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Ausstellung von Aloisia Parzer-Buchinger in der Galerie St. Klara

Werke, so heiter und ernsthaft wie die Künstlerin

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Regensburg, 26. Januar 2023

Die Galerie St. Klara präsentiert in der Ausstellung „Zeitlose Netzwerke“ Werke der 2016 verstorbenen Künstlerin Aloisia Parzer-Buchinger aus Hartheim in Österreich. Zu Eröffnung begrüßte KJF-Direktor Michael Eibl zahlreiche Gäste in der Galerie St. Klara.

Kristiane Petersmann, künstlerische Leiterin der KULTURFORMEN Linz, blickte auf das Leben der Künstlerin zurück und stellte ihr Wirken vor: „Aloisa Parzer-Buchinger wurde 1953 in Oberösterreich geboren und verstarb am 18. Dezember 2016. Sie stammte aus einem Bauernhof im lnnviertel, lebte dort bis zu ihrem 30. Lebensjahr und danach im Institut Hartheim. Dort erlebte sie Veränderungen im Sozialbetrieb mit, zuerst lebte sie noch im Haupthaus, arbeitete in den Werkstätten.“ Im Rahmen der Dezentralisierung kam sie in eine nahegelegene Wohngruppe, wo sie gewissermaßen auf einen Bauernhof zurückkehrte und sich sehr wohlfühlte. Aloisia oder „Loisi“, wie sie liebevoll genannt wurde, war neben ihrer kognitiven Beeinträchtigung auch gehörlos, sie verständigte sich mit Gebärdensprache. „Sie liebte es, sich farbenfroh und auffällig zu kleiden, oft war sie mit einem großen Hut und vielen bunten Halsketten zu sehen“, berichtete Kristiane Petersmann.

Die Künstlerin: liebevoll und energisch zugleich

Von 1994 bis 2013 kam sie ein- bis zweimal in der Woche in das institutseigene Atelier Neuhauserstadel, wo sie mit großer Begeisterung „ihre wunderbaren Zeichnungen“ anfertigte. Dort erhalten junge Künstlerinnen und Künstler für sechs Monate Kunststipendien, mit der Auflage, zwei Tage pro Woche mit künstlerisch interessierten Bewohnerinnen und Bewohnern aus Hartheim zu arbeiten. „Loisi hat viele von ihnen miterlebt. Mit ihrer liebevollen, herzlichen aber auch sehr energischen Art, konnte sie Halt und Sicherheit geben“, erinnerte sich Petersmann. „So erging es auch mir persönlich, als ich in jungen Jahren als Stipendiatin mit ihr arbeiten durfte. Relativ unbedarft im Umgang mit Menschen mit Beeinträchtigungen war ich ganz schön nervös und hatte Angst etwas falsch zu machen. Es war Loisi, die immer meine Hand hielt oder mich umarmte und mir vermittelte, dass ich ganz beruhigt sein konnte. Damals wurde mir klar, dass es nicht die Künstlerinnen und Künstler im Atelier waren, die limitiert sind, sondern ich.“

V.l.: KJF-Direktor Michael Eibl, Kristiane Petersmann, künstlerische Leiterin der KULTURFORMEN Linz, und Thomas Weixlbaumer, Geschäftsführer der Schön für besondere Menschen GmbH. Foto © KJF/Sebastian Schmid

Unverwechselbarer, archaischer Stil

„Beeindruckend ist beim Betrachten ihrer Bilder ihr ganz persönlicher und unverwechselbarer Stil, der viele Facetten hat, aber durch all die Jahre immer erkennbar bleibt.“ Aloisia Parzer-Buchinger zeichnete mit Begeisterung und setzte ihre archaisch anmutenden Zeichen zielsicher auf das Papier. Sie bevorzugte grafische Utensilien wie Buntstifte, Kreiden oder Kohle und Graphitstifte und bewältigte mühelos auch große Formate: „Loisi war eine fröhliche Frau. Diesen Eindruck hatte man, wenn man sie im Atelier Neuhauserstadel antraf und ihr beim Zeichnen zusah.“ Sie hatte kein Problem damit, wenn man ihr über die Schulter blickte. Sie strahlte, streichelte einem kurz über den Arm, und widmete ich wieder ihrer Arbeit.

Ebenso heiter und unbeschwert wirken ihre Zeichnungen und doch liegt ihnen eine Ernsthaftigkeit zu Grunde, die den Betrachter staunen und bewundern lässt: Sie platziert Kreise, Kreuze, Linien, Raster schnell und mit enormer Sicherheit. Sie fügt einzelne Formen zu vielgliedrigen figürlichen Wesen zusammen, denen sie manchmal auch Gesichter gibt. Das Verhältnis von Schwere und Leichtigkeit, die Ausgewogenheit von Fläche, Linien und Strukturen, die Farbwahl und die Positionierung am Blatt müssen so und nicht anders sein. Kein Zaudern oder Zögern durchbricht ihren Strich, fast als schriebe sie ihre Gedanken oder ihr Weltbild für uns auf, klar und unmissverständlich.

„Loisi hätte sich sehr gefreut“

„Die Einzelausstellung von Aloisia Parzer-Buchinger liegt mir persönlich sehr am Herzen, gerne hätte ich sie noch zu ihren Lebzeiten gezeigt. Da sie mit 63 Jahren plötzlich und unerwartet aus dem Leben geschieden ist, war dies leider nicht mehr möglich“, sagte Kristiane Petersmann. „Ich möchte mich sehr herzlich bei der Katholischen Jugendfürsorge bedanken, insbesondere bei ihrem Direktor Michael Eibl und Renate Höning, der Leiterin des Ateliers Kunst Inklusiv, für die Unterstützung und die Möglichkeit, in dieser schönen Galerie ausstellen zu dürfen. Loisi hätte sich sehr gefreut.“

Die Werke sind online unter www.galerie-st-klara.de zu sehen. An folgenden Sonntagen ist die Galerie außerdem geöffnet: 5. Februar und 19. Februar 2023, jeweils von 14 bis 17 Uhr.

KJF Sebastian Schmid (kw)



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