News Bild 64.000 Stöcke auf 16 Hektar – junge Katholiken helfen beim „Hopfenanleiten“ in Mindelstetten

64.000 Stöcke auf 16 Hektar – junge Katholiken helfen beim „Hopfenanleiten“ in Mindelstetten

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Seit einem halben Jahr sind Barbara und Josef Irl verheiratet. Sie bewirtschaften gemeinsam einen Hopfenbetrieb mit 16 Hektar in Mindelstetten. Die beiden sind gerne Hopfenbauern. „Die Arbeit beim Hopfen ist, wie wenn man dem Herrgott ein bisschen zur Hand geht“, erklärt Josef Irl, der außerdem als Berufsoberschullehrer für Mathematik und Religion in Kelheim arbeitet. „Das Wachsen und Gedeihen in der Natur hängt nicht von uns selber ab, aber man kann ein bisschen dazu arbeiten und das macht mir Freude.“ Wegen der Corona-Krise konnten die Saisonarbeiter aus dem Ausland nicht anreisen. Dabei ist der Mai einer der arbeitsintensivsten Monate im Hopfenanbau. Jeder Stock muss einzeln bearbeitet werden. „Bei unseren 16 Hektar sind das dann rund 64 000 Stöcke Hopfen – jetzt kann man sich vorstellen, was für eine unglaubliche Arbeit das ist, besonders wenn uns die Arbeiter fehlen“, sagt Josef Irl. Diese Not sah Andreas Lorenz, stellvertretender Leiter der Jugend 2000 Regensburg und bot Josef und Barbara Irl sofort an, Helfer zu organisieren. Ein Großteil davon konnte Andreas Lorenz aus Mitgliedern der Jugend 2000 gewinnen. Dazu kamen Studenten aus Regensburg und München.

Knochenarbeit im Dauerregen

Am ersten Mai Wochenende standen dann 40 freiwillige Helfer auf dem Hof der Familie Irl. Das Wochenende darauf kamen nochmal um die 30. „Die meisten von uns haben noch nie zuvor auf einem Hopfenfeld gearbeitet“, erzählt Andreas Lorenz, der aus dem Landkreis Schwandorf kommt. An einem Tag hatte es stundenlang ohne Unterbrechung geregnet. „Wir waren komplett voller Matsch von oben bis unten“, berichtet Sarah Maier, die als Mechatronikerin eigentlich einen Bürojob ausübt. Der guten Stimmung unter den Helfern konnte der Regen aber nichts anhaben. „Es war richtige Knochenarbeit“, gibt Andreas Lorenz zu, „aber es hat sich keiner über die Anstrengung beklagt“. Einige hatten sich extra Urlaub genommen, um mitzuhelfen. „Wenn man am Anfang in seiner Hopfenreihe zurückgeschaut hat, auf die wenigen Stöcke, die man erst bearbeitet hatte, dann dachte man, dass man das nie schaffe“. Andreas Lorenz wagt dabei eine Analogie zum eigenen Leben: Die Arbeit auf dem Hopfenfeld lehre Geduld zu haben und die einfachen Dinge treu zu erledigen.

Dem Hopfen eine Starthilfe geben

Barbara Irl gab den Helfern eine kurze Einführung. Im Mai gilt es den Hopfen an den Draht zu leiten. Drei gleichlange Triebe müssen von Hand im Uhrzeigersinn um den Draht gewickelt werden. Dieser Arbeitsvorgang wird in der Hopfensprache „Anleiten“ genannt. Die übrigen Triebe werden mit einer Hacke entfernt. Ohne diese Starthilfe würde der Hopfen auf dem Boden „herum kräutern“. Der Sonne entgegen wächst die Pflanze dann 7 Meter in die Höhe. „Am Beginn gab es doch noch viele Fehler, die wir ausräumen mussten, aber spätestens ab Mittag hat es mit dem Anleiten bei allen Helfern super hingehauen“, erzählt Josef Irl.

 

Helfen heißt das Weitergeben, was man selbst geschenkt bekommen hat

„Jeder hat eine eigene Reihe im Hopfengarten bekommen“, erklärt Susanne Schmidt, die extra aus München gekommen ist. Barbara und Josef Irl kennt sie durch die Jugend 2000 und die Katholische Pfadfinderschaft Europas (KPE). „Ich weiß, wenn ich selbst etwas brauche, würden beide nicht zögern und mir sofort helfen.“ Susanne Schmidt studiert Theologie und hat gleich noch sechs Mitstudierende mitgebracht, darunter zwei junge Männer aus dem Priesterseminar. Nach einem halben Tag habe ihr schon der Rücken weh getan, aber „es war voll die gute Stimmung auf dem Feld und es gab auch viele schönen Gespräche über die Hopfenpflanzen hinweg.“ Natürlich hätte sie auch daheim bequem im Trockenen sitzen können – Jesus lehrt uns aber etwas anderes, erklärt sie. „Helfen heißt für mich das weitergeben, was ich selbst geschenkt bekommen habe, wo Gott mir schon geholfen hat.“

Viele spenden ihren Lohn

Viele Helfer verzichteten auf ihren Lohn. Das Geld wird stattdessen gespendet und Familie Irl setzt auf diesen Betrag noch das Doppelte drauf. „Ein schönes Zeugnis, dass man, auch wenn es einen hart trifft, an die Nöte der anderen denkt“, findet Andreas Lorenz. Barbara und Josef Irl schöpfen viel Kraft aus dem Glauben. Sarah Maier bewundert die beiden dafür: „Sie machen ihre Arbeit aus voller Überzeugung“.

 

Vom Hopfen zu Gott

Auch drei Augustiner-Chorherren von der Propstei St. Michael in Paring kamen zum Helfen. Diakon Dirk-Henning Egger C.R.V. kennt Josef Irl aus Zeiten, als dieser noch Leiter der Jugend 2000 Regensburg war. „Nachdem ich mitbekommen habe, dass da Hilfe gebraucht wird, habe ich gleich im ganzen Kloster nachgefragt, wer denn Zeit hätte.“ Die frische Luft kam ihm besonders zugute und inspirierte ihn zu einer Betrachtung über Gottes Wirken im Menschen: Wie wir die zarten Hopfentriebe vorsichtig an den Draht herumwickeln, so gehe auch Gott mit jedem einzelnen von uns zärtlich um. Aus den jungen Hopfentrieben könne erst dann eine starke und mächtige Pflanze werden. Das Ehepaar Irl ist sehr dankbar über die vielen Helfer. Die Arbeit, so anstrengend sie auch war, sei vor allem ein schönes Miteinander gewesen. Eine echte Zusammenarbeit. „Wir hätten es ohne Unterstützung nicht geschafft.“ Andreas Lorenz überlegt derweil, ob er nochmal Urlaub nehmen soll, um auch beim Endspurt mitzuhelfen.



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