Nicht ganz 250 Jahre ist es her, als am 23. Oktober 1771 die Kirche Sankt Johannes Evangelist in Oberbibrach vom damaligen Weihbischof Adam Ernst von Bernclau geweiht wurde. Nun feierte der ganze Ort mit Diözesanbischof Rudolf Voderholzer und Pater Adrian Kugler als Mitzelebrant das Kirchweihjubiläum.
250-Jahr-Feier der Expositur Sankt Johannes Evangelist in Oberbibrach
„Wenn Steine reden könnten“
Kleinod mit künstlerisch wertvoller Ausstattung
Bischof Rudolf zeigte sich fasziniert vom Kirchenraum mit seiner bemerkenswerten Innendekoration und seiner noch umfassend erhaltenen Ausstattung: „Ein Kleinod mit einem einzigartigen Bildprogramm zur Offenbarung des Johannes. Der Anfangs- und Endpunkt der Bildfolge des großen Deckengemäldes sind beeindruckende Darstellungen aus dem Leben des Evangelisten “, so sein Fazit. Und der 25. Juli hat noch eine weitere wichtige Bedeutung: es ist der Festtag zu Ehren des Jakobus des Älteren. Die Evangelienlesung von Pater Adrian entstammte dem sechsten Kapitel des Johannesevangeliums: Die wunderbare Brotvermehrung ist, wie die früheren Zeichen, ein Hinweis auf die geheimnisvolle Macht Jesu. Die Leute wollen Jesus zum König machen; aber das Paschafest ist nahe, und Jesus weiß, dass in Jerusalem eine andere Krone auf ihn wartet.
Speisung der Fünftausend
Im Mittelpunkt der Predigt des Bischofs stand die wunderbare Brotvermehrung aus dem sechsten Kapitel des Johannesevangeliums. Das Geschehen am See von Tiberias wird dabei in besonderer Weise in Erinnerung gerufen. Es gehört zu den erstaunlichsten Ereignissen im Wirken des irdischen Jesu. Wie kam es dazu? Eine Menschenmenge folgte Jesus in die Einsamkeit, um ihn zu hören. Sie denken gar nicht an die Zeit für ein Abendessen. Jesus lässt sich die paar Kleinigkeiten bringen, die vorhanden sind: Fünf Gerstenbrote und zwei Fische. Dann nahm Jesus die Brote, sprach das Dankgebet und teilte an die Leute aus, so viel sie wollten; ebenso machte er es mit den Fischen. Jesus hatte sie nicht nur geistig-geistlich, sondern auch leiblich satt gemacht.
Jesus spürt, dass die Menschen ihn zu ihrem König machen wollen, der ihnen die Sorge um das tägliche Brot nimmt. Er selbst wollte aber, dass sie seinen Verkündigungen folgen. Und so werden wir an den folgenden Sonntagen im jeweiligen Evangelium hören, welche Debatten sich daraus ergeben. „Im Vergleich zu den vergangenen Jahrhunderten, bereiten uns Technik und Fortschritt eine Brotvermehrung ungeahnten Ausmaßes. Was für ein Segen der Brotvermehrung! Was für ein Segen, wenn Maschinen die einst mühselige Arbeit von Hand ersetzen. Für uns stellt sich heute mehr denn je die Frage, nicht zu viel zu essen und uns insbesondere gesund zu ernähren, um uns keine Wohlstandskrankheiten anzuessen. Ein Sprichwort sagt: ‚Not lehrt beten‘. Ich bin mir da nicht so sicher, ob das so stimmt. Die Erfahrung zeigt, dass Not aber auch fluchen lehrt. Wohlstand lehrt danken, lehrt Gott zu loben und zu preisen. Dass es uns gelingt, mit den irdischen Gütern umzugehen, dass alle etwas davon haben“, so der Bischof.
Am Ende seiner Predigt richtete er an die Pfarrangehörigen die Worte: „Sie sind gekommen, um zu danken, und mit uns das 250-jährige Kirchenjubiläum zu feiern und auf diese Weise den Sonntag zu ehren. Mit meiner Gratulation zu dieser wunderschönen Kirche verbinde ich meinen aufrichtigen Dank an Sie, Pater Adrian, für die Seelsorge und die Verkündigung von Gottes Wort und das Zusammenhalten der Herde. Ein Vergelt’s Gott allen, die am kirchlichen Leben mitwirken. Wenn die Steine reden könnten, dann würden wir Geschichten über Freude aber auch über Trauer hören. Und auch die Wände reden in ihren Bildern.