Auf dieses Jubiläumsjahr freuen wir uns! - 100 Jahre Katholische Jugendfürsorge in der Diözese Regensburg
Ein fester Anker in der Zerrissenheit historischer Umwälzungen, ein sicherer Ort mit verlässlichen Menschen, Hoffnung auf ein gelingendes Leben – das ist längst nicht alles, was die Katholische Jugendfürsorge der Diözese Regensburg e.V. (KJF) seit Beginn ihres Bestehens im Jahre 1912 charakterisiert. Seitdem ist der kirchlich-caritative Träger Anwalt für Kinder, junge Menschen, Familien und Menschen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen. Leben in jeder Form zu achten und anzunehmen – dieser Grundsatz prägt die Arbeit von derzeit 3.200 engagierten Mitarbeitern/innen in der Katholischen Jugendfürsorge bis auf den heutigen Tag.
„In den vergangenen 100 Jahren konnte die KJF für unzählige Menschen viel Gutes bewirken“, stellt KJF-Direktor Michael Eibl in der Auftaktveranstaltung zum Jubiläumsjahr der KJF dar. Es ist ihm ein besonderes Anliegen aus dem Erinnern heraus das Jubiläumsjahr zu einem Jahr des fachlichen Diskurses und der Netzwerkarbeit werden zu lassen, zu einem Jahr, in dem die Angebote und Leistungen der KJF in den Blick einer breiten Öffentlichkeit gerückt werden. „Unserer gesellschaftliche Verantwortung können wir nur dann weiterhin gerecht werden, wenn wir als gestaltender Partner in der Politik, im sozialen und kulturellen Leben und zunehmend auch in der Wirtschaft wahr- und ernst genommen werden“, erklärt Eibl. „Lassen Sie uns weiterhin gemeinsam etwas bewegen und für hilfebedürftige Menschen, die Angebote entwickeln und bereitstellen, die sie brauchen“, wendet er sich an die zahlreichen Gäste aus dem öffentlichen Leben, aus den KJF-Einrichtungen und der Medienlandschaft. Damit verbindet Eibl seinen Dank und ein herzliches Vergelt’s Gott an die Netzwerk- und Medienpartner. Letztere hebt er besonders hervor: „Ich bin sehr dankbar, wie Sie uns mit Ihren Beiträgen, sei es in der Tagespresse, im Rundfunk, Fernsehen oder Internet unterstützen. Damit zeigen Sie Ihre Wertschätzung für unsere Arbeit und Fachlichkeit.“
„Je eher, umso wirkungsvoller.“
Das gelte für alle Hilfen und alle Menschen, die sie brauchen, hebt Eibl hervor. Deshalb sei es wichtig, die Einrichtungen und Dienste der KJF im Jubiläumsjahr besonders in den Fokus zu nehmen und noch mehr bekannt zu machen: „Eine Chance, noch mehr Kinder und junge Menschen zu erreichen und sie erfolgreich auf einen guten Weg zu bringen.“
Die notwendigen Hilfen könnten nicht immer im erforderlichen Maße mit öffentlichen und kirchlichen Mitteln finanziert werden, so Eibl: „Wenn diese nicht ausreichen, wird die KJF-nahe Stiftung: „Für junge Menschen. Kirchliche Kinder- und Jugendhilfe“ aktiv und bezuschusst Maßnahmen für Kinder, Jugendliche und ihre Familien sowie für Menschen mit Behinderung in unserer Region.
Ein Blick zurück
36 Jahre prägte Prälat Dr. Josef Schweiger die Geschicke der KJF als geschäftsführender Direktor. Seit 2006 hat er den Vorsitz für den Verein inne. Kein anderer kennt die KJF so gut wie er, kein anderer könnte besser zurückblicken auf diese 100 Jahre KJF. „Wegweisend war die Entscheidung des katholischen Priesters Jakob Reeb, der 1905 den ersten Jugendfürsorgeverein für die Pfalz auf den Weg brachte“, stellt er dar. Am 9. Mai 1912 gründeten dann in Regensburg sozial engagierte Bürger/innen, Priester und Laien einen Hilfeverein, der sich Kriegswaisen und gefährdeter Jugendlicher annahm und Adoptionen vermittelte. Im folgenden Jahrhundert habe die KJF wichtige Hilfen für Kinder, Jugendliche, Familien und erwachsene Menschen mit Behinderung und Beeinträchtigungen entwickelt.
