Ausdruck der Wertschätzung für Wetzelsberg – Bischof Dr. Rudolf Voderholzer weiht das neue Pfarrheim
„Ganz Wetzelsberg war am vergangenen Sonntag vor der Kirche St. Vitus dicht gedrängt versammelt und jubelte Bischof Rudolf Voderholzer zu, der gemeinsam mit Pfarrer Werner Gallmeier und zahlreichen Ehrengästen unter den Klängen der Stallwanger Blasmusik auf den Kirchenvorplatz einzog. Nach einem Pontifikalgottesdienst in der Pfarrkirche weihte der Bischof das neue Pfarrheim, ein wahrhaftes Schmuckstück“ ... So – oder so ähnlich – hätte die Einleitung des Berichts zur Einweihung des neuen Wetzelsberger Pfarrhofs gelautet. Hätte. Wenn da nicht ein pandemisch agierendes Virus der geplanten Zeremonie enge Schranken gesetzt hätte. Stattdessen böte sich nun eine Formulierung an, die derzeit in Sterbefallanzeigen in der Zeitung häufig vorkommt: „…..in aller Stille...“.
Eigentlich hatten einige Wetzelsberger erwartet, die Einweihung ihres Pfarrheims würde verschoben. Bischof Voderholzer ließ es sich aber nicht nehmen, nun die Weihe vorzunehmen. „Wir lassen nichts ausfallen, wir lassen uns etwas einfallen!“ Er drückte damit den Wetzelsbergern gegenüber seine Wertschätzung aus. Eine Verschiebung, vielleicht sogar auf den St. Nimmerleinstag, kam für ihn nicht in Betracht. Schließlich hat dieses Haus es verdient, jetzt nach der Fertigstellung wie geplant die Weihe durch den Bischof zu empfangen, wenn auch in anderem, ungewöhnlichem Rahmen. Natürlich hätte der Bischof nur zu gerne gemeinsam mit allen Wetzelsberger Christen gefeiert; natürlich hätte er sich im Anschluss an den Festakt gerne mit ihnen im Gasthaus Loibl auf Gespräche zusammengesetzt; natürlich hätten Pfarrer Werner Gallmeier und Kirchenpfleger Josef Schießl ihre Freude über das gelungene Werk mit der gesamten Pfarrgemeinde kundgetan und gebührend gefeiert. Doch gerade weil es eben nicht so war, avancierte der Festtag zu einem besonderen Ereignis, an das sich alle ganz genau erinnern werden, wenn irgendwann das Virus nach- und Feststimmung freigibt. Dann kommen die Wetzelsberger zusammen, um die Feier nachzuholen. Sie werden sich erzählen, dass nach 134 Jahren wieder ein Bischof in ihrem kleinen Ort weilte, einen Pontifikalgottesdienst zelebrierte und danach ihr Pfarrheim durch die Weihe seiner Bestimmung übergab. Und sie werden Pfarrer Werner Gallmeier dankbar sein, der den Anstoß zum Bau ihres Pfarrheims gab.
Werdegang des Pfarrheims
In einer Versammlung sprachen sich am 20. März 2015 alle Anwesenden ohne Gegenstimme dafür aus, ihre Pfarrei durch einen Neubau aufzuwerten. Pfarrer Gallmeier musste in der Folge etliche dicke Bretter bohren, bevor am 24. Juli 2015 das Ordinariat zusagte. 2016 wurden die beiden Häuser, eines davon das Kooperatorenhaus, die auf dem auserkorenen Platz standen, abgerissen, was sich in ersten Kosten in Höhe von knapp 50.000 Euro niederschlug. Das Architekturbüro Fichtner & Gruber aus Regensburg wurde mit der Planung beauftragt. Bald kristallisierte sich ein umsetzbarer Entwurf heraus. Der Rohbau wurde im April 2018 errichtet, 2019 war das Gebäude realisiert. Die Außenanlage wurde im Oktober 2020 fertig, parallel zur Dorferneuerung. Nach Abschluss der Baumaßnahme bilanzierte man Ausgaben von rund 800.000 Euro. Die Diözese Regensburg bezuschusste die Maßnahme und das Amt für ländliche Entwicklung leistete ebenfalls kräftige Unterstützung. Pfarrer Gallmeier legt Wert auf die Feststellung, dass man Dank guter Rücklagen keine Schulden machte und sogar auf Spendenaufrufe verzichtet worden war.
Das neue Pfarrheim ist tatsächlich ein Schmuckstück, das im Verbund mit der Pfarrkirche ein harmonisches Ensemble abgibt. Bei der Annäherung von Süden her öffnet sich der Dorfplatz nach einer Engstelle zum hellen Kirchenvorplatz. Pfarrheim und Kirche nehmen den Besucher einladend auf. Die helle Fassade des rund zwanzig mal neun Meter großen Gebäudes ist an der Westseite sehr freundlich gestaltet. Ein kleiner Brunnen lockert den gepflasterten Platz auf und Bänke laden zum Verweilen auf dem schönen Areal auf. An der Ostseite schließt sich im Untergeschoss des Hangbaus ein kleiner Pfarrgarten an. Im Erdgeschoss konnte man benutzerfreundlich Pfarrbüro, Toiletten, Saal und Küche unterbringen. Im Untergeschoss befinden sich Lagerräume für Vereine und ein Bastelraum, den der Frauenbund intensiv nutzen wird. Im Obergeschoss, Pfarrer Gallmeier nennt es respektvoll Josef-Schießl-Etage, ist das Archiv der Pfarrei untergebracht, das unter freundlicher Mithilfe von Pfarrer Franz Schmidbauer erstellt worden war. Beim Rundgang durch das Haus fällt im Flur ein imposantes Glasbild auf, das ein Fenster im Regensburger Dom zeigt, so wie es Bischof Voderholzer vom Altar aus sieht. Dieses Glanzstück bereichert das Pfarrheim eindrucksvoll. An der Fassade an der Südseite des Hauses wünscht sich der Bischof noch ein schmückendes Gestaltungselement. Pfarrer und Architekt sagten zu, sich umgehend darum zu bemühen.
