Begegnung von Kunst und Kirche: Aschermittwoch der Künstler
Seit mehr als 100 Jahren gibt es den Aschermittwoch der Künstler. Im Bistum Regensburg lud Bischof Rudolf Voderholzer in diesem Jahr in die Minoritenkirche am Dachauplatz ein. Ehrengast war Markus Lüpertz, der zu den bekanntesten deutschen Künstlern der Gegenwart zählt.
Mit einem meditativ wandelndem Miserere eröffnete der Chor der Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik den Gottesdienst. Schritt für Schritt trugen die Sängerinnen und Sänger das monotone "Erbarme Dich" in den Kirchenraum hinein.
Künstlerseelsorger und Domvikar Werner Schrüfer hieß die Künstlerinnen und Künstler der Region herzlich willkommen. Bischof Rudolf stellte in seiner Predigt die Frage in den Raum, warum es denn ausgerechnet der Aschermittwoch sei, an dem diese ausdrückliche Begegnung von Kunst und Kirche stattfindet.
Weihnachten oder Pfingsten: Eine Alternative?
Wäre nicht das Weihnachtsfest besonders prädestiniert? Der Tag, an dem wir die Geburt des Herrn feiern, die Tatsache, dass Gott sich selbst dieser Welt eröffnet, das Bilderverbot des Alten Testaments mit eigenem Handeln aufhebt und somit gleichsam die geistliche Legitimation künstlerischen Schaffens liefert; ein Ereignis, das geradezu zu eine Entfesselung menschlicher Kreativität führte.
Natürlich böte sich auch Pfingsten als Tag der besonderen Begegnung zwischen Kunst und Kirche an, so Bischof Voderholzer. Der Tag göttlicher Inspiration, an dem wir Menschen plötzlich und verblüfft erlebten, dass wir alle eine Einheit als Gottes Geschöpfe bilden, dass die Grenzen von Sprache und Herkunft sich in Nichts auflösen im Licht des Schöpfergeistes. Gerade Künstler seien Menschen, die Erfahrung haben mit Inspiration.
Künstler lehren uns das genaue Hinsehen
Dennoch, resümierte Bischof Rudolf, sei auch der Aschermittwoch kein schlechter Termin für diese Begegnung. Mit dem Aschermittwoch beginne die Fastenzeit, eine Zeit der Gnade, der Wesentlichkeit und des Neuaufbruchs. Eine Zeit, das genaue Hinschauen wieder zu erlernen, und eine Zeit der Langsamkeit. <link http: www.bistum-regensburg.de typo3conf ext mediathek_main uploads _blank external-link-new-window zu fastenzeit>Den Hirtenbrief des Bischofs zur Fastenzeit lesen Sie hier.
Bischof Rudolf zu den Künstlern: "Sie lehren uns, genau und noch genauer hinzusehen. Sie lassen uns Fragen entdecken, die vielleicht schon in uns wohnen, helfen uns die Vorläufigkeit der Welt auszuhalten und stacheln uns an, die eigene Vollendung anzustreben."
Die Künstlerinnen und Künstler und alle anderen Gottesdienstteilnehmer ließen sich danach mit dem Aschenkreuz bezeichnen. Mit der "heilsamen Grobstaubkonzentration" aus der Asche verbrannter Palmzweige, so Bischof Rudolf, bekennen wir uns sichtbar als bewusste Menschen mit nur einem einzigartigen Leben: zu Schuld und Unzulänglichkeit, die Gott mit seiner Erlösungstat getilgt hat, zu unserer Hoffnung auf ein unsterbliches Leben bei Gott.
Von der Minoritenkirche ging es in den Leeren Beutel. Dr. Maria Baumann, Leiterin der Kunstsammlungen des Bistums Regensburg und die Galeristin Andrea Madesta begrüßten die Gäste.
Der Raum, die Aufmerksamkeit und die Blicke gehörten dem Maler, Grafiker und Bildhauer Markus Lüpertz. Das Gesamtwerk "Markus Lüpertz" am Aschermittwoch der Künstler lässt sich wohl am besten mit einzelnen Worten beschreiben: Das Ich, seine Einzigartigkeit, sein Schwelgen, seine Sehnsucht, sein Klopfen an die Grenzen, seine Geistigkeit, seine Schönheit, sein Urteil und seine Beurteilung und die Lust, selbst zu sein. Kurz betitelt: das Menschsein.
Zitate von Markus Lüpertz
"Ich leide, wenn ich Plastikvasen in Kirchen sehe."
"Zum Glauben gehören Ästhetik und Sinnlichkeit."
Über seine Arbeit für kirchliche Auftraggeber: "Kein Kardinal und kein Bischof reden mir drein. Sie können akzeptieren, was ich vorschlage oder ablehnen."
Über Kirchenfenster, die er schuf: "Kirchenfenster kann man nicht so einfach abhängen." "Demokratisierung in der Kunst ist im Übrigen Quatsch."
Über Gott und die Künstler: "Maler sind die Gesellen Gottes. Sie haben Gott nicht dabei geholfen, die Welt zu schaffen, aber sie sichtbar zu machen."
Über sich selbst: "Ich zeichne wie Raffael, wie Rembrandt. Ich kann das. Ich habe kein Problem damit, das so zu sagen. Wenn Sie den Glauben an sich selbst verlieren, sind Sie verloren."
Über die conditio humana: "Sie werden Ihr Ideal nie erreichen. Sie sind immer auf dem Weg. Wir scheitern grundsätzlich."
Über den Glauben, die Kunst und die Liebe: "Kunst muss man glauben. Wie Gott und die Liebe. Warum lassen sich so viele Menschen scheiden? Weil ein Beweis für die Liebe verlangt wird. Und wenn er erbracht ist, ist die Liebe tot."