News Bild 163. Engelmarisuchen und Bergmesse mit Bischof Rudolf Voderholzer

163. Engelmarisuchen und Bergmesse mit Bischof Rudolf Voderholzer

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Am Pfingstmontag besuchte Bischof Rudolf Voderholzer die höchstgelegene Pfarrei der Diözese, um in Sankt Englmar (Landkreis Straubing-Bogen) das traditionelle Englmarisuchen zum Gedächtnis des Ortspatrons mitzufeiern. Tausende waren zur Bergmesse gekommen. Bischof Rudolf betonte, dass sich uns im Seligen Engelmar, der von den Menschen schon zu seinen Lebzeiten hochgeschätzt und verehrt wurde, zeigt: Nirgendwo ist der Mensch so groß und ist er Gott so nah wie dort, wo er auf Gott hört und vor ihm auf die Knie geht.
Mit Böllerschüssen und einem Standkonzert der Blaskapelle „Felsnstoana“ auf dem Kirchplatz begann anschließend der Festtag, bei dem das ganze Dorf auf den Beinen war. Große und kleine „Pfingstltuscher“ ließen kraftvoll ihre langen Peitschen knallen und vertrieben den Pfingstl - dargestellt von einem ganz in frisches Fichtengrün gehüllten Mann - und damit symbolisch den Winter endgültig. Ein langer Umzug durch die ganze Ortschaft mit Hunderten von Mitwirkenden folgte: angeführt vom Standartenträger und seinen Begleitern hoch zu Roß, Graf und Gräfin von Bogen in historischen Gewändern mit Gefolge, vom Förderverein die Darsteller des Feldgeistlichen und des Abtes von Windberg mit Begleitung, Prinz, Prinzessin, Jäger und Volk sowie das Gespann mit den zwei braven Ochsen vom „Ochsentoni“, die später symbolisch den Leichnam des Seligen Engelmar zu Grabe trugen. Alle Ortsvereine mit ihren prächtigen Fahnen, Trachtler, über 125 Reiter und Ehrengäste bildeten den Zug. In einer festlich geschmückten Kutsche fuhren Bischof Rudolf Voderholzer, Ortspfarrer Pater Simeon Rupprecht, Pater Franz Behrla und Bischöflicher Kaplan Michael Dreßel an der Spitze des Zuges mit. Am Kapellenberg wurde das Geschehen um den Seligen Engelmar im Wald nachgespielt, dort wo vor mehr als 920 Jahren die einsame Klause des Seligen stand und sein Leichnam gefunden wurde. Im Spiel entdeckte auch 2013 ein Jäger mit seinem Spürhund die unter Reisig verborgene Gestalt, die Suchmannschaft kniete mit dem Feldgeistlichen nieder und betete ein „Vater unser“ und „Gegrüßet seist du Maria“ am Fundort. Anschließend wurde die lebensgroße Holzfigur geborgen, aus dem Wald von der Jägergruppe ins Tal gebracht um sie vor dem steinernen Altar nieder zu legen. Hier begann die Bergmesse mit Bischof Rudolf Voderholzer, der seine Freude über den schönen Tag an diesem „herrlichen Ort“ ausdrückte: Die ganze Schöpfung mit der strahlenden Sonne, die grünende und blühende Natur, die vielen Tiere, Menschen aus nah und fern stimmen hier in den Lobpreis Gottes ein. In seiner Predigt knüpfte der Bischof am Brauch des Engelmari-Suchens an und erinnerte zunächst an eine andere Suche: Der Philosoph Diogenes, der erste Kyniker im fünften Jahrhundert vor Christus, hatte sich enttäuscht von der Falschheit und Schwachheit des Menschen mit einer Laterne am helllichten Tag auf den dicht belebten Marktplatz begeben, um den Menschen zu suchen. „Mitten unter den Leuten sucht er einen Menschen“, so der Bischof, der erklärte, dass der Gang des „Zynikers“ besagen sollte, dass es eigentlich keinen richtigen und wahren und guten Menschen gebe. „Der heutige Festtag ist in meinen Augen so etwas wie das positive Gegenstück zu dieser pessimistischen Sicht vom Menschen“ meinte Bischof Rudolf und verwies auf den Seligen Engelmar, der zwar aus Neid und Habgier ermordet wurde, aber in seinem Leben gezeigt hatte „wie es geht, ein guter Mensch zu sein“. Der Selige Engelmar sage uns: Gott kommt uns zu Hilfe. „Dort, wo wir auf Gottes Weisung hören, auf sein Wort hin leben und uns in Christus erneuern lassen, das Gebet und die Anbetung das große Vorzeichen sein lassen vor all unserem Tun, dort sind wir auf dem richtigen Weg“ sagte Bischof Rudolf zu seinen aufmerksam lauschenden Zuhörern. Dankbar zeigte sich der Bischof über das reiche Brauchtum, das sich im Bistum Regensburg gerade auch um das Pfingstfest rankt: Die vielen Altötting-Wallfahrten, den Pfingstritt in Bad Kötzting und hier das Englmarisuchen. Das Pfingstfest sei in Gefahr, ganz vom Urlaub und Freizeitverhalten aufgesogen zu werden. „Der Selige Engelmar ist eine Pfingstpredigt in Person, ein Pfingstwunder. So wie er gelebt hat, kann man sich ihn zum Vorbild nehmen“ betonte der Bischof und verwies darauf, dass Pfingsten die Geburtsstunde der Kirche ist. Auch an Pfingsten gebe es Geschenke: die Heiligen, d.h. die vom Heiligen Geist Ge-heiligten – wir alle. Nach dem Festgottesdienst, der traditionellen Segnung der Tiere und deren Besitzer, sowie der Ehrung langjähriger Teilnehmer setzte sich der Zug wieder in Bewegung und begleitete den Leichnam des Seligen Engelmar in die Pfarrkirche zum großen abschließenden Te Deum.
Bereits während der „Suche nach dem Leichnam des Seligen Engelmar im Wald“ wurden durch eine Sprecherin aus der Pfarrgemeinde die Lebensgeschichte und die Hintergründe des historischen Spiels erklärt: Nach der Legende errichtete Engelmar um 1093 an der höchsten Stelle des Bayerweges, der von Schwarzach über die Berge nach Viechtach ins Regen-Tal führt, eine Klause. Dort betete und arbeitete er, tat viel Gutes und gewann sich durch seine Frömmigkeit viele Freunde. Sein Gefährte erschlug ihn um die Weihnachtszeit des Jahres 1100 aus Neid und bedeckte den Leichnam mit Schnee und Reisig. Ein Priester namens Ruodbertus fand am Pfingstfest des gleichen Jahres den Toten, ließ ihn zu Tal bringen und bestatten. Über seiner Grabstelle wurde 1131 eine steinerne Kirche erbaut. Erst später wurde die Talschaft besiedelt, der Ort Sankt Englmar entstand und erhielt den Namen des ehemaligen Wohltäters. Am Grab des Seligen sollen viele Kranke Heilung gefunden haben. Das Leben des Seligen und sein gewaltsames Ende blieben im Volk lebendig, in der Barockzeit wurde es auf großen Tafelbildern mit erklärenden Texten dargestellt. Bis 1906 fand das Spiel in ununterbrochener Folge am Fronleichnamstag statt, als Teil des Zuges durch den Ort und die Fluren. 1946 kamen der Pfingstl und die Pfingsttuscher als besondere Attraktion dazu. Heute liegen Organisation und Gestaltung in den Händen des Fördervereins Sankt Englmar in Zusammenarbeit mit dem Pfarrer und dem Bürgermeister. Das „Englmarisuchen” wiederholt nun alljährlich in einem religiösen Schauspiel jene Episode, in der ein Priester den Toten auffindet und zu Tal bringen lässt.



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