News Bild Ausstellung "Rettungswiderstand in Dieulefit" im Beisein von Schirmherr Bischof Rudolf Voderholzer eröffnet

Ausstellung "Rettungswiderstand in Dieulefit" im Beisein von Schirmherr Bischof Rudolf Voderholzer eröffnet

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Die Einwohner des französischen Ortes Dieulefit erwiesen sich während des Zweiten Weltkriegs als äußerst couragiert:  Denn sie versteckten während der deutschen Besatzung von 1940 bis 1944 erfolgreich knapp 1.300 Flüchtlinge -  und das bei einer Einwohnerzahl von gerade einmal 3.000 Menschen. Im Donau-Einkaufszentrum Regensburg wird in einer Ausstellung noch bis zum 4. Juli der „stillen Helden“ von Dieulefit gedacht – am Dienstag ist sie im Beisein von Schirmherr Bischof Rudolf Voderholzer eröffnet worden.

 

„Flüchtlinge in den Tod zu schicken? Das gehört sich einfach nicht!“

Ihr Widerstand war möglicherweise weniger spektakulär als die militärischen Aktionen der Resistance - aber dennoch äußerst wirksam. Denn kein einziger der Flüchtlinge von Dieulefit wurde bei den Vichy-Behörden oder der Gestapo denunziert. Und was noch viel wichtiger ist: Niemand kam ums Leben.

Die Ausstellung "Rettungswiderstand in Dieulefit", die u.a. Fotos, Dokumente und Aussagen von Zeitzeugen beinhaltet, basiert auf der Forschungsarbeit von Prof. Bernard Delpal. Zusammengestellt wurde sie durch den Berliner Verein „Courage gegen Fremdenhass“ mit der Vorsitzenden Anna Tüne, die als Kind einer deutschen Einwandererfamilie in der Nachkriegszeit selbst in Dieulefit aufgewachsen ist. Sie zeigte sich am Donnerstagabend erstaunt darüber, dass dieses „Rettungswunder“ überhaupt gelingen konnte. Denn die Einwohner von Dieulefit bildeten keineswegs eine verschworene und homogene Gemeinschaft. Vielmehr bestand sie, so Anna Tüne und Bernard Delpel, aus „Katholiken, Protestanten, Atheisten und Nonkonformisten“ die letztendlich eine gemeinsame Ansicht einte: „Flüchtlinge in den Tod zu schicken? Das gehört sich einfach nicht!“

„Eine bewegende Geschichte“

Die Ausstellung wird im Rahmen des Projekts "Ich bin da. Kulturelle Perspektiven zum Thema Flucht" gezeigt. Dr. Maria Baumann ist die Gesamtkuratorin von „Ich bin da“ – und konnte Thomas Zink, den Inhaber des Donau-Einkaufszentrums in Regensburg, davon überzeugen, die Ausstellung im Rahmen dieses Projekts in seinen Räumen stattfinden zulassen.

In seiner Begrüßung erinnerte Thomas Zink die anwesenden Gäste an die bleibende Aktualität der Ausstellungsthematik. Denn gerade heute lehre das Beispiel von Dieulefit, aktuelle Flüchtlingsproblematiken mit anderen Augen zu sehen – und vor allem großherzig zu agieren.

Dem schloss sich Regensburgs Oberbürgermeister Joachim Wolbergs an, der gemeinsam mit Bischof Rudolf Voderholzer als Schirmherr der Ausstellung fungiert: „Es ist wie ein Wunder, dass in Dieulefit niemand denunziert wurde und ein gesamtes Dorf in Einheit Courage bewiesen hat.“  Dies erfordere höchsten Respekt – und müsse auch für die Gegenwart als Ansporn dazu dienen, dass Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz auch in Zukunft keine Chance mehr bekommen dürfen.

„Dieu-le-fit“ heißt übersetzt: „Gott hat gewirkt!“

Auch für Bischof Rudolf Voderholzer ist die Geschichte von Dieulefit keine wie viele andere. Der Regensburger Oberhirte findet, dass die Einwohner von Dieulefit dem Namen ihres Ortes buchstäblich alle Ehre gemacht haben. Denn „Dieu-le-fit“ bedeute wortwörtlich übersetzt „Gott hat gefügt“ beziehungsweise "Gott hat gewirkt" – und durch ihr beindruckendes Handeln in schwierigen Zeiten hätten die Menschen von Dieulefit - ob nun gläubig oder nicht - ein beeindruckendes Zeugnis sowohl für Gott als auch für gelebte Menschlichkeit gegeben.

Bischof Rudolf erinnerte ebenfalls daran, dass in der Nähe von Dieulefit sich auch der große französische Theologe Henri de Lubac (1896-1991) vor den Nationalsozialisten verstecken musste. Der später von Papst Johannes Paul II. zum Kardinal kreierte Jesuitenpater de Lubac (über den Bischof Rudolf promovierte) schrieb im Verborgenen in der Zeit der deutschen Besatzung eine Abrechnung mit den Wurzeln totalitären Denkens: „Die Tragödie des Humanismus ohne Gott“, das 1944 erstmals in Frankreich erscheinen konnte. Anscheinend – so Bischof Rudolf – sei diese Gegend ein höchst fruchtbarer Ort widerständigen Geistes gewesen. Dies wisse man vielleicht auch dann  – so fügte er augenzwinkernd hinzu – wenn man den Band „Tour de France“ der Comic-Reihe „Asterix“ gelesen habe.

Die Ausstellung „Rettungswiderstand in Dieulefit“ läuft noch bis zum 4. Juli im Regensburger Donaueinkaufszentrum und ist während der normalen Öffnungszeiten von Montag bis Samstag zu besichtigen.



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