Ausstellung „Mönche, Künstler und Fürsten“ eröffnet - 100 Exponate zu „900 Jahre Kloster Prüfening“ im Museum Obermünster zu sehen
Mit 300 Besuchern eröffnete am Wochenende die Ausstellung „Mönche, Künstler und Fürsten“ im Museum Obermünster am Emmeramsplatz. Die Schau zeigt Zeugnisse aus 900 Jahren Geschichte des Klosters Prüfening, das im 19. Jahrhundert zum Sommerschloss der Fürsten von Thurn und Taxis wurde. Mittelalterliche Handschriften als große Werke der Buchmalerei, wertvolle Graphiken aus den Kunstsammlungen der Abtei, astronomisches Gerät aus der Sternwarte der gelehrten Mönche, barocke Gemälde und eine virtuelle Führung durch die Kirche mit den herausragenden Wandmalereien romanischer Bildkunst, Fotoalben der fürstlichen Familie und Prüfening als Motiv von Bildern, Fotografien und Installationen zeitgenössischer Künstler, unter anderen von Jörg Traeger und Hannes Weikert – in 100 Exponaten wird die reiche Vergangenheit und Gegenwart eines ganz besonderen Ortes bei dieser Ausstellung mit dem Blick hinter Klostermauern lebendig.
Angereist zum Reichstag in Regensburg, hatte Bischof Otto von Bamberg bei seiner Ruhepause vor der Stadt einen Traum. Engel schwebten zum Glockengeläut vom Himmel. An diesem Ort gründete er 1109 das Kloster Prüfening. Die Benediktinerabtei der Reformmönche war auch ein politischer Platz. Der erste Abt Erminold wurde wegen seiner strengen Klosterdisziplin getötet. „Erstmals wurden bei einer Ausstellung und in einem Buch viele verschiedene Forschungsaspekte auf Prüfening zusammengetragen“, unterstrich Generalvikar Michael Fuchs bei der Eröffnung. Er beschrieb die ehemalige Benediktinerabtei als herausragendes Beispiel für die Kulturleistungen der Klöster. Bereits im Jahrhundert der Gründung bauten die Mönche ein Scriptorium auf, das weithin ausstrahlte. Die ehemalige Klosterkirche von Prüfening ist als kunsthistorisches Meisterwerk mit seinen prachtvollen Wand- und Deckenmalereien bis heute ein Anziehungspunkt. Wie die Forschungen für diese Ausstellung zeigten, wurden auch die drei klösterlichen Hospitaltypen – Armenherberge, bei der Kirche St. Andreas gelegen, Gästehaus und Infirmarium für alte und kranke Mönche – in Prüfening mit aller Konsequenz verwirklicht.
Besondere Bedeutung kam Prüfening als Ausbildungsstätte zu. Das in der Klosterschule vermittelte Wissen beschränkte sich längst nicht auf theologische Kenntnisse, sondern beinhaltete auch Profanes, insbesondere die im spätantiken Kanon zusammengefassten „Septem artes liberales“, die sieben freien Künste Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie. Viele hundert Mönche lernten und lehrten im Laufe der sieben Jahrhunderte im Kloster Prüfening, bevor die Säkularisation ihr Wirken 1803 über Nacht beendete. 1951 kehrte in Pater Emmeram von Thurn und Taxis ein Mann zurück, der seine Vision hatte, sein Bild von einer wiederbelebten monastischen Zukunft des ehemaligen Klosters. Sein Traum aber erfüllte sich nicht. Heute werden die Schlossgebäude von der Montessori-Schule genutzt. „So hat eine Tradition tatsächlich über 900 Jahre geführt. Innerhalb der von den ersten Mönchen erbauten Mauern wird heute wieder unterrichtet.“
Diesen Bogen über 900 Jahre Geschichte spannt die von Dr. Maria Baumann kuratierte Ausstellung „Mönche, Künstler und Fürsten“ mit 100 Exponaten von der Vision Bischof Ottos von Bamberg bis zu zeitgenössischer Kunst. Das aktuellste Exponat ist ein Werk des jungen Berliner Installationskünstlers Peter Dobroschke. Ausgehend von der Prüfeninger Weiheinschrift von 1119, die in einem Abguss am Ende der Ausstellung hängt, hat er die Installation „reliquiae_2009“ entwickelt. Mit den Montessorischülern der 7./ 8. Klasse hat er ein Video-Interview aufgenommen: Per Fotofunktion ihrer Mobiltelefone haben die Jugendlichen jeweils einen charakteristischen Gegenstand ihrer Mitschüler/Innen abfotogra?ert. Neben individuellen Glücksbringern treten dem Betrachter auch etliche Konsumgüter ins Bild. Die Präsentation der Arbeit in den kurzlebigen und reproduzierbaren Medien wie Plakat und digitalem Film steht im Gegensatz zu der handwerklich aufwändigen Weiheinschrift sowie der Originalität der traditionellen Reliquien.
