News Bild Advocatus Diaboli, James Bond und der einfache Glaube - Einmal aus dem Paradies nach Las Vegas: Podium im Regina Filmtheater sezierte den Film „Mary’s Land“

Advocatus Diaboli, James Bond und der einfache Glaube - Einmal aus dem Paradies nach Las Vegas: Podium im Regina Filmtheater sezierte den Film „Mary’s Land“

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Erst einmal herrschte vielsagendes Schweigen. Nach den phasenweise überwältigenden Bildern des Films „Mary’s Land“ waren vier Stühle rasch auf die Filmbühne im Regina Filmtheater gestellt, die sogleich besetzt wurden. So ging es in die Diskussion über das Gesehene der zwei vorangegangenen Stunden. Seit Jahren tingelt „Mary’s Land“ international durch die Kinos. Einstweilen ist der inszenierte Hype um den Streifen von Regisseur und Hauptdarsteller Juan Manuel Cotelo abgeebbt. Das war der passende Zeitpunkt, genauer hinzusehen und kritische Würdigungen an der Produktion vorzunehmen – die anspruchsvolle Aufgabe hatte sich das anschließende Podium gestellt. Es bestand aus Julia Wächter, Mitglied der Redaktion des „<link https: www.facebook.com botevonfatima.imr _blank external-link-new-window rund um den marienerscheinungsort>Bote von Fatima“, Dr. Herbert Schwaab vom Lehrstuhl für Medienwissenschaft der Universität Regensburg, und Prof. Dr. Veit Neumann, Pastoraltheologe in St. Pölten. Die Moderation lag bei Medienwissenschaftlerin Marie-Luise Appelhans von der Medienabteilung der Diözese.

 

Bohrung in geistliche Problematiken

Der doku-szenische Film gibt eine gläubig-interpretatorische Sicht auf die Wirklichkeit. Gelegentlich erscheint er als gewagte Collage, ist aber tatsächlich ein modernes Mysterienspiel, bei dem der Agent des Leibhaftigen über kurz oder lang Geschmack am Glauben gewinnt und – zu ihm, also zum Glauben zurückkehrt; er war zwischenzeitlich nur lau geworden! Es ist eine etwas gewollte Advocatus-Diaboli-Konstruktion in James-Bond-Manier. Sollte damit Propaganda weichgezeichnet werden oder gar kaschiert, war dies nicht nötig. Tatsächlich ist der Film eine Ansammlung inszenierter Tiefenbohrungen in geistliche Problematiken.

 

Kompatibel: Neuevangelisierung und Film-Biz?

Das Bewegtbild-Projekt ist eine Art Youcat und Docat in einem, dessen Spannungsbogen von den ersten Menschen bis zu den einarmigen Banditen in Las Vegas reicht. „Mary’s Land“ zeigt: Neuevangelisierung und weltweiter Film-Biz sind kompatibel, wenn die Gesetzmäßigkeiten des Letzteren beachtet werden. Weitgespannt war in Regensburg auch der Reigen der Veranstalter: vom Institutum Marianum, das mariologische Fragen reflektiert, über die Erwachsenenbildung und das Stadtdekanat bis zur diözesanen Medienabteilung.

Rhetorisch ansprechend trug Julia Wächter auf dem Podium Bedenken gegenüber einer allzu einseitigen Bezugnahme im Film auf die kirchlich nicht anerkannten „Marienerscheinungen“ in Medjugorje in Bosnien-Herzegowina vor. Sie ermutigte allerdings, die Beziehung zur Gottesmutter zu suchen, das Vertrauen auf sie zu setzen und sich von ihr den Weg zu Christus zeigen zu lassen. An Marienerscheinungsorten wie beispielsweise Guadalupe, Lourdes oder Fatima könne diese besonders intensiv erlebt und gestärkt werden, gab Julia Wächter zu bedenken.

 

Verlust an Emotionalität

Dr. Schwaab verortete das Genre der Produktion, derzeit durchaus üblich, zwischen Spielfilm und Doku. Er thematisierte den Hype um den Film, der sich nicht zuletzt auf social media stützt. Kritisch beleuchtete der Medienfachmann die Synchronisierung, die zu einem Verlust an Emotionalität führe. Dr. Neumann verwies auf die geänderten Umstände von Religion in der globalisierten Welt: Plakative Aussagen in „Mary’s Land“ seien nicht zuletzt zu verstehen im Zusammenhang des Wettbewerbs der Religionen um Aufmerksamkeit, wie dies in Amerika – in den USA, aber auch zunehmend in Lateinamerika – seit langem gepflegt wird. Der Theologe verortete den Film im Feld irgendwo zwischen Theologie und Marketing. Immerhin zeige sich auch hier, was Benedikt XVI. 2006 sagte: Der Glaube ist einfach.

 

Film geht deutlich an die Ränder

Was die Anliegen von Papst Franziskus betrifft, so geht der Doku-Spielfilm deutlich an die Ränder: zu Menschen in armen Siedlungen sowie in marginalisierten Berufen. In den Sequenzen, die dort spielen, strahlt das Glaubenszeugnis übrigens am stärksten, und hier sind die Menschen am greifbarsten, wie auch immer sie synchronisiert sind.



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