News Bild Autor Peter Seewald im Interview über sein neues Projekt „edition credo“

Autor Peter Seewald im Interview über sein neues Projekt „edition credo“

Katholische Klassiker in neuem Gewand

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Regensburg, 26. Mai 2023

Peter Seewald ist einer der bekanntesten katholischen Autoren in Deutschland. Er gab drei Interviewbücher mit Joseph Ratzinger - Benedikt XVI. vor und nach seiner Wahl zum Papst heraus: „Salz der Erde“, „Gott und die Welt“ sowie „Licht der Welt“. 2020 erschien seine monumentale Biographie zum Leben des deutschen Papstes. Nun widmet sich der Autor einem neuen Projekt: Die „edition credo“ gibt katholische Klassiker in einer neuen Aufmachung heraus.

Die Bände erscheinen in drei Kategorien. „Klassik“ versammelt theologische und spirituelle Werke, die die Kirchengeschichte geprägt haben – etwa Augustinus‘ „Bekenntnisse“ oder die Benediktsregel. In der Kategorie „Biographie“ erscheinen Lebensbilder herausragender Christen, beginnend mit „Franz von Assisi“ von Julien Green. „Credo Erzählung“ schließlich bietet katholische Romane und Geschichten, vornweg „Der Herr der Welt“ von Robert Hugh Benson. Im Juli wird der zehnte Band der Reihe erschienen sein, geplant sind bis zu 50 Bücher. Herausgeber Peter Seewald spricht im Interview über das Projekt.

Herr Seewald, Ihre Reihe beginnt mit den „Bekenntnissen“ des Augustinus, einem Band, der bereits in unzähligen Editionen verfügbar ist. Was ist das Besondere Ihrer Ausgabe und Ihrer Reihe?

Einige Bände sind natürlich sehr bekannt und in vielen Ausgaben erhältlich. Einige Titel sind aber gar nicht mehr bekannt, zum Beispiel Julien Greens Biographie über Franz von Assisi oder Sigrid Undsets Biographie über Katharina von Siena. Im Grundsatz geht es bei unserer Reihe um die Frage: Was gehört zum Kanon, zum Grundbestand katholischer Literatur? Auf Augustinus etwa oder Benedikt von Nursia kann man nicht verzichten. Es geht uns um den katholischen Kanon an sich.

Sie wollen Klassiker der katholischen Literatur versammeln. Was macht denn ein Werk zu einem „Klassiker“?

Klassiker sind große Autoren, die eine wichtige Rolle gespielt haben – wie eben Augustinus oder Benedikt von Nursia. Ihre Texte und ihre Lebensgeschichte sind aus der Geschichte der Kirche nicht wegzudenken. Diese Texte sind zeitlos gültig. Diese Texte erzählen etwas über die großen Heiligengestalten unserer Kirche, die immer aktuell bleiben werden. Unser Ansatz ist ja nicht, ein Werk mit einer riesigen Auflage herauszugeben. Die Texte sind auch eine Provokation gegenüber dem Zeitgeist und der aktuellen Diskussion. In der medialen Darstellung ist unsere Vorstellung vom katholischen Glauben sehr verengt. Unser Ansatz zur Evangelisierung kann nur darin liegen, unsere Wurzeln wiederzuentdecken – nicht irgendwelche Strukturfragen zu stellen, die nur einen sehr begrenzten Kreis interessieren, aber die Sinnfrage nicht befriedigend beantworten. Die Texte unserer Reihe machen unsere Kirche aus. Das Projekt ist mein fast hilfloses Ausrufezeichen, auf etwas so Großes und Bedeutendes hinzuweisen. Wir dürfen diese Texte nicht verlieren.

Peter Seewald

„Das Christentum ist die größte Botschaft, die die Welt je gesehen hat.“ (Peter Seewald)



Ihre Texte sind in einer modernen Aufmachung erhältlich. Wie wichtig ist das für Ihr Projekt?

Das Design ist wichtig: traditionell, aber in unserer Zeit angekommen. Unsere Ausgabe soll attraktiv sein, ich finde, das ist uns ganz gut gelungen. Mit war es wichtig, ein Zeichen zu setzen. Unsere Bücher veralten nicht – sie sind schon alt. Diese Klassiker müssen auch gut angeboten werden. Wir brauchen deshalb auch eine gute, ansprechende graphische Sprache. Mit dieser Aufmachung sind die Klassiker neu und besser zugänglich. Diese Bände muss man eben auch kreativ aufbereiten – diesen Ansatz verfolge ich.

Woher stammt die Idee für diese Reihe?

Ich habe einmal einen Klosterladen betrieben, der auch eine Ecke für Literatur hatte. Ich bin da einmal einem Bibliothekar begegnet, der die ganzen Dubletten seiner Klosterbibliothek aussortierte – die meisten Bände sollten vernichtet werden. Ich wollte sie in meinem Klosterladen stellen und dort verkaufen, viele Bücher habe ich dann aber selbst mit nach Hause genommen. Es war ein Erlebnis für mich, durch diese alten Bücher zu gehen. Das war der Ursprung der Idee: Ich habe den Wert dieser antiquarischen Literatur entdeckt. Später bin ich bei einem Abendessen mit Freunden auf das konkrete Projekt gekommen. Wir haben heute ein Bücherschwemme, weil so viele Bücher erscheinen; dazu gehören aber auch viele schwache Bücher. Zu unserer Reihe gehört kein einziges schwaches Buch. Wir müssen die Kultur und den Geist dieser Werke vor der Vergessenheit bewahren. Das Christentum hat unsere Kultur groß gemacht. Das dürfen wir ja nicht aufgeben.

Brauchen wir diese Literatur für unseren Glauben?

Wir brauchen viele Impulse, um die Größe und Weite des Christentums zu entdecken. Das war ja gerade der Ansatz von Papst Benedikt XVI.: Der Versuch, den Glauben in die neue Zeit hineinzusprechen, ohne den Grundbestand unseres Glaubens aufzugeben. Unsere Bücher sind zeitlos und für die Zukunft bedeutsam. Es wird weiterhin einen Niedergang der institutionellen Volkskirche geben. Es bleiben überzeugte Christen; für dieses Glaubensleben braucht es auch gute Literatur und religiöse Bildung.

Wir brauchen in der Kirche einen Perspektivenwechsel. An den Inhalten müssen wir nichts verändern, die sind uns geschenkt. Diese Inhalte muss man aber spannend aufbereiten. Das betrifft nicht nur die Literatur, sondern überhaupt unser Glaubensbekenntnis. Unsere Botschaft ist modern, wir müssen sie für unsere Zeit aber besser erzählen. Darin liegt unsere Aufgabe. Es hilft nicht, sich einfach nur ein scheinbar modernes Mäntelchen umzulegen. Wir müssen wieder zur Avantgarde werden! Das Christentum ist die größte Botschaft, die die Welt je gesehen hat.

Dabei setzen sie auch auf Erzählungen. Das überrascht auf den ersten Blick – Klassiker wie Augustinus würde man in einer solchen Reihe auf jeden Fall erwarten. Einer Ihrer ersten Bände ist aber auch „Der Herr der Welt“ von Robert Hugh Benson. Warum?

Das ist ein ganz großer utopischer Roman, der auch ein Vorläufer etwa von Orwells „1984“ ist. Das ist ein irrsinnig aktuelles Buch, das die Herausforderungen einer Glaubensgemeinschaft in einer säkularen Welt beschreibt. Unsere Bücher sollen ja nicht nur eine Entspannung für lange Winterabende sein. Sie sollen für unsere Zeit helfen, sich zu orientieren und Sinn zu suchen. Unsere Reihe ist nicht akademisch, sondern praktisch angelegt. Wir wollen den Menschen unserer Zeit eine Hilfestellung geben. Es geht um Wahrheiten, die über den heutigen Tag hinausgehen. 

Vielen Dank für das Gespräch.


Interview: Benedikt Bögle
(mk)

Weitere Infos

Die einzelnen Bände können direkt über die Edition Credo bezogen werden.

Sie kosten - von einzelnen Ausnahmen abgesehen - je 16,80 Euro.



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