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Adveniat zu den Wahlen in Panama

Verurteilter Ex-Präsident führt in Umfragen

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Regensburg, 30. April 2024

„Massenproteste gegen Korruption im Bergbau und ein wegen Korruption zu zehn Jahren Haft verurteilter Ex-Präsident, der die Umfragen und den Wahlkampf beherrscht. – Die Lage vor den Wahlen am 5. Mai in Panama könnte nicht widersprüchlicher sein“, erklärt Inés Klissenbauer. Für die Mittelamerika-Referentin des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat steht fest: „Kein Präsidentschaftskandidat bietet eine Antwort auf die größer werdenden Probleme im Land und die zunehmende Verarmung.“ Die drastischen Corona-Maßnahmen hätten das Land hochverschuldet und zudem die Korruption weiterbefördert. Die Arbeitslosigkeit sei enorm hoch, die Kosten für Wohnung, Wasser, Gesundheit und Bildung explodierten. Zudem belasteten die Folgen des Klimawandels und der Umweltzerstörungen das mittelamerikanische Land.

Im Oktober 2023 kam es zu wochenlangen, in diesem Ausmaß bislang nicht gekannten Protesten. „Der Jubel der Menschen war groß, als daraufhin das Oberste Gericht die Konzession für die größte Kupfermine der Tochter der kanadischen Bergbaufirma „First Quantum Minerals“ für verfassungswidrig erklärte und die noch amtierende Regierung die Schließung der Mine zugesagt“, berichtet Adveniat-Expertin Inés Klissenbauer. „Diese heftigen Proteste zeigen, dass die Bevölkerung die Nase voll hat von der Korruption und Verarmung, vom extraktivistischen Wirtschaftssystem und der Umweltzerstörung – aber vor allem von Politikern, die in der Mehrheit den Bergbau ohne Rücksicht auf die Folgen fördern, und von denen zu befürchten ist, dass sie die gestoppte Bergbaukonzession neu verhandeln und wieder aufnehmen werden.“ Die Menschen haben dennoch Hoffnung geschöpft und gemerkt, dass sie durch Widerstand etwas bewirken können.

Skeptisch stimmen die Umfragen in Bezug auf das Präsidentenamt. Denn dort führt die Partei von Ricardo Martinelli, der von 2009 bis 2014 Staatspräsident war. Weil er wegen Korruption und Geldwäsche zu zehn Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt wurde, darf er zu den Wahlen nicht mehr antreten. Adveniat-Partner Padre Marco Tulio Gómez beobachtet vor Ort: „Vor der Wahl übertreffen die Befürchtungen die Hoffnungen in einer Bevölkerung, die in den vergangenen 30 Jahren abwechselnd von denselben korrupten Parteien regiert wurde.“ Die Menschen seien frustriert und des Systems überdrüssig. Nach den letzten verfügbaren offiziellen Zahlen lebte 2019 jeder fünfte der insgesamt 4,2 Millionen Panameños in Armut, jeder Zehnte in extremer Armut. Dieses Zahlen haben sich infolge der Covid-Pandemie weiter erhöht. Während sich der Reichtum in der Hand weniger in der Hauptstadt Panama konzentriert, leben Padre Gomez zufolge 85 Prozent der Indigenen Panamas in Armut.

 

 

Der Jesuit leitet die vom Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat unterstützte Organisation „Fe y Alegria“ („Glaube und Freude“), eine der wenigen nichtstaatlichen Einrichtungen in dem mittelamerikanischen Land, die sich neben ihrer Bildungsarbeit auch um Flüchtende und Einwanderer kümmert. Seit Jahren gehört die Migration aus Lateinamerika und der Karibik in Richtung USA zu einer der größten Herausforderungen im Land. 2023 sind mehr als eine halbe Million Menschen zu Fuß durch den lebensgefährlichen Darién-Dschungel von Kolumbien nach Panama geflüchtet. Viele schaffen die Weiterreise nicht, sodass schon heute über 500.000 Migrantinnen und Migranten unter prekärsten Bedingungen im Land leben. „Keiner der Präsidentschaftskandidaten hat einen Vorschlag für eine Reform der Migrationspolitik“, kritisiert Padre Gomez. Die öffentlichen Äußerungen reichten von Ignoranz bis zu offener Fremdenfeindlichkeit. Migration werde weiterhin allein als Frage der Sicherheit betrachtet. Menschen, die lebend aus dem Darién kommen, werden vom Militär in Lagern festgesetzt und anschließend in Bussen an die Grenze zu Costa Rica gekarrt.

Weltweit bekannt ist Panama für seinen Kanal, die bedeutendste Schiffsverbindung zwischen Pazifik und Atlantik. Die Erweiterung des Bauwerks und die dafür notwendige Umleitung von ganzen Flüssen, „bedroht nun das Leben von hunderten Arten, unter ihnen den Menschen“, warnt Padre Gomez. Für die Mittelamerika-Referentin des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Inés Klissenbauer, gilt hierbei wie auch beim ungebremsten Rohstoffabbau durch multinationale Konzerne für den Welthandel: „Als eine der führenden Wirtschaftsnationen muss sich Deutschland dafür einsetzen, dass die wirtschaftlichen Belange nicht über das Leben von Pflanzen, Tieren und Menschen gestellt wird. Insbesondere die indigenen Völker werden ihrer Lebensgrundlagen beraubt. Dafür tragen auch wir Verantwortung.“

Text: Adveniat

(to)

Weitere Infos

Adveniat, das Lateinamerika-Hilfswerk der katholischen Kirche in Deutschland, steht für kirchliches Engagement an den Rändern der Gesellschaft und an der Seite der Armen. Getragen wird diese Arbeit von vielen Spenderinnen und Spendern – vor allem auch in der alljährlichen Weihnachtskollekte am 24. und 25. Dezember. Adveniat finanziert sich zu 95 Prozent aus Spenden. Die Hilfe wirkt: Im vergangenen Jahr konnten 1.500 Projekte mit rund 32 Millionen Euro gefördert werden, die genau dort ansetzen, wo die Hilfe am meisten benötigt wird: an der Basis, direkt bei den Menschen vor Ort.



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