Antrittsbesuch von Akademiedirektor Dr. Achim Budde bei Bischof Dr. Voderholzer
Wir müssen uns mehr um Tradition und Volkskunst kümmern
Regensburg, 27 Juli 2022
Nach einer gemeinsamen Krippenführung haben sich der Regensburger Bischof Dr. Voderholzer und der Direktor der katholischen Akademie in Bayern, Dr. Achim Budde, zu einem gemeinsamen Gespräch getroffen. Wie beide Gesprächspartner betonten, gelte es positive Signale in die Welt auszusenden und das „Schöne“ und Heimelige, die Vielfalt kirchlicher Kunst und kirchlichen Brauchtums wieder in den Vordergrund zu stellen. Wie Bischof Rudolf betonte, sei die Volkskunst lange von der Theologie sträflich behandelt worden, doch gerade die Kunst, die traditionellen Feiern, Feste und Passionen sind es, die die Menschen immer wieder miteinander verbinden und wo sich der Funke des Glaubens neu zu entzünden vermag.
Anstatt die Kirche lediglich kritisch zu betrachten, gelte es zu zeigen, welche großartige Idee hinter dem Glauben stehe, aus welcher Macht und Fülle er schöpfen kann und wie er sich in den unterschiedlichsten Formen offenbart. Die Musik als Predigt ist eine Form. Auch Kirchenräume oder die fast grenzenlose Darstellungsvielfalt der Krippen zeigt, dass es sich hier keineswegs bloß um „Orte“ handle, sondern um sinnerfüllte Räume, die allen Besuchern gleichsam zeigen, welche Schätze in der Kirche vorhanden sind und wie es auch durch die Kunst möglich sei, biblische Inhalte geistlich zu erschließen.
Die Tradition neu beleben, in die Welt hinauszutreten, um die Frohe Botschaft zu verkünden und die Liturgie wieder in den Mittelpunkt zu stellen– dafür plädierte Bischof Rudolf im Gespräch. Sei es die Krippe, die ursprünglich aus Prag und Coimbra stammt, oder die Künste, in einer sich immer weiter beschleunigenden Welt, müsse man auch das Traditionelle bewahren. Insbesondere die Volkskunst gelte es, so Bischof Rudolf zu entideologisieren. Durch eine falsche Rezeption, einen Quasi-Geburtsfehler, an dem deutsche Dichter und Denker des 19. Jahrhunderts nicht unschuldig waren, ist aus dem Kleid des Nationalismus zu befreien. Jede Form von Nationalismus sei zutiefst antikatholisch.
Für das Bildungsangebot der katholischen Akademie in Bayern wünschte sich Bischof Rudolf, dass man auch neben den großen Fragen der Zeit, ihren Problemen und Herausforderungen auch das Brauchtum und die Volksfrömmigkeit wieder in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung rückt.
Angetan von der Krippenführung betonte der Direktor der Katholischen Akademie in Bayern: "Mit Blick auf die Krippen fasziniert mich vor allem die stilistische und kulturelle Vielfalt und das, was Bischof Dr. Voderholzer nachher über die Internationalität der christlichen Frömmigkeit in Abgrenzung zu (neo-) heidnischen Nationalismen sagte. Diesen Gedanken werde ich vielleicht in meiner nächsten Weihnachtskarte aufgreifen, deren Bild-Motiv ja vielleicht aus unserem Treffen erwachsen könnte."
Hintergrund
Seit 1. Januar 2019 ist der habilitierte Liturgiewissenschaftler Dr. Achim Budde Direktor der Katholischen Akademie Bayern. Der 53-Jährige stammt aus Worms. Zuvor war er seit 2007 als Leiter der Bildungsstätte auf Burg Rothenfels am Main in Unterfranken tätig. Budde studierte Theologie in Bonn und wurde dort 2004 in Liturgiewissenschaft promoviert; 2008 folgte die Habilitation.
Text und Bilder: Stefan Groß