News Bild Abt Nikodemus weigert sich in Jerusalem, das Brustkreuz zu verdecken
Abt Nikodemus weigert sich in Jerusalem, das Brustkreuz zu verdecken

Aufrichtig, ruhig, klar, standhaft

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Jerusalem, 25. Juli 2023

Vor wenigen Tagen ist der kürzlich geweihte Abt Dr. Nikodemus Schnabel auf dem Platz vor dem Gebetsbereich an der Klagemauer in Jerusalem von einer offiziellen Beamtin der Western Wall Heritage Foundation deutlich („und auch nicht unbedingt höflich“) aufgefordert worden, sein Brustkreuz abzudecken.

Dr. Schnabel hat sich dadurch nicht beirren lassen. Er führte Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) gerade durch die Jerusalemer Altstadt. Ein Redakteur des „Spiegel“ filmte den Vorgang. Die Offizielle sagte, es handle sich um eine neue Regelung. Der Abt steht seit diesem Jahr der Dormitio-Abtei in Jerusalem vor.
Zu hören ist in dem aufgezeichneten Material, wie sich der Abt ruhig und klar zur Wehr setzt und darlegt, dass das Kreuz zum Aufzug eines Abtes gehört. Über den Twitter-Kanal der Israelischen Botschaft in Deutschland schrieb die Foundation später: „Wir entschuldigen uns für die entstandenen Unannehmlichkeiten. Die Klagemauer ist für alle zugänglich. Es sei darauf hingewiesen, dass es auf dem Platz an der Klagemauer keine diesbezüglichen Vorschriften gibt.“

Berechtigtes Zeichen gesetzt

Ich bin froh und dankbar, dass Abt Dr. Nikodemus Schnabel Mut bewiesen und dieses berechtigte Zeichen gesetzt hat. Abt Schnabel sagte daraufhin im Rahmen eines Interviews im Domradio Köln: „Wenn man sieht, wie hier Kirchen geschändet werden, ich angespuckt werde, ist so ein Kreuz-Vorfall noch mein geringstes Problem.“ Er fügte hinzu, ohne dem Thema eine noch höhere Bedeutung verleihen zu wollen: „Was es jetzt braucht und da warten wir Christen schon lange drauf, ist eine Reaktion von allerhöchster Stelle, vom Ministerpräsidenten, von der derzeitige Regierung. Es muss mal ganz klare Kante gezeigt werden, dass es so nicht geht. Da ist das Schweigen mehr als auffällig.“
Abt Nikodemus ist auch im Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen stark engagiert. Erst kürzlich hat er ermutigende Gottesdienste in Fulda auf der Cartellversammlung gefeiert und eine wegweisende Rede gehalten. Ich bin froh, dass er nicht nur redet, sondern dass er, wie nun anhand des Vorfalls in Jerusalem zu bemerken war, die Stärke hat, aufrecht zu bleiben. Am besten machen wir das als Christen mit unserem nötigen Zeugnis in der Gesellschaft genauso: ruhig und klar vortragen, wie wir uns ein gutes und christliches Leben in Deutschland vorstellen. Viele empfinden das zwar derzeit oder überhaupt nicht als attraktiv, aber was zählt ist Aufrichtigkeit und Standhaftigkeit. Manche überdrehten Debatten über Kirche erscheinen dann in einem anderen Licht.

Text: Prof. Dr. Veit Neumann

Bilder: Abt N. Schnabel



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