Am 26. Dezember, dem Gedenktag des ersten Märtyrers Stephanus, betet die Kirche für die bedrängten und verfolgten Christen. Im Interview berichtet der Geschäftsführer von „Kirche in Not“ Deutschland, Florian Ripka, wie es in vielen Regionen der Welt immer gefährlicher wird, Christ zu sein. Und er ist der Meinung: „Wer für verfolgte Christen betet, darf Religionsfreiheit insgesamt nicht vergessen.“

Am 26.12. ist Gebetstag für die verfolgten Christen. Ein Interview mit dem Geschäftsführer von „Kirche in Not“ Deutschland
Hört ihre Schreie
Welche Entwicklungen in Sachen Christenverfolgung stellen Sie aktuell fest?
Florian Ripka: Auch wenn das Thema nicht viele Schlagzeilen macht: Christenverfolgung findet statt, Tag für Tag. Christen, aber auch andere religiöse Gruppen, leiden unter dschihadistischem Terror, autoritären Regimen wie in China oder einem erstarkenden Nationalismus, der das Christentum als „kulturfremd“ ansieht. Ein Beispiel dafür ist der erstarkende Hindu-Nationalismus in Indien. Große Sorgen machen wir uns aktuell um die Länder in Subsahara-Afrika. Dort explodiert der Terror. Christenverfolgung findet mittlerweile auch digital statt. Ein Beispiel sind Massenüberwachungssysteme. Auch hier steht wieder einmal China an vorderster Front. Es wird immer gefährlicher, Christ zu sein: Das zeigt auch eine aktuelle Ehrhebung der OSZE. Demnach ist die Zahl der Hassverbrechen gegen Christen und christliche Einrichtungen im Vergleich zum Vorjahr um 70 Prozent gestiegen. Noch höher ist der Anstieg bei antisemitischen Gewaltverbrechen. Wer für verfolgte Christen betet, darf Religionsfreiheit insgesamt nicht vergessen.
„Kirche in Not“ hat einen Bericht „Religionsfreiheit weltweit“ herausgegeben. Verwässert das nicht den Einsatz für verfolgte Christen?
Ganz und gar nicht! Wir sollten da immer redlich sein: Wo Christen verfolgt werden, werden auch andere religiöse Gruppen verfolgt. Der islamistische Terror in Afrika richtet sich auch gegen die Muslime, um nur ein Beispiel zu nennen. Darum dokumentieren wir in unserem Bericht Verstöße gegen die Religionsfreiheit und die Menschenrechtslage in 196 Ländern weltweit. Alle reden über Menschenrechte, Religionsfreiheit fristet demgegenüber oft ein Schattendasein. Das kann so nicht bleiben. Deshalb suchen wir den Dialog mit Politik und Öffentlichkeit.

Florian Ripka, Geschäftsführer von "Kirche in Not" Deutschland.