Altarweihe in neu gestalteter Sailer-Kapelle im Dom
(pdr) Als eine künstlerisch gelungene, theologisch vom Zweiten Vatikanischen Konzil gebotene und seelsorglich sinnvolle Umgestaltung des Domes hat Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller die neu gestaltete Sailer-Kapelle im südlichen Seitenschiff des Domes charakterisiert. Der Bischof weihte den neuen Altar der Kapelle am Mittwochabend, 30. Juni, also am Jahrtag der Weihe des Domes. In dessen ältestem Teil, der am 30. Juni 1276 geweihten Kapelle im südlichen Seitenschiff, befindet sich auch die neu gestaltete und nach Bischof Dr. Johann Michael Sailer benannte Kapelle. In den Altar werden bei der Weihe Reliquien des Bistumsgründers, des heiligen Bonifatius, und des Bistumspatrons, des heiligen Wolfgangs, eingefügt. Die Werktags- und Anbetungskapelle soll zukünftig die Möglichkeit bieten, sich im Dom zur stillen Anbetung vor dem Allerheiligsten zurückzuziehen. Zum anderen können in der neu gestalteten Sailer-Kapelle künftig auch kleinere Gruppen, zum Beispiel Pfarreien, Firm- oder Wallfahrtgruppen, die den Dom besuchen, in einem der kleinen Gruppe angemessenen Rahmen die Eucharistie feiern. Auch die Werktagsgottesdienste des Domkapitels werden künftig in der Sailerkapelle stattfinden. Die Umgestaltung hat insgesamt etwa 200.000 Euro gekostet, die von der Diözese übernommen werden.
Bischof: Umgestaltung in der verbindenden Glaubensgemeinschaft über Generationen hinweg
„Mit dieser Kathedrale ist Regensburg eigentlich schon immer Kulturhauptstadt“, hob Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller bei der Vorstellung des Projektes die Bedeutung des Domes hervor. Es gehe jedoch entscheidend darum, den Dom auch heute als Kirche, mit der Bestimmung der Verehrung Gottes zu nutzen und ihn für diesen Zweck sinnvoll und zeitgemäß zu gestalten. „Wir stehen in einer lebendigen Beziehung zu den Erbauern. Wir gehören zur gleichen Glaubensgemeinschaft“, betonte der Bischof das verbindende Element durch die Generationen hindurch. Mit der neugestalteten Sailer-Kapelle erhalte der Regensburger Dom einen zeitgenössischen und am Zweiten Vatikanischen Konzil orientierten Akzent. Die Kapelle sei Ausdruck dafür, dass der Dom nicht nur ein hervorragendes Zeugnis gotischer Baukunst ist, sondern vor allem ein Ort lebendiger Feier des Glaubens.
Die Kultur, und bisweilen auch die Liturgie, stünden heute in der Gefahr, zum vordergründigen „event“ zu werden. Solchen Tendenzen solle durch die Einladung zum stillen Gebet in die neu gestaltete Kapelle begegnet werden. Als Besinnung und Meditation vor dem Allerheiligsten sei dies keine unbestimmte allgemein-religiöse Praxis. „Wer sich in dieser Kapelle besinnt, tut es im Wissen um die Geborgenheit und das Aufgehobensein in Christus. In Christus schlägt uns ein Herz entgegen, das offen ist für die Probleme der Menschen“, so der Bischof.
Gerade für kleinere Gruppen, die den Dom, die Mutterkirche der Diözese, besuchen, sei die Sailerkapelle ein idealer Ort für die Eucharistiefeier, nannte der Bischof die zweite Bestimmung der Kapelle. Die Namensgebung nach Bischof Sailer, der in diesem Teil des Domes begraben ist und für den dort ein Grabmal steht, erinnere an den „bedeutendsten Bischof und Seelsorger der Neuzeit im Bistum. Zurecht heißt Sailer der Kirchenvater des modernen katholischen Bayerns“, würdigte der Bischof den Namenspatron der Kapelle.
Dank für gute Zusammenarbeit von Kirche und Staat
Für die gute und konstruktive Zusammenarbeit bedankte sich Leitender Baudirektor Hans Weber vom Hochbauamt bei allen Beteiligten. Da der Dom dem Staat gehöre, sei seine Dienststelle als „Bauherr“ aufgetreten und mit der Planung befasst gewesen. Insbesondere dankte er der Dombauhütte, die in der Durchführung entscheidend beteiligt war. Mitte letzten Jahres sei Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller mit der Bitte um eine theologische und seelsorglich sinnvolle Umgestaltung an das Hochbauamt herangetreten. „Beide Seiten waren sich von Anfang an darüber im Klaren, dass die Umgestaltung des ältesten Teils der Regensburger Kathedrale besonderer Umsicht und der engen Zusammenarbeit aller Fachstellen bedarf.“
Mit einem Künstlerwettbewerb und einem Kolloquium mit den Künstlern im Februar sei die Umgestaltung intensiv geplant worden. Der Termin der Domweihe, der 30. Juni, als Termin für die Altarweihe sei ebenfalls nur durch intensive Zusammenarbeit zu halten gewesen. “Ich freue mich über den gelungen Gestaltung und die schöne Erfahrung“, dankte Leitender Baudirektor Hans Weber. Diesem Dank für gute Zusammenarbeit schloss sich von Seiten der Kirche für das Domkapitel Dompropst und Generalvikar Dr. Wilhelm Gegenfurtner herzlich an.
Beispielhafte Lösung für lebendig verstandenen Denkmalschutz
Oberkonservator Dr. Harald Gieß vom Landesamt für Denkmalpflege bezeichnete die Umgestaltung im Sinn der Denkmalpflege als „beispielhafte Lösung“. Er betonte, sie sei kein Kompromiss, bei dem beide Seiten von ihren Vorstellungen Abstriche hätten machen müssen. Moderne Denkmalpflege verstehe sich nicht als eine „Glasglocke, unter der einmal in der Vergangenheit Geschaffenes für immer unverändert konserviert werden muss“. Es gehe vielmehr darum, ohne Verlust an historischen Aussagen, „Objekte, die der Gesellschaft als Ganzer gehören, in eine gute Zukunft zu begleiten“. Wie in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder geschehen, werde mit der Umgestaltung der Kapelle „im Dom eine neue Zeitschicht eröffnet.“
Durch intensive Zusammenarbeit und gemeinsame Planung sei es gelungen, bei der Umgestaltung Zeugnisse aus dem romanischen und karolingischen Vorgängerbau des Doms nicht anzutasten und auch eine noch gotische Stufenanlage in dem Bereich zu schonen, unterstich Dr. Gieß. Auch die künstlerische Gestaltung durch Helmut Langhammer aus Pressath wertete er als „überzeugenden Entwurf“, der sich in das Baudenkmal Regensburger Dom hervorragen einfüge. Das gelte sowohl für den Kalkstein als Material, als auch für den Altar, der künstlerisch gestaltet den alten Altar unter dem gotischen Baldachinaltar aufgreife. Nicht zuletzt, so Dr. Gieß, finde mit der Umgestaltung das Allerheiligste im neuen Tabernakel auf dem Ziboriumsaltar seinen Platz wieder im ältesten Teil des Doms, wo es bereits unmittelbar nach der Domweihe aufbewahrt wurde.