Pontifikalgottesdienst
Pünktlichst traf Bischof Dr. Rudolf Voderholzer mit einem E-Auto in Wetzelsberg ein, wo er von Vereins- und Gemeindeabordnungen, sowie Landrat Josef Laumer und Pfarrgemeinderatssprecherin Scheitinger empfangen wurde. Eingangs beglückwünschte der Bischof die Wetzelsberger: „Ihr habt gemeinsam etwas Großartiges geschaffen, wie ich bei der ersten Besichtigung sah. Lasst uns heute trotz schwieriger Umstände die Freude über dieses Pfarrheim feiern!“ In seiner Predigt erinnerte er an das Buch der Weisheit. „Wir alle werden darin geradezu aufgefordert, Philosophen zu sein, nach den Tugenden Weisheit, Klugheit und Wachsamkeit zu suchen. Eigentlich muss man die Weisheit nicht lange suchen. Sie sitzt jeden Morgen vor unserer Tür und wartet, entdeckt zu werden.“ Bischof Voderholzer ermunterte die Wetzelsberger: „Es ist zwar schlimm, dass man derzeit nicht feiern und sich treffen kann. Haben Sie Geduld und nützen Sie Ihr Heim so gut es geht. Es sollte ein Ort sein, in dem der Blick für Globales geschärft werden kann, ein Treffpunkt für alles Mögliche, vielleicht sogar für einen Bibelkreis.“ Zum Schluss des Gottesdienstes, der von Daniela Junker eindrucksvoll musikalisch gestaltet worden war, richtete Pfarrer Gallmeier Dankesworte an Bischof Voderholzer für den beeindruckenden Gottesdienst und an alle, die zum Gelingen im Hintergrund beigetragen hatten. Bischof Voderholzer schloss mit einem Ausblick auf die von Ungewissheit geprägte Weihnachtszeit.
Weihe des neuen Pfarrheims
Bischof Dr. Rudolf Voderholzer weihte alle Räume des Pfarrheims in einer feierlichen Zeremonie. Er zeigte sich angetan von der hellen, freundlichen Gestaltung. Angetan hatte es ihm sichtlich das Archiv, in dem auch eine Ahnenreihe von früheren Seelsorgern präsent ist. Pfarrer Gallmeier erinnerte an die Anfänge der Baumaßnahme bis zu deren Vollendung. Er fand Dankesworte für das Baureferat des Bistums Regensburg und die dortige Finanzverwaltung. Besonders hob der Pfarrer die Leistung des Architekts Marco Gruber hervor. Auch dankte er seiner rechten Hand, Kirchenpfleger Josef Schießl, der unzählige Stunden für das Pfarrheim geopfert habe. Dankesworte gingen zudem an Pfarrer Franz Schmidbauer für dessen Einsatz um das Archiv. Lobend erwähnte Gallmeier die Zusammenarbeit mit der Gemeinde, insbesondere in Person von Bürgermeister Max Dietl. „Derzeit läuft im BR wieder Don Camillo und Peppone. Wir beide aber kommen wesentlich besser miteinander aus!“, so Gallmeier.
Bürgermeister Dietl beglückwünschte Wetzelsberg zum neuen Pfarrheim und drückte seinen Respekt für die große Gemeinschaftsleistung aus. Er verlieh der Hoffnung Ausdruck, dass „dieses Heim eine Begegnungsstätte für Jung und Alt wird. Es wird das Dorfleben bereichern. Ich wünsche dem Haus Frieden!“
Landrat Josef Laumer sagte, „man braucht neben der Halt gebenden Kirche solche Orte wie dieses Pfarrheim als Treffpunkt, an dem Gemeinschaft gepflegt wird. Hier wurde zusammengeholfen und ich stelle fest: Es stimmt in Wetzelsberg!“
Architekt Marco Gruber drückte seine Freude aus mit der Feststellung: „Schön, heute hier zu stehen!“ Gruber beschrieb den Werdegang des Hauses, die damit verbundenen Schwierigkeiten, insbesondere wegen der ungünstigen geologischen Situation – das Gebäude ruht auf einem steil abfallenden Plateau – , gefundene Kompromisse und die fruchtbaren gemeinsamen Gespräche. Er erwähnte lobend die am Bau beteiligten Institutionen und Firmen. Auf der Baustelle gab es keinen Unfall. Bischof Voderholzer trug sich in das goldene Buch der Gemeinde Stallwang ein.