5000 Gläubige beim Anna-Schäffer-Gebetstag in Mindelstetten
Der Passauer Bischof Dr. Stefan Oster ist der Hauptzelebrant und der Festprediger beim Anna-Schäffer-Gebetstag am vergangenen Freitag in Mindelstetten gewesen. Nach seinen Worten können wir an der heiligen Anna Schäffer die Sinnhaftigkeit des Leidens nachvollziehen und erkennen. Sie hatte ein reines Herz, war und ist Trösterin und Fürbitterin für ihre Mitmenschen. Die rund 5.000 Gläubigen, die trotz der großen Hitze nach Mindelstetten gekommen waren, bildeten ein eindrucksvolles Glaubenszeugnis am Vorplatz der Mindelstettener Kirche, als Bischof Dr. Stefan Oster zusammen mit 35 Zelebranten vom Pfarrhaus aus durch die Spaliergasse der Vereine auf das mit prächtigen Sonnenblumen geschmückte Altarpodium einzog.
Anna Schäffer und das Leid der Kirche
Pfarrer Johann Bauer sagte in seiner Einführung: „Alle zusammen stellen wir heute Abend die betende Kirche dar! Die heilige Anna fühlte sich dieser Kirche so sehr verbunden, dass sie 1919 an eine Freundin schrieb: 'Für diese heilige Kirche und ihre Hirten zu beten und zu leiden, geht mir über alles!'" Sie hat wahrhaftig ein hohes Maß an aufgeopfertem Leiden auf sich genommen. Anna Schäffer schrieb weiter: „So schwer habe ich noch kein Leid empfunden als das der Kirche!“
Was würde die heilige Anna Schäffer wohl heute sagen? Anna Schäffer, so Pfarrer Bauer, ist in ihrem ganzen Herzen eine Missionarin und ein Apostel der Neuevangelisierung gewesen. Darum freue es ihn besonders, dass Bischof Stefan mit einer großen Gruppe aus seinem Bistum, die sich der Neuevangelisierung, der Berufungspastoral und der Seniorenpastoral verschrieben hat, zu dieser Feier nach Mindelstetten gekommen ist, denn hier ist der richtige Ort, um Gnade und Segen sowie Inspiration für die eigene Aufgabe zu empfangen.
Bischof Dr. Stefan Oster stellte fest, dass es für ihn ein besonderes Privileg sei, am Geburtsort und am Grab von Anna Schäffer mit den vielen Gläubigen die heilige Messe zu feiern und nachzudenken über das Evangelium, wie es in Anna Schäffer so überdeutlich in ihrem Lebens-, Glaubens- und Leidensweg Ausdruck gefunden hat.
Der Sinn des Leidens in der Kirche
In den Mittelpunkt seiner Predigt stellte Bischof Dr. Stefan Oster das Thema „Über den Sinn des Leidens“ in der Kirche. Den Einstieg machte er dabei mit einer Betrachtung, in welcher Form vor allem Männer leiden. Dabei macht so mancher Egozentriker in Anbetracht des Schlages, den er in Form des Leidens vor den Kopf bekommen hat, die Erfahrung, dass ihn diese gesundheitliche Einschränkung zum Denken und damit zu einer Verhaltensänderung bringt. Mancher, so Bischof Stefan, erlebt durch eine Leiderfahrung die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Lebens und fängt damit neu zu leben an. Wenn dann auch noch der christliche Glaube ins Spiel kommt, dann bekommen wir Gläubigen die Möglichkeit, alles Christus zu übergeben, damit dieser das Kreuz mitträgt und zum Herrn auch unseres Lebens wird.
Bei der heiligen Anna Schäffer sehen wir, dass sie gelernt hat, in der Annahme ihres Leidens dem Herrn die Führung ihres Lebens zu überlassen. Diejenigen, die sich mit ihrem Leiden der Anna Schäffer anvertraut haben, haben gespürt, dass der Herr heilsam gegenwärtig ist. Wenn wir den Weg der Anna Schäffer betrachten, kommen wir zu der Erkenntnis, dass sie am Ende heiler war als die Gesunden, die zu ihr gekommen sind. Sie hatte ein heiles Herz, in dem Christus wohnen und aus dem heraus er wirken konnte. Gesundheit ist in der heutigen Zeit eine Art Dogma geworden.
Anna Schäffer hat uns in einer noch reiferen Stufe gezeigt, dass es in der Kirche das Geheimnis der Stellvertretung gibt, dass einer auch für einen anderen leiden, dulden und ertragen kann. Das beste Beispiel sind dafür unsere Eltern, die für uns gekämpft und gelitten haben. Das Leiden der Anna Schäffer hat ohnehin nur Sinn, weil Christus gelitten hat. Sie hat in ihrer Gleichförmigkeit mit dem Herrn gezeigt, dass durch ihr Mitleiden und Mitgehen mit dem Herrn die Kanäle der Liebe aufgegangen sind und in die Herzen der Menschen fließen.
Die drei wesentlichen Punkte über die Sinnhaftigkeit des Leidens in der Kirche, so Bischof Stefan, sind es, dem Herrn zu danken, dass er alles Leid auf sich genommen hat, den Herrn zu bitten, dass er mich selber reifer macht in der Zugehörigkeit zu ihm, und dass er auch mein Leiden fruchtbar macht für die anderen.
35 Konzelebranten
Bischof Dr. Stefan Oster feierte den Gottesdienst mit 35 Konzelebranten, unter denen sich auch Generalvikar Michael Fuchs aus Regensburg, Regionaldekan Johannes Hofmann aus Neustadt, Dekan Wojciech Wysocki aus Kösching und Pfarrer Johann Bauer befanden. Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst vom Mindelstettener Kirchenchor unter der Leitung von Wolfgang Schauer. Bis weit in die Nacht hinein waren dann Gläubige zur Anbetung in der Mindelstettener Kirche am Grab der heiligen Anna Schäffer anzutreffen.