75 Jahre Fachklinik Schwarzach

Ein Jubiläum der Menschlichkeit und des Glaubens


Regensburg / Schwarzach, 2. Juli 2025 

Die Fachklinik Schwarzach, eine Stiftung des öffentlichen Rechts unter der Trägerschaft der Pfarrer-Michael-Graf-Stiftung Schwarzach, feierte am Sonntag ihr 75-jähriges Bestehen. Die Jubiläumsfeierlichkeiten begannen mit einem feierlichen Festgottesdienst in der historischen Pfarrkirche St. Martin in Schwarzach, im Mittelpunkt der Feierlichkeiten stand die Festpredigt von Caritasdirektor Diakon Michael Weißmann, der die "göttliche Torheit" und die Nächstenliebe als Grundpfeiler der Klinikgeschichte hervorhob.

Pfarrer Hans-Jürgen Koller, Stiftungsratsvorsitzender der Pfarrer-Michael-Graf-Stiftung Schwarzach und Zelebrant des Gottesdienstes, begrüßte die zahlreichen Festgäste, an seiner Seite standen Caritasdirektor Diakon Michael Weißmann und Gemeindereferent Martin Bartlreiher. "Es war der Wunsch unseres Geschäftsführers und der Mitarbeiter der Klinik, das Festprogramm mit einem Gottesdienst zu beginnen", so Pfarrer Koller, "wo Menschen feiern, da darf Gott nicht ausgeschlossen sein." Unter den Anwesenden waren auch prominente Persönlichkeiten wie MdL Tobias Beck, Bürgermeister Georg Edbauer, stellvertretender Vorsitzender des Stiftungsrates, Landrat Josef Laumer, Stiftungsrat, sowie Stefan Schmidberger, Leiter der Personalabteilung des Caritasverbandes für die Diözese Regensburg e. V. und ebenfalls Stiftungsrat. Michael Trotz, Geschäftsführender Verwaltungsleiter der Orthopädischen Fachklinik Schwarzach und Vorsitzender des Stiftungsvorstands, war ebenso anwesend wie Vertreter der Kirchenverwaltung und Pfarrgemeinderäte. Ein besonderer Gruß des Zelebranten galt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Schwarzacher Fachklinik. Die musikalische Gestaltung der Liturgie übernahm das Blechbläserkonsort Deggendorf unter der Leitung von Oliver Kellermeier.

Die göttliche Torheit als Fundament der Nächstenliebe

Die Festpredigt hielt Caritasdirektor Diakon Michael Weißmann, der sich auf die Bibelstellen 1 Korinther 1,25–31 ("Die Torheit Gottes ist weiser") und Johannes 21,15–19 bezog. Er begann seine Predigt mit den Worten: “75 Jahre Klinik Schwarzach. 75 Jahre Dienst am Menschen. 75 Jahre konkrete Nächstenliebe in der Provinz – die längst nicht mehr Provinz ist, sondern ein Leuchtturm menschlicher und medizinischer Kompetenz geworden ist.”

Weißmann beleuchtete die ungewöhnlichen Anfänge der Fachklinik. Er stellte die Frage, wie alles begann, und wies darauf hin, dass es keinen Masterplan, keine Zielgruppenanalyse oder einen Projektstrukturplan gab, stattdessen begann alles mit einem Seufzer von H.H. Dekan Michael Graf: "Den Leuten muss geholfen werden! Aber wie?" Michael Graf, ein Priester, Seelsorger, Bauer, Organisator, mutiger Visionär und tiefgläubiger Mensch, ließ sich von anfänglichem Spott und Kopfschütteln nicht beirren. So wurde aus einem Seufzer ein Werk, ein Haus, ein Lebenswerk – und aus einer Frage eine Berufung. Weißmann bezeichnete die Entwicklung als ein Wunder: ein Allgemeinkrankenhaus, das vielen Müttern eine sichere Entbindung ermöglichte, eine Pflege, die von den Mallersdorfer Schwestern getragen wurde, und eine Klinik, deren Ruf weit über Schwarzach hinausreichte. Michael Grafs scheinbar bitterer Satz am Ende seines Lebens: "Was ich getan habe, war die Tat eines Wahnsinnigen", wurde von Weißmann als "göttliche Torheit" interpretiert, von der der Apostel Paulus schreibt. Eine Torheit, die sich nicht am Machbaren, sondern am Notwendigen orientiert – am Menschen, der Hilfe braucht. In dieser "Torheit" liege ein tiefer, göttlicher Ernst, der nicht fragt: "Geht das?", sondern: "Wer braucht mich – hier und jetzt?"

