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Fragen, die alle angehen

Akademisches Forum: Was kommt nach dem Tod?

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Regensburg, 27. Mai 2022. „Himmel, Hölle, Fegefeuer, oder: Was kommt nach dem Tod?“ war das Thema einer Veranstaltung des Akademischen Forums Albertus Magnus. Der Vortrags- und Diskussionsabend hat am Mittwoch ab 19.30 Uhr im Diözesanzentrum Obermünster in Regensburg stattgefunden. Wie ersichtlich, traf das Thema einen Nerv der Zeit, denn die Hörer und Diskutanten waren sehr zahlreich erschienen, und sie waren auch ganz bei der Sache, als der Vorträger, Prof. Dr. Manfred Gerwing, zum Thema eindrücklich sprach. Prof. Gerwing, langjähriger Dogmatiker an der Theologischen Fakultät der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, ist ebenfalls für seine praktische Ader bekannt – der Emeritus hatte einst ebenfalls maßgeblich an der (Aus)Bildung vieler Lehrerinnen und Lehrer in Nordrhein-Westfalen mitgewirkt. Dieser praktische Bezug war während der sich anschließenden munteren Diskussion denn auch sehr gefragt und hilfreich. Denn Grundaussagen des Glaubens wurden gewinnbringend verdeutlicht.

Wer entscheidet, wer wohin kommt?

Keine geringeren Fragen stellte Prof. Gerwing in den Raum als: Ist mit dem Tod alles aus? „Wer“ entscheidet, „wer“ „wohin“ kommt? Kurzweilig entwickelte der systematische Theologe die katholische Eschatologie – die Lehre von den letzten Dingen. Dabei stellte der Westfale (aus neben Münster gebürtig) zu Beginn klar: „Gott ist für uns nicht nur Grund und Garant, sondern auch das Ziel unserer Hoffnung.“ Grunddogma, bereits von „Israel“ her überkommen bzw. übernommen, ist also: Gott ist nicht nur jemand, von dem etwas erhofft wird, sondern er ist „das“, was erhofft wird. Dazu kommt außerdem, dass Gott eine Wirklichkeit ist, die nicht in Begriffe zu fassen ist. Er ist der Andere, der Absolute und der Unaussagbare. Ganz so ist das Verhältnis Gottes und der Welt nicht im Sinne einer Addition zu denken. Eine Beziehung zwischen diesen Größen gibt es. Wie aber ist dann, wenn Gott unaussagbar ist, mit ihm, „der im unzugänglichen Lichte wohnt“, Gemeinschaft zu haben? Antwort der Christentums: „Gott macht sich selbst verständlich.“

Unvollendetes erkennen: Fegefeuer!

Im Tode die Begegnung mit Christus bereitet Schmerzen, sagte Prof. Gerwing. Warum? Die „Passion“, uns selbst als unvollendet zu erkennen, sei gerade das Fegefeuer. Die Auferstehung wird also die „errettete Endgültigkeit“ des jeweils einen Menschen sein. Die Seele ist dabei sein Selbst, das dem Menschen mitsamt Lebensgeschichte eingeprägt ist.

Und die Hölle? Sie ist die Verweigerung bzw. der endgültige Selbstausschluss von Gott und den Seinen. Wie dies allerdings geschieht, dass jemand den radikalen Widerstand gegen die Liebe sein Leben lang „durchzieht“, entziehe sich unserer Kenntnis: „Gott will die Rettung aller.“ Und: „Verheißen ist uns der Himmel, nicht die Hölle“, sagte Prof. Gerwing.

Prof. Bonk, Direktor der Akademischen Forums, hatte zunächst in seinem Eingangsstatement auf die in der Welt wiederkehrende Vorstellung hingewiesen, wonach der Mensch im Sterben bzw. im Tod in die Wahrheit erst „hineingeboren“ werde.

Das Mausetot-tot-Sein

Womit an dieser Stelle allerdings auch Elemente der sich nach dem Vortrag entwickelnden Diskussion anzuzeigen sind: Ein Teilnehmer verwies auf die Bedeutung sogenannter Nahtoderfahrungen (er war und ist selbst davon betroffen); woraufhin der Dogmatiker die Nahtoderfahrungen in ihrer Bedeutung sicher anerkannte, jedoch feststellte, dass sich seine Ausführungen auf einen „Tod“ bezogen haben, der eben nicht ein So-gut-wie-Tod oder Beinahe-Tod ist, sondern – international bereits übernommener „Fachbegriff“ – die Tatsache des Mausetot-Seins. Daher auch, klare Aussage!, sei das Thema der Reinkarnation für die Eschatologie „uninteressant“: „Ein Leben, eine Chance, ein Tod.“ Kenntnisreich sagte Gerwing außerdem: „Die Reinkarnation ist im Buddhismus eine Bestrafung.“ Im Übrigen sei Sartres Aussage: „Der Mensch ist ein Mensch zum Tod“ bereits bei Paulus zum „Sein des Menschen in Christus“ richtiggestellt.

Unser Verhalten für die Verstorbenen

Wie sehr das Thema „angeht“, war nicht zuletzt bei der Nachfrage aus dem Publikum zu erfahren, wie und in welchem Verhältnis wir gegenüber den Verstorbenen stehen: Diese seien nämlich auf die Verzeihung der Lebenden angewiesen, war zu erfahren. Dr. Gerwing: „Wir sollen daher für die Verstorbenen beten. Unser Verhalten ist wichtig für ihre Vollendung.“ Wir sollen sozusagen schwierige Verstrickungen mit ihnen zu Lebzeiten in unseren Herzen „lösen“. Dahinter steht die Gemeinschaft der Personen: „Wir sind ein Leib, und auch die Verstorbenen gehören dazu.“ Anfragen, warum wir nicht von einem Gott, vielmehr einer Göttin als Frau ausgehen, beantwortete der Referent mit dem Hinweis darauf, dass Gott immer der Unaussagbare ist. Dass dies – Gott als Frau – wiederholt thematisiert wurde und der erhebliche Zuspruch zu der Veranstaltung überhaupt sprechen dafür: dass das Akademische Forum ein Forum für Themen gegeben hat, die Menschen wirklich interessieren. (NEU)



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