Regensburg, 27. März 2024.
Am Montag der Karwoche haben sich rund 200 Priester der Diözese in der Aula des Priesterseminars St. Wolfgang in Regensburg versammelt. Bei der diesjährigen Recollectio sprach der Münchner Pastoraltheologe Professor Ludwig Mödl, bevor die zahlreich erschienenen Geistlichen ihr priesterliches Versprechen während der Chrisammesse im Hohen Dom St. Peter ablegten. Im Rahmen der Recollectio, zu der Bischof Rudolf Voderholzer begrüßte, sprach Mödl über „Räume der Gott-Ahnung“: „Kirchen und Kapellen als Sakralräume“. Während des Vortrags herrschte atemlose Stille.
Ludwig Mödl, seit Jahrzehnten als Kommentator der Katholischen SonntagsZeitung bekannt, lieferte eine schlüssige Erklärung dafür, dass Katholiken häufig nicht mehr in den Gottesdienst kommen; und das zu über 80 Prozent. Vielmehr sagte er, positiv, wann katholische Gläubige wieder die Heilige Messe besuchen: „Wenn sie ein Dreifaches spüren: Erstens: Hier bin ich willkommen, ich kenne mich aus, ich bekomme, was ich brauche. Zweitens: Ich fühle mich erhoben, fühle mich herausgenommen aus meiner Alltäglichkeit, kann mein Herz erheben; wie es im Übrigen bei der Präfation vor dem Höhepunkt des Gottesdienstes angesprochen ist: Erhebet die Herzen. Wir haben sie beim Herrn. Und drittens, wenn Katholiken sagen können: Hier finde ich eine Orientierung für mein Leben. Es rentiert sich, dass ich mich anstrenge. Es gibt für mich eine Zukunft.“ Mödl fasste zusammen: „Wer diese drei Erfahrungen im Gottesdienst oder auch nur im sakralen Kirchenraum macht, der kommt wieder. Wer aber einen dieses drei Faktoren vermisst, bleibt weg.“
Stier, Löwe, Adler, Mensch
Zunächst hatte Bischof Voderholzer Pastoraltheologen Mödl herzlich inmitten der Priesterschaft der Diözese Regensburg begrüßt. Er ist mit dem Theologen verbunden, seitdem sie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München zusammenwirkten. Im Vortrag stellte Mödl religiöse Grundbedürfnisse des Menschen dar, die sich in Gesichten beim Propheten Ezechiel im Alten Testament manifestieren. So wies der Pastoraltheologe auf, dass der dort aufgerufene Stier für Fruchtbarkeit, aber auch Ordnung, der folgend genannte Löwe für die Unberechenbarkeit, der Adler für Erkenntnis und Weisheit und die Menschengesichter für das menschliche Antlitz Gottes stünden – denn um nichts Geringeres ginge es bei Ezechiels „Bildern“ als um Gott.
Kein Revoluzzer mehr
Behutsam und klar verdeutlichte Ludwig Mödl, wessen es für die Pflege des Sakralen – für das Feierliche – bedürfe: der Architektur, der Ausstattung und der Verhaltensformen, die, alle drei, diesem Feierlichen entsprechen. Zu den Verhaltensweisen im sakralen Raum gehören: hören, schweigen, knien. En passant erwähnte er, dass die Haltung des Kniens den Menschen „die Höhe aus dem Blick des Kindes spüren lässt, was mit einer Erinnerung an bergende Größe verbunden sein kann“. Der Prälat erwies sich als vormaliger Revoluzzer in liturgischen Dingen. Frauen belehrten ihn aber einst eines besseren.
Im sakralen Raum verwirklichen sich die Gottesbilder, die bei Ezechiel aufleuchten. Dies geschieht auf den Menschen hin und in allen Stilen: romanisch, gotisch, renaissancemäßig, barock, neugotisch, modern. Hohe Bedeutung kommt der Baukunst zu: früher und heute.
Text und Bilder: Prof. Dr. Veit Neumann