In den ersten beiden Räumen der Ausstellung sind drei kleine Einzelausstellungen Regensburger Künstler zu sehen, für die das Kloster Prüfening ein Lieblingsmotiv ihrer Arbeit ist und war. In den Arbeiten von Gerhard M. Prechtl, vor allem aber auch von Prof. Jörg Traeger und Prof. Hannes Weikert ergänzen sich die Unterschiedlichkeit der Perspektiven auf das Kloster, der Stile und ihre jeweils ganz eigene Meisterschaft des Malens zu einer spannenden Gegenüberstellung.
Im nächsten Raum der Ausstellung begegnet der Besucher Pater Emmeram, dem wohl heute noch berühmtesten Bewohner von Prüfening. In Graphik, Zeichnung und Photographie ist er von drei Künstlern mit einem respektvollen Blick dargestellt: von Manfred Sillner, Stefan Hanke und Horst Hanske. Private Fotoalben der fürstlichen Familie zeigen Fotos von Pater Emmeram sowie seiner Eltern, Fürstin Margarete und Fürst Albert von Thurn und Taxis.
Urkunden bezeugen die exakten Kaufsummen und Verhandlungen beim Erwerb des aufgelösten Klosters nach der Säkularisation durch Freiherr von Vrints-Berberich. Ein Portraitgemälde und seine Grabplatte erinnern an den großen letzten Abt von Prüfening, Rupert Kornmann. Seine Leistungen als Lehrer und Gelehrter, vor allem aber bei der Einrichtung des ersten wissenschaftlichen Zweckbaus Regensburg, des Astronomischen Turms, bezeugen eine Planetariumsuhr und Dokumentationen der akribischen meteorologischen Arbeit der Mönche. Hier kann der Besucher zum Trost entdecken, dass auch 1789 ein sehr kaltes Jahr war: mit 108 Regentagen, 59 mal Schnee, 99 mal Nebel, vier Stürmen und 21 Donnerwettern und keinem einzigen Regenbogen.
Als das Kloster 1803 aufgelöst wurde, gingen viele Schätze verloren. Prüfening hatte enorme Kunstsammlungen. Mit 11 749 Blättern unter anderem die größte Kupferstichsammlung aller aufgehobenen bayerischen Klöster. In der Ausstellung sind sieben Handzeichnungen des erhaltenen, aber zum Teil noch unbearbeiteten Bestandes in den Staatlichen Graphischen Sammlungen München zu sehen, unter anderem von Gerard de Lairesse und Johann Joseph Zoffany.
Erstmals in einer Ausstellung präsentiert wird ein Gebhard-Gemälde mit den vier Patronen Prüfenings aus der Klausur des Klosters Säben in Südtirol. Da das wichtigste Exponat in der Ausstellung fehlen würde, die Klosterkirche St. Georg mit ihren berühmten Wand- und Deckenmalereien, wird sie virtuell erlebbar. Zur Musik des Prüfeninger Klosterkomponisten Marianus Königsberger können die Besucher auch interaktiv den Details der Wandmalereien nahe kommen. In einer Computersimulation wurde die Ursprungsfassung des berühmten Erminoldgrabes rekonstruiert. Sie beweist, wie farbenprächtig die Figur des ersten Abtes von Prüfening im Mittelalter auf seinem Grab ruhte. Vier wertvolle Handschriften aus dem 12. Jahrhundert zeugen von der hohen Kunst des klösterlichen Scriptoriums.
Die Ausstellung ist zu sehen bis 22. November, täglich außer Montag von 12 bis 17 Uhr, im Museum Obermünster, Emmeramsplatz 1, in Regensburg. Gruppen und Schulklassen können jederzeit Termine für Führungen vereinbaren. Am Dienstag, 27. Oktober, referiert um 19 Uhr Dr. Christina Grimminger zu „Von Cranach bis Zoffany - Eine Auswahl von Handzeichnungen der Kunstsammlungen des Klosters Prüfening“.