscheidung von großer Bedeutung. „Wenn man den jungen Leuten sagt: Ich bin heute noch froh, dass ich damals die Entscheidung so getroffen habe und zum Weihealtar getreten bin, dann entfaltet das durchaus seine Wirkung“, so der Bischof. Selbstverständlich sei auch das Gebet um Berufungen wichtig, aber das katholische Verständnis von Gnade schließe menschliche Bemühungen ja keinesfalls aus. „Deshalb wollen wir nicht auf ein ‚Wunder’ warten, sondern unseren wesentlichen Beitrag in diesem Anliegen leisten“, ermutigte der Bischof zu großer Einsatzbereitschaft für die Förderung des Priester- und Ordensnachwuchses.