Amazoniensynode und wir – Misereor-Chef Pirmin Spiegel in Regensburg
Genau einen Monat nach dem Ende der Amazoniensynode in Rom konnte das Bistum Regensburg am Sonntag, 24. November mit Misereor-Chef Pirmin Spiegel einen der deutschsprachigen Synodenteilnehmer im Kulturzentrum Leerer Beutel begrüßen und zu diesem weltkirchlichen Ereignis befragen.
Mehrere Fachstellen aus der Hauptabteilung Seelsorge hatten mit dem Kooperationspartner Misereor ein Programm vorbereitet, um die vielfältigen Zugänge zu den umfassenden Themen der Synode für die 120 Teilnehmer erlebbar zu machen. Nach der Begrüßung durch den Leiter der Hauptabteilung Seelsorge, Domkapitular Thomas Pinzer, entführten Fotos und Flötenklänge aus dem Regenwald Amazoniens in diese ökologisch für den gesamten Planeten so bedeutsame wie gefährdete Region. Maria und Bernhard Dorner, die mit verschiedenen indigenen Völkern zusammen lebten, erzählten in einer kurzen Präsentation davon, wie die naturnah lebenden Indigenen zu kämpfen haben mit den gesellschaftlichen Veränderungsprozessen, mit der Gier nach den Bodenschätzen und nach ihrem Land. Die Vernichtung des Regenwalds bedroht deren Kultur und Überleben.
Amazonien - Potenziale und Bedrohungen
Der Hauptreferent Pirmin Spiegel berichtete, dass in den drei Wochen der Synode auch die Hoffnung spendenden Dimensionen des Lebens in Amazonien in den weltkirchlichen Fokus gerückt wurden. Die teilnehmenden Vertreter der Indigenen sowie die dort lebenden Bischöfe konnten zeigen, welch wichtige Aufgabe Kirche in solchen sozialen und ökologischen Spannungen hat. Viele Gemeinden und offizielle Repräsentanten stehen klar auf der Seite der Armen und Benachteiligten, sie setzen sich politisch sowie mit Bildungsmaßnahmen und juristischem Beistand ein gegen gewinnzentrierte Megaprojekte des Raubbaus an Natur und Menschen. Die Kirche Amazoniens ist in weiten Teilen wirklich eine prophetische und eine samaritanisch wirkende Kirche, die von vielen Verantwortungsträgern gestaltet wird. In der Vorbereitungsphase der Synode wurden ca. 87.000 Menschen in einem breit angelegten Dialogprozess gehört. Ihre Hoffnungen und Erwartungen bilden die Basis der Synoden-Agenda. Allein diese Würdigung hat das Selbstbewusstsein gerade der Indigenen sehr gestärkt. Das Zuhören und Achten auf die alltägliche Lebenssituation, die aktive Teilhabe aller Interessierten und die synodalen Entscheidungsprozesse können auch uns in Europa inspirieren für eine zukunftsfähige Gestaltung unseres Zusammenlebens. Amazonien kann uns Mut machen für den Transformationsprozess hin zu einer öko-sozial gerechten Gesellschaft, in der die Kirche ihre Rolle als Anwältin der Ausgegrenzten und Bedrohten erfüllt.
Vom Amazonas an die Donau
Vier Vertreter von unterschiedlichen zivilgesellschaftlichen Gruppen auf der Bühne und Wortbeiträge aus dem Publikum brachten konkrete Handlungsperspektiven aus der Realität des Bistums Regensburg in das Gespräch mit Pirmin Spiegel ein: Christoph Bauer vom Landesbund für Vogelschutz empfiehlt sich als Bündnispartner beim Schutz der Umwelt, Klara Wirthensohn wirbt für die Fairsuchungs-Schokolade aus wilden Amazonas-Kakaobohnen als Beispiel für lokale Projekte des Fairen Handels, Reinhold Birner weist auf die zu erwartende Zunahme von Klimaflüchtlingen hin, die junge Studentin Nathaly Puerto aus Kolumbien wünscht sich für einen besseren Zusammenhalt der verschiedenen Bevölkerungsgruppen die Unterstützung der Kirche.
Misa Criolla - mitreißender Gottesdienst
Die Sorge um die aktuellen politischen Entwicklungen in verschiedenen Ländern Südamerikas und die Hoffnung auf ökosoziale Gerechtigkeit in Amazonien und weltweit wurden mitgenommen in den abschließenden Gottesdienst. Ein Projektchor und -orchester mit mehr als 60 Mitwirkenden vom Kirchenchor Sallern, dem Chor der Musikpädagogik der Universität Regensburg und der Hochschule für Kirchenmusik unter der Leitung von Hans Pritschet boten mit der Misa Criolla einen mitreißenden musikalischen Rahmen in der vollbesetzten Niedermünsterkirche. Dieser emotionale Schlusspunkt und das erlebte Gemeinschaftsgefühl wirken nach.
Nachsynodales Papstschreiben als Impuls für weitere Bildungsaktionen
Die Veranstaltung mit Pirmin Spiegel war der Höhepunkt einer bistumsweiten Veranstaltungsreihe anlässlich der Amazoniensynode. Etwa 30 Veranstaltungen, die vor allem von der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) in Kooperation mit anderen Partnern aus Kirche und Zivilgesellschaft seit Februar 2019 organisiert wurden, stellten die Anliegen der Synode, aber vor allem auch die Herausforderungen, die sich daraus für uns persönlich, politisch und kirchlich in Europa und Regensburg ergeben in den Mittelpunkt . Nach dem Erscheinen des von Papst Franziskus traditionell nach den Synoden verfassten Briefes wird die Arbeitsgruppe überlegen, wie diese Anregungen des Papstes weiter verfolgt werden können.