Vom Hilfeverein zum großen Sozialunternehmen
Lag der Schwerpunkt ihrer Arbeit anfangs noch im ambulanten Jugendhilfebereich mit Vormundschaften, Pflegschaften und Beistandschaften, kamen während des Kriegs Maßnahmen der Kindererholung und Maßnahmen der Kur- und Heilfürsorge hinzu. Nach dem Krieg galt es, unzähligen Kriegswaisen und Flüchtlingskindern zu helfen. „In den 50ger und 60ger Jahren entstanden weitere Einrichtungen der Heilfürsorge und die Erziehungsberatung. Es folgten diözesanweit, wie überhaupt in ganz Bayern, Schulen für geistig- und mehrfach, körper- und lernbehinderte Kinder und Jugendliche, Tagesstätten, Frühförderstellen, verschiedene Wohnangebote und nicht zuletzt die Werkstätten für Menschen mit Behinderung“, schildert Schweiger. Weitere Einrichtungen der beruflichen Rehabilitation etwa und differenzierte Angebote in der Heim- und Heilpädagogik wurden diözesanweit aufgebaut. Der Verein wuchs von ehemals 130 Mitarbeitern/innen auf etwa 3.200 an. 302 davon sind heute bereits über 25 Jahre beschäftigt. Diese Konstanz zeichnet die KJF als Arbeitgeberin aus und zeigt, wie sehr die Beschäftigten in der KJF beheimatet sind.
„Stolz und dankbar dürfen wir auf unsere Geschichte zurückblicken.“
Prälat Dr. Josef Schweiger erinnert an die vielen engagierten Menschen, die sich um die KJF verdient gemacht haben: Von 1928 bis 1970 Prälat Michael Thaller, die Mitglieder im Vorstand und Verwaltungsrat, die Vorsitzenden Prälat Augustin Kuffner, Bischöflicher Finanzdirektor (1970 bis 1972), Weihbischof Karl Flügel (1972 bis 1986), Weihbischof Wilhelm Schraml (1986 bis 2002), Domprobst Prälat Dr. Wilhelm Gegenfurtner (2002 bis 2006). „Sie alle haben Großartiges geleistet und sich hohe Verdienste um die KJF Regensburg erworben“, betont Schweiger. Über Jahrzehnte hinweg unterstützt Herbert Sinz als stellvertretender Vorsitzender die Arbeit der KJF. Die Aufsicht erfolgt heute durch die langjährigen Verwaltungsräte Max Harreiner (Sprecher), Josef Lindemann, Dr. med. Martin Linder, Josef Reil, Alois Sattler, Dr. Josef Simon und Ehrw. Schwester Sieglinde Gabriel.
Die KJF heute
Pro Jahr fördern, begleiten und betreuen 3.200 Fachkräfte in der KJF über 25.000 Menschen in Teilhabeeinrichtungen, Einrichtungen und Beratungsstellen der Kinder- und Jugendhilfe, der Heim- und Heilpädagogik und der beruflichen Rehabilitation. In den über 70 Einrichtungen erhalten sie die Hilfen und Unterstützung, die sie brauchen, um am Leben in der Gemeinschaft teilhaben zu können.
Mehr denn je fordern die gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen die KJF heraus. „Wir erfahren gerade, dass es nicht selbstverständlich ist, in den Sozialbereich im erforderlichen Umfang zu investieren. Wir müssen um die Finanzierung unserer Angebote kämpfen und sehen uns einem immer größer werdendem Druck ausgesetzt“, stellt KJF-Direktor Eibl dar. Die Inklusion erfordere nachhaltige und differenzierte Maßnahmen. „Wir stehen in der Verantwortung, für Menschen mit Behinderung und Beeinträchtigungen, mit Migrationshintergrund, für Menschen ohne Ausbildung und Arbeit, für stark belastete Familien Teilhabe in allen Lebensbereichen zu ermöglichen.“
Die KJF feiert!
Im Jubiläumsjahr 2012 wird die KJF gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den Betreuten und Bewohnern und ihren Familien sowie allen Freunden und Förderern feiern. Mit einer Reihe exzellenter Fachtagungen, der Wanderausstellung zur Geschichte der KJF und Festen in den Einrichtungen zeigt die KJF Profil und Präsenz. Wichtig ist Eibl, den gesellschaftlichen Wert der professionellen Arbeit in den KJF-Einrichtungen zu vermitteln. „Nächstenliebe, Vertrauen, Solidarität, Toleranz, Nachsicht, der Glaube an Gott – als Dienst der Kirche richtet die KJF ihre Arbeit nach diesen Werten aus. Das wollen wir auch in Zukunft tun“, stellt er heraus.