"Liebst du mich?" – Eine Frage als Sendung

Diakon Weißmann zog Parallelen zur Frage Jesu an Petrus im Evangelium: "Liebst du mich?" Diese Frage, dreimal gestellt, sei nicht Kontrolle, sondern Sendung. Die Antwort zeige sich im Tun: "Weide meine Lämmer! Pflege meine Schafe! Kümmere dich um sie!" Dies sei die DNA der Klinik Schwarzach seit 75 Jahren: die sichtbare Antwort auf diese Frage Jesu, Tag für Tag. Nicht nur in Diagnosen und Operationen, sondern im aufmerksamen Blick, im geduldigen Gespräch, in der sorgsamen Pflege und im stillen Dasein in schweren Stunden.

Er sprach seinen tiefsten Dank an alle aus, die über Jahrzehnte hinweg in der Klinik gewirkt haben: die Mallersdorfer Schwestern, die mit Leib und Seele für die alten und kranken Menschen da waren; die Ärztinnen und Ärzte, die Menschen begegneten, nicht nur Behandlungen planten; das pflegende Personal, das Hände hielt, pflegte, tröstete und begleitete; das technische und verwaltungstechnische Personal, das oft unbemerkt, aber unersetzlich dafür sorgte, dass alles lief; und die heutigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die das hohe Erbe mit Professionalität und Herz weitertragen.

Die Klinik sei nicht nur gebaut, sondern "geliebt" worden in ihrem Werden – von Michael Graf, von Pfarrer Ernst, von den Menschen der Region, die Ideen in die Realität umsetzten und sich gegen Widerstände stemmten. Es habe auch Rückschläge gegeben, wie das Ende des Allgemeinkrankenhauses 1972, die Auflösung des Altersheims und die Angst vor dem Verlust der Operationsrechte. Doch Schwarzach habe nie resigniert, weil Menschen wie Pfarrer Ernst, der langjährige Stiftungsratsvorsitzende, der verstorbene Pfarrer Alfons Dirscherl, Dr. Dobler und viele ungenannte Heldinnen und Helden dieser Einrichtung nicht nur ihre Pflicht taten, sondern Berufung lebten. Sie verstanden, dass Gesundheit mehr als Medizin, Heilung mehr als ein Eingriff und Pflege mehr als Technik ist – es gehe um Würde, Zuwendung und das Ganze des Menschen.

Treue im Glauben als Nachfolge

Die Geschichte der Klinik sei eine Geschichte des Trotzes im Glauben, des Weitermachens, gerade weil es schwer ist – wofür auch Pfarrer Koller und der langjährige Geschäftsführer Herr Trotz heute kämpfen und sich einsetzen. Dies sei Nachfolge, wie Jesus sie dem Petrus ans Herz lege: nicht heroisch, nicht perfekt, sondern treu in der Liebe und in der täglichen, oft unspektakulären, aber lebensverändernden Sorge um andere. "Folge mir nach" – diese Einladung Jesu sei keine Aufforderung, das eigene Leben zu retten, sondern es zu verschenken und darin Erfüllung zu finden. Das 75-jährige Jubiläum sei somit nicht nur das Bestehen einer Klinik, sondern die Feier der Treue – der Treue zu einem Geist, der hilft, heilt und begleitet, und zu einem Auftrag, der über Generationen hinweg Menschen auf beiden Seiten der Klinikbetten berührt hat. Diakon Weißmann schloss seine Predigt mit dem Wunsch, dass das Wort Jesu in diesem Haus weiterklinge: "Weide meine Schafe!" – Seid sorgsam. Seid menschlich. Seid da – füreinander. Denn darin, so der Glaube, ist er selbst mitten unter uns. “Gott segne die Fachklinik Schwarzach. Gott segne Sie alle, die Sie hier wirken und wirken werden. Und Gott segne die, denen hier geholfen wurde – und noch geholfen werden wird. Amen.”

Das Jubiläumsfest umfasste neben dem Gottesdienst auch einen "Tag der offenen Tür" mit einem vielfältigen Programm, darunter Vorträge, Klinikrundgänge, Live-Vorführungen, Kinderbetreuung und eine Tombola. Der Reinerlös des Festes kommt wie immer sozialen Projekten in Schwarzach zugute.

Text und Fotos: Sabrina Melis
(chb)



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