„Das Christentum ist die größte Botschaft, die die Welt je gesehen hat.“ (Peter Seewald)
Ihre Texte sind in einer modernen Aufmachung erhältlich. Wie wichtig ist das für Ihr Projekt?
Das Design ist wichtig: traditionell, aber in unserer Zeit angekommen. Unsere Ausgabe soll attraktiv sein, ich finde, das ist uns ganz gut gelungen. Mit war es wichtig, ein Zeichen zu setzen. Unsere Bücher veralten nicht – sie sind schon alt. Diese Klassiker müssen auch gut angeboten werden. Wir brauchen deshalb auch eine gute, ansprechende graphische Sprache. Mit dieser Aufmachung sind die Klassiker neu und besser zugänglich. Diese Bände muss man eben auch kreativ aufbereiten – diesen Ansatz verfolge ich.
Woher stammt die Idee für diese Reihe?
Ich habe einmal einen Klosterladen betrieben, der auch eine Ecke für Literatur hatte. Ich bin da einmal einem Bibliothekar begegnet, der die ganzen Dubletten seiner Klosterbibliothek aussortierte – die meisten Bände sollten vernichtet werden. Ich wollte sie in meinem Klosterladen stellen und dort verkaufen, viele Bücher habe ich dann aber selbst mit nach Hause genommen. Es war ein Erlebnis für mich, durch diese alten Bücher zu gehen. Das war der Ursprung der Idee: Ich habe den Wert dieser antiquarischen Literatur entdeckt. Später bin ich bei einem Abendessen mit Freunden auf das konkrete Projekt gekommen. Wir haben heute ein Bücherschwemme, weil so viele Bücher erscheinen; dazu gehören aber auch viele schwache Bücher. Zu unserer Reihe gehört kein einziges schwaches Buch. Wir müssen die Kultur und den Geist dieser Werke vor der Vergessenheit bewahren. Das Christentum hat unsere Kultur groß gemacht. Das dürfen wir ja nicht aufgeben.
Brauchen wir diese Literatur für unseren Glauben?
Wir brauchen viele Impulse, um die Größe und Weite des Christentums zu entdecken. Das war ja gerade der Ansatz von Papst Benedikt XVI.: Der Versuch, den Glauben in die neue Zeit hineinzusprechen, ohne den Grundbestand unseres Glaubens aufzugeben. Unsere Bücher sind zeitlos und für die Zukunft bedeutsam. Es wird weiterhin einen Niedergang der institutionellen Volkskirche geben. Es bleiben überzeugte Christen; für dieses Glaubensleben braucht es auch gute Literatur und religiöse Bildung.
Wir brauchen in der Kirche einen Perspektivenwechsel. An den Inhalten müssen wir nichts verändern, die sind uns geschenkt. Diese Inhalte muss man aber spannend aufbereiten. Das betrifft nicht nur die Literatur, sondern überhaupt unser Glaubensbekenntnis. Unsere Botschaft ist modern, wir müssen sie für unsere Zeit aber besser erzählen. Darin liegt unsere Aufgabe. Es hilft nicht, sich einfach nur ein scheinbar modernes Mäntelchen umzulegen. Wir müssen wieder zur Avantgarde werden! Das Christentum ist die größte Botschaft, die die Welt je gesehen hat.
Dabei setzen sie auch auf Erzählungen. Das überrascht auf den ersten Blick – Klassiker wie Augustinus würde man in einer solchen Reihe auf jeden Fall erwarten. Einer Ihrer ersten Bände ist aber auch „Der Herr der Welt“ von Robert Hugh Benson. Warum?
Das ist ein ganz großer utopischer Roman, der auch ein Vorläufer etwa von Orwells „1984“ ist. Das ist ein irrsinnig aktuelles Buch, das die Herausforderungen einer Glaubensgemeinschaft in einer säkularen Welt beschreibt. Unsere Bücher sollen ja nicht nur eine Entspannung für lange Winterabende sein. Sie sollen für unsere Zeit helfen, sich zu orientieren und Sinn zu suchen. Unsere Reihe ist nicht akademisch, sondern praktisch angelegt. Wir wollen den Menschen unserer Zeit eine Hilfestellung geben. Es geht um Wahrheiten, die über den heutigen Tag hinausgehen.
Vielen Dank für das Gespräch.
Interview: Benedikt Bögle
(mk)