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Auf Weihnachten vorbereiten: Ein Priester im Einsatz

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Martin Seiberl ist seit einem guten Jahr Priester.

Er ist 30 Jahre alt und seit September 2018 als Kaplan in der Pfarrei St. Pankratius in Roding im Bistum Regensburg tätig. Vor seinem Eintritt in das Priesterseminar und dem Theologiestudium in Regensburg und Jerusalem hatte er eine Ausbildung zum Bankkaufmann abgeschlossen. Zu seiner Pfarrei gehören etwa 8.000 Katholiken, ein Altenheim und ein Krankenhaus. Die Pfarrei ist von den Katholikenzahlen her die zweitgrößte Pfarrei der Regensburger Diözese, in der Fläche die größte. Das Seelsorgeteam besteht aus dem Pfarrer und Regionaldekan Holger Kruschina, Kaplan Seiberl, einem Pastoralreferenten, einem Ruhestandspriester und einem Ruhestandsdiakon.

Im Interview erzählt er, was Advent und Weihnachten ihm bedeuten – und wie er sich auf das große Fest vorbereitet. Ein Interview von Benedikt Bögle.

 

Was sind Ihre Aufgaben als Kaplan?

Meine Aufgaben sind breit gefächert. Ich vertrete den Pfarrer, stehe verschiedensten Gottesdiensten vor, vor allem der Heiligen Messe, spende Sakramente und bereite sie in Gesprächen vor, ebenso Kasualien. Mit dem Pfarrer habe ich im wöchentlichen Wechsel Bereitschaftsdienst. Die jährliche Firmvorbereitung liegt in meiner Verantwortung, bei der Erstkommunionvorbereitung helfe ich mit. Ich bin Präses unserer Kolpingsfamilie und geistlicher Ansprechpartner für die Landjugenden. In unserer Pfarrei gibt es 160 Ministranten, die meinem Aufgabenbereich zugeordnet sind. Wo es geht, halte ich, meiner Leidenschaft als Theologe folgend, Vorträge zur theologischen Bildung der Gläubigen.

Ein nicht unwesentlicher Teil meiner Arbeit fließt außerdem in den Schulunterricht. An der Grund- und Mittelschule in Roding unterrichte ich katholische Religionslehre. Privat engagiere ich mich als Vorstand einer Stiftung für das theologische Studienjahr Jerusalem und in einem Förderverein für die katholische Fakultät an der Universität Regensburg. Wo neben dem Pflegen von Freundschaften und regelmäßigem Sport noch Zeit bleibt, arbeite ich an einem wissenschaftlichen Projekt im Bereich des Alten Testaments.

 

Wie erleben Sie als Priester die Adventszeit?

Die Adventszeit erfahre ich als sehr lebendige Zeit in der Pfarrgemeinde. Die Messen und Gottesdienste sind sichtlich besser besucht. Das geistliche, musikalische und gemeinschaftliche Angebot ist in dieser Zeit viel dichter. Die Adventszeit hat einerseits den Charakter einer Vorbereitungszeit, was sich in besonderen Beicht- und Bußangeboten, Lichter- und Adventsgottesdiensten sowie Einkehrtagen widerspiegelt. Andererseits bleibt nicht verborgen, dass die Adventszeit schon immer auch das Weihnachtsfest antizipiert. Besonders die zahllosen Adventsfeiern dutzender Vereine und Gruppen füllen die Adventszeit an. Ihr Charakter ist dann oft schon ein recht feierlicher und weihnachtlicher, weniger adventlicher im Sinne einer Vorbereitungszeit.

 

Advent und Weihnachten werden gerne als „besinnliche Zeit“ bezeichnet. Ist diese Zeit auch für Sie besinnlich?

Im letzten Jahr habe ich die Adventszeit als sehr gefüllt erlebt. Wie besinnlich eine solche Zeit dann letztendlich ist, liegt sehr am eigenen Willen, Zeiten der Ruhe und Besinnung zu setzen. Ich habe gelernt, dass eine Zeit nicht so sehr durch ihre Quantität eine besinnliche wird, sondern durch ihre Qualität, die man in vielleicht auch nur kurz währende Momente hineinlegt. Eine gute Hilfe sind feste Rituale, die die Adventszeit anbietet. So entzünde ich jeden Morgen und Abend den Adventskranz und bete in seinem Licht das Stundengebet.

Worum geht es für Sie an Weihnachten?

Weihnachten bedeutet für mich, dass Gott der Welt etwas von sich zeigen will. Als Mensch, der seine Vernunft zu gebrauchen versucht und der das Staunen nicht verlernt hat, erkenne ich Gott in der Ordnung und in der Schönheit dieser Welt. Ich kann für mich sagen, dass Gott existiert. Über die Existenz Gottes hinaus kann ich als Mensch aber über Gott zunächst nur wenig aussagen. Weihnachten hebt den Schleier Gottes, und wir können erfahren, wie Gottes Wesen ist. In Jesus Christus, von der Geburt angefangen, über sein Lebenszeugnis hinweg, bis zu seinem Tod und seiner Auferstehung, können wir sehen und spüren, wer dieser Gott ist, wie er zu uns Menschen steht und wie unser Leben auch über den Tod hinaus verlaufen kann, wenn wir an ihn glauben. In der Krippe scheint uns das Gesicht Gottes auf, ganz nach dem Evangelisten Johannes, der Jesus sagen lässt: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“ (Joh 14,9).

 

Wie feiern Sie den Heiligen Abend?

Meiner Familie verdanke ich von Kindheit an die besten Erinnerungen mit dem Weihnachtsfest, das neben einer Kultur des Schenkens und Beschenktwerdens zuallererst ein Fest des Glaubens ist. Der Heilige Abend ist für mich als Priester ganz von den Liturgien dieses Abends bestimmt. Obwohl ich als Priester an Festtagen intensiv gefordert bin, kann ich die Feierlichkeiten ebenso intensiv genießen und mitvollziehen. Da ich glücklicherweise über eine gesunde Anspannung hinaus nicht aufgeregt bin, kann ich mich in die Liturgien selbst sehr hineinfallen lassen und bin dann einfach nur froh und dankbar, dass mir Gott die Berufung zu diesem Dienst geschenkt hat. Wenn am Heiligen Abend die Liturgien gefeiert wurden, stoßen wir im Pfarrhaus an und erfreuen uns an der Schönheit unseres Glaubens. Im letzten Jahr haben wir die Evangelische Pastorenfamilie zu Gast gehabt, die mit uns gemeinsam gegessen und gefeiert hat.

 

Wie sehen Ihre Weihnachtsfeiertage aus?

Am ersten Weihnachtsfeiertag fahre ich abends nach Hause. Alle kommen in diesen Tagen zusammen und wir begehen gemeinsam das Weihnachtsfest. Es gibt festliches Essen und das ganze Haus ist geschmückt. Am zweiten Weihnachtsfeiertag habe ich dann die Möglichkeit in meiner Heimatpfarrei St. Johannes in Hemau die Messe vom zweiten Weihnachtsfeiertag zu feiern.

 

Haben Sie bei diesem vollen Programm auch Zeit, zur Ruhe zu kommen?

Nach den Feiertagen folgen bis Neujahr ein paar freie Tage. Darauf freue ich mich sehr, denn ich kann Freunde treffen und habe schon verschiedene Unternehmungen geplant.

 

Hat sich Ihr Weihnachten verändert, seit Sie Priester sind?

Maßgeblich hat das Theologiestudium meinen Blick auf Weihnachten verändert und auf das Wesentliche hin geschärft, natürlich spielt auch das Lebensalter eine Rolle, das einen Weihnachten anders erleben lässt, als man das als Kind getan hat. Die vergangenen Jahre habe ich Weihnachten im Priesterseminar und im Regensburger Dom gefeiert, nun in der Pfarrei. Als Priester ist man, wie bereits erwähnt, stärker in die liturgischen Abläufe eingebunden, darf sich in dieser Aufgabe aber auch als ein Beschenkter erfahren. Ich liebe es, Priester sein zu dürfen, und ich freue mich auf die festlichen Tage, die ich als Priester mit und für die Gläubigen begehen kann.



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