An St. Martin in St. Martin – Bischof Rudolf feierte Pontifikalamt in Neukirchen
Die ganze Pfarrfamilie versammelte sich trotz nasskalten Wetters zum Festzug von der Feuerwehr zur Kirche St. Martin, um deren Patrozinium in einem Festgottesdienst mit Bischof Dr. Rudolf Voderholzer zu feiern. Sämtliche Fahnenabordnungen und Vertreter von Vereinen nahmen daran teil. Zusammen mit den Ministranten, den kirchlichen Gremien und auch etlichen Kindern mit ihren Martinslaternen, wurde der Zug von der Neukirchner Blasmusik mit festlicher Musik in das Gotteshaus geleitet. Pfarrer Eugen Thumann hieß den Bischof herzlich willkommen und vermittelte ihm mit ein paar Zahlen und Daten ein Bild von der Pfarrei St. Martin, die in diesem Jahr seit 690 Jahren besteht. Musikalisch umrahmte die Neukirchner Blaskapelle unter der Leitung von Gerald Bink dem Festgottesdienst mit herrlichen Klängen.
Bischof Rudolf zeigte sich beeindruckt von der wunderschön eingerichteten und geschmückten Kirche. Er sei der freundlichen Einladung sehr gerne gefolgt. Auch die Einrichtung der „Heiligen Pforte“ auf der Westseite der Pfarrkirche sei ihm eine Ehre gewesen. Noch bis zum 18. November sei diese geöffnet und ermögliche jedem, der zur Umkehr bereit sei, durch das Durchschreiten der Pforte, einen Ablass zu gewinnen. Voderholzer dankte den vielen Teilnehmern des Festgottesdienstes in der vollbesetzten Kirche für deren Zeugnis der Verbundenheit und bemerkte auch erfreut, dass alle zwölf Apostelkerzen ihr Licht in die Dunkelheit sandten, um ihm, als einem Nachfolger der Apostel, die Ehre zu geben.
In einer gewohnt lebhaften Predigt gratulierte Bischof Rudolf zunächst allen anwesenden Martins und Martinas zu ihrem Namenstag und blickte kurz auf die wahrscheinlich berühmteste Legende des Heiligen Martin, die von der Mantelteilung. Sein Blick schweifte suchend durch das Gotteshaus und er stellte die Frage, wie oft der Patron der Kirche denn wohl darin zu sehen sei. Die Antwort „Zwei Mal“ aus den Reihen der Gläubigen wurde vom Diözesanbischof bald widerlegt – der Heilige Martin sei genau drei Mal in der Kirche abgebildet. Ganz oben über dem Hochaltar sei die Szene der Mantelteilung bildlich dargestellt, dieselbe Szene gebe es auch plastisch dargestellt an der Seitenwand und ein Stück weiter hinten sah man auch noch den Bischof Martin mit der Gans im Arm. Zu diesem letzten Bild des Patrons wusste sein Nachfolger, Bischof Rudolf, auch den Hintergrund zu berichten. Die Geschichte von Martin, der nach seinem Militärdienst den großen Wunsch nach Abgeschiedenheit und Stille hatte. Er gründete dazu eines der ersten Klöster der westlichen Welt in Frankreich. Viele andere Männer schlossen sich ihm an und nach dem Tod des Bischofs von Thun suchten die Mönche einen Nachfolger. Abt Martin sollte es sein. Dieser jedoch war nicht begeistert von diesem Plan und versteckte sich im Gänsestall. Leider jedoch verstand das Federvieh sein Vorhaben nicht und verriet ihn durch aufgeregtes Geschnatter. Und so wurde Martin schließlich doch zum Bischof geweiht und war Zeit seines Lebens ein rastloser und überzeugender Verkündiger der Frohen Botschaft. Er gab ein vorbildliches Lebenszeugnis und galt als hilfsbereiter und solidarischer Seelsorger.
Bischof Rudolf Voderholzer dankte zum Abschluss seiner sehr lebendigen Predigt allen, die in den Fußstapfen des Heiligen St. Martin stehen. Vor allem Pfarrer Thumann und dessen neuen Pfarrvikar, dem gebürtigen Inder Shijo Alappattu, den er für sein hervorragendes Deutsch bewunderte. Mit einem wohlwollenden Blick auf die große Schar Altardiener lobte er auch diese, die insgesamt auf 44 Aktive blicken können. „Hier hat die Firmung offenbar gewirkt, so dass auch viele junge Erwachsene noch den Dienst am Altar vorbildlich mit den jüngeren Minis verrichten!“, so der Bischof erfreut. Er richtete einen Appell an die vielen „Missionare“ da draußen, die Eltern und Großeltern. Es sei ihm ein großes Anliegen, den Glauben auch zuhause in den Familien zu leben. Eltern dürften ihre Kinder jederzeit selbst segnen, ihnen mit einem Kreuzzeichen und Weihwasser Kraft und Stärke mit auf den Weg geben, ihnen ihre Liebe zeigen. Er hoffte, dass durch dieses gute Vorbild der Eltern auch beim 700-Jährigen in zehn Jahren die Kirche noch so voll sei, wie an diesem Pontifikalamt.
Hausherr, Pfarrer Thumann dankte dem Bischof für die Zelebration des Festgottesdienstes und seine stärkenden Worte. Augenzwinkernd meinte er, er dürfe gerne öfter kommen, „immerhin hat der Bürgermeister extra für Sie die Straße neu teeren lassen…!“.
Beim sich anschließenden Stehempfang im Pfarrheim gab sich der Bischof leutselig und suchte gerne das Gespräch mit den jungen und älteren Menschen.