Anästhesieteam des Caritas-Krankenhauses St. Josef auf humanitärem Einsatz in Südostasien
Schwerkranken Kindern in Kambodscha eine Zukunft geben
Regensburg, 30. April 2024
Prof. Dr. Michael T. Pawlik und Jörg Seifert haben es wieder getan: Der Direktor der Klinik für Anästhesiologie und der Leiter der Anästhesiepflege am Caritas-Krankenhaus St. Josef haben erneut ihren Urlaub für einen humanitären Einsatz eingesetzt. Gemeinsam mit Ärzten und Pflegekräften aus ganz Deutschland haben sie in Kambodscha Kindern mit schweren Verbrennungen oder Fehlstellungen neue Hoffnung gegeben.
Etwa 40 Operationen hat das achtköpfige Team zusammen mit den einheimischen Ärzten in neun Tagen im „Sonja Kill Memorial Hospital“ in der Stadt Kampot durchgeführt. Leiter des Teams war Priv.-Doz. Dr. Klaus Exner, ehemaliger Chefarzt und einer der erfahrensten deutschen Plastischen Chirurgen aus Frankfurt. Unterstützt wurde er von weiteren plastischen Chirurgen, Orthopäden sowie Pflegekräften. Prof. Pawlik und Jörg Seifert bildeten das Anästhesieteam. Organisiert hat den Einsatz die gemeinnützige Organisation Pro Interplast Seligenstadt.
Von Anfang an war die Hilfsaktion fast 10.000 Kilometer von Regensburg entfernt – bei Temperaturen von meist 36 Grad und bei fast 70 Prozent Luftfeuchtigkeit – nicht einfach. Das ehrenamtliche Team operierte komplizierte medizinische Fälle: von Verbrennungsfolgen, Fehlbildungen bis hin zu schweren Verletzungen. Dazu muss man wissen: Die medizinische Versorgung in Kambodscha ist immer noch in weiten Teilen völlig unzureichend. Leidtragende sind vor allem Kinder. Das „Sonja Kill Memorial“ ist in der gesamten Küstenregion von Kambodscha auf einer Länge von 440 Kilometern das einzige auf Kinder spezialisierte Krankenhaus.
Prof. Dr. Michael T. Pawlik, Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Jörg Seifert, Leiter der Anästhesiepflege am Caritas-Krankenhaus St. Josef. © Katharina Beer
Nicht mit deutschen Standards zu vergleichen
„Die kambodschanischen Ärzte und Pfleger sind zwar gut ausgebildet. Bei den teils doch recht schwierigen Operationen der deutschen Ärzte gibt es aber auch für sie noch viel Lernbedarf“, berichtet Jörg Seifert. Der Auslandseinsatz ist ein Stück weit auch „Hilfe zur Selbsthilfe“: bei den OPs waren immer inländische Ärzte und Pflegekräfte an der Seite des deutschen Teams. Auch was das Equipment betrifft, kann man die Situation vor Ort nicht mit Deutschland vergleichen: „Eine besondere Herausforderung ist das Arbeiten in einer fremden Umgebung, die nicht unseren deutschen Sicherheitsstandards entspricht. Das fängt mit dem Monitoring und der Narkosemaschine an und geht weiter über die Überwachungsmöglichkeiten nach der OP“, erklärt Jörg Seifert.
Bewegende Schicksale kleiner Menschen
Wie wichtig ihr Einsatz ist, merken Prof. Pawlik und Seifert gleich nach ihrer Ankunft. Dort wartet schon der kleine Chen: Der Dreijährige hat seit seiner Geburt Klumphände, eine Fehlbildung des Unterarms, bei der die Funktion der Hand stark eingeschränkt ist. Der Junge kann nicht richtig greifen. Beim aktuellen Eingriff konnten die Ärzte zumindest eine Hand wiederherstellen. Bei einem weiteren Einsatz im nächsten Jahr steht dann die andere Hand auf dem OP-Plan. Bewegt hat Prof. Pawlik der Fall eines kleinen Mädchens, das sich bei einem Stromschlag schwerste Verbrennungen an der Hand zugezogen hat, und das von Priv.-Doz. Dr. Exner operiert wurde: „Durch die Verbrennungen war die Greiffunktion der Hand praktisch aufgehoben. Das Ziel war es, Finger und Handinnenflächen der Dreijährigen zu erhalten und die Greiffunktion wiederherzustellen. Dafür wurde die Hand in einem ersten Schritt für einige Wochen in den Flankenbereich der Patientin eingenäht, um den Hautmantel wiederherzustellen und damit sich die Blutgefäße neu bilden können. In wenigen Wochen ist der Hautlappen hoffentlich eingeheilt und hat eine eigene Gefäßversorgung entwickelt. Wenn alles wie geplant einheilt, wird das Mädchen die Hand zeit ihres Lebens nutzen können.“
Dankbarkeit und Demut beim Ärzteteam
Prof. Pawlik und Seifert sind inzwischen zurück in Deutschland. Doch obwohl es nicht ihr erster Einsatz für die gemeinnützige Organisation war, sind sie noch immer zu tiefst beeindruckt: „Mit den Eingriffen, die wir hier durchführen konnten, haben wir im Leben der Kinder und Familien Spuren hinterlassen, die ihnen die Chance auf ein weitgehend normales Leben eröffnen“, erklärt Seifert. „Das ist es auch, was mich antreibt: Den Kindern, die sonst verloren wären, eine Zukunft zu ermöglichen.“ Prof. Pawlik ergänzt: „Als Vater gesunder Kinder haben mich die Tränen und Sorgen der Eltern um ihre Kinder wieder einmal sehr berührt. Es entsteht Demut und unendliche Dankbarkeit.“ Und auch wenn oder vielleicht gerade weil die Eindrücke noch so frisch sind, steht für die beiden fest: „Das war sicher nicht unser letzter ehrenamtlicher Einsatz für Interplast.“
Text: Caritas-Krankenhaus St. Josef
(kw)
Weitere Infos
Arbeit auf Spendenbasis
Damit Pro-Interplast auch in Zukunft derartige Hilfe leisten kann, ist die Organisation auf Spenden angewiesen:
Volksbank Seligenstadt e.G.
IBAN: DE24 5069 2100 0000 2802 08
BIC: GENODE51SEL.
Klinik mit Geschichte
Die Geschichte des Krankenhauses in Südostasien ist eindrucksvoll: Nach dem Tod seiner Tochter (tragischer Fahrradunfall in Bonn in den 90er Jahren) hat der vermögende Bensberger Unternehmer Dr. Winfried Kill die Sonja-Kill-Stiftung ins Leben gerufen. Sein Wunsch: Der Name seiner Tochter sollte weiterleben – in dem kambodschanischen Kinderkrankenhaus in Kampot.
Die Organisation vor Ort für die Klinik und die Vorauswahl der Patienten traf die Missionarin Valeria Spelta, die eng mit dem päpstlichen Kinderkrankenhaus „Bambino Gesù“ in Rom zusammenarbeitet.