News Bild 15. Todestag von François Xavier Kardinal Van Thuân (1928-2002): Ein Vorbild im Zeitalter der Christenverfolgung

15. Todestag von François Xavier Kardinal Van Thuân (1928-2002): Ein Vorbild im Zeitalter der Christenverfolgung

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Dreizehn Jahre war er im Gefängnis, neun davon in Isolationshaft. Wer hieran nicht zerbricht  muss entweder eine starke Persönlichkeit sein oder über einen festen, durch nichts zu erschütternden Glauben verfügen.

Auf François Xavier Kardinal Nguyên Van Thuân (1928-2002) trifft ganz eindeutig beides zu. Der frühere Bischof von Saigon galt bereits während des Vietnamkrieges vielen Christen in seiner Diözese als tiefgläubige und inspirierende Person – und wurde dieses umso mehr, nachdem er nach der Niederlage Südvietnams gegen den Vietcong zum Gefangenen des kommunistischen Regimes wurde.

 

Ein "lebendiger Märtyrer"

Er wurde durch die kommunistische Regierung von Vietnam für dreizehn Jahre in einem Umerziehungslager gefangen gehalten, davon neun Jahre in Einzelhaft. Während der Gefängniszeit schmuggelte er Botschaften an sein Volk auf Papierfetzen hinaus. Diese kurzen Überlegungen wurden handschriftlich weiterkopiert und in der vietnamesischen Gemeinschaft weiterverbreitet. Sie wurden später im Buch „Hoffnungswege. Botschaft der Freude aus dem Gefängnis.“ (Vallendar-Schönstatt 1993) gedruckt. Ein weiteres Buch „Gebete der Hoffnung. 13 Jahre im Gefängnis“, enthält seine Gebete, die er während der Gefängniszeit geschrieben hatte.

Am 21. November 1988 wurde Nguyen Van Thuân von der kommunistischen Regierung zwar freigelassen, aber ins Exil gezwungen. Er wurde durch Johannes Paul II. im Vatikanstaat aufgenommen und leitete ab 1994 den Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden, wo er sich vor allem der Schuldenfrage der Entwicklungsländer annahm. Johannes Paul II. nahm ihn am 21. Februar 2001 als Kardinaldiakon mit der Titeldiakonie Santa Maria della Scala in das Kardinalskollegium auf. Binnen einer Woche lockerte das vietnamesische Außenministerium die Restriktionen und der Kardinal konnte als ausländischer Besucher in sein Heimatland reisen.

Am 16. September 2002 starb Kardinal Van Thuân an Krebs in einer Klinik in Rom im Alter von 74 Jahren. Am 22. Oktober 2010 wurde in Rom der Seligsprechungsprozess für Kardinal Van Thuan feierlich eröffnet. Und am 4. Mai 2017 erkannte ihm Papst Franziskus außerdem den heroischen Tugendgrad zu - die Grundvoraussetzung, um auf dem Seligsprechungsprozess weiter voranschreiten zu können.

„Er ist auch heute noch in Vietnam ein Vorbild!“: Interview mit P. Ignatius Nguyen OCist (Stift Heiligenkreuz) über François Xavier Kardinal Van Thuân

Auch 15 Jahre nach seinem Tod inspiriert Kardinal Van Thuân zahlreiche Gläubige. Wie beispielsweise P. Ignatius Nguyen – einen vietnamesischen Zisterzienser. Er hat gerade in Regensburg im „Studium Rudolphinum“ sein Propädeutikum gemacht und wird nächstes Jahr an der Theologischen Hochschule Papst Benedikt XVI. in Stift Heiligenkreuz (Wien/Österreich) sein Theologiestudium fortsetzen.

Pater Ignatius, was beeindruckt Sie an Kardinal Van Thuân am meisten?

Für mich ist er schlicht und ergreifend das Sinnbild für einen guten Hirten: Egal was dir passiert – verliere nicht den Glauben, denke positiv, handle aktiv.

Welche Bedeutung hat Kardinal Van Thuân in Ihrem Heimatland Vietnam?

Natürlich ist er unser gläubiger Lehrer mit vielen spirituellen Erfahrungen. Vor allem sein Buch „Hoffnungswege“, welches er im Gefängnis verfasst hat, ist da eine große geistliche Quelle. Viele der Maximen, die er dort unter extremen äußeren Bedingungen niedergeschrieben hat, sind inspirierend wie z.B.:“Ich will diesen gegenwärtigen Augenblick leben und ihn mit Liebe erfüllen.“

Haben Sie den Eindruck, dass seit dem Tod Kardinal Van Thuân, heute vor fünfzehn Jahren, sich vieles in Vietnam zum Positiven für das Christentum geändert hat?

Ja, das ist sicher. Aber noch ist es schwierig, seine vollständige Bedeutung für Vietnam zu erkennen. Trotz aller Fortschritte haben wir zwar immer noch Angst vor der kommunistischen Herrschaft. Was ich jedoch feststellen kann ist, dass die vietnamesische Kirche Tag für Tag tapferer und mutiger wird. Außerdem entstehen viele Aufbrüche im Glauben und viele Berufungen. Ich denke, dass man dies auch auf das Zeugnis von Kardinal Van Thuân zurückführen kann.

Warum können auch europäische Katholiken viel von Kardinal Van Thuân lernen?

Weil er vor allem ein Mensch des Gebetes war. Egal ob in Vietnam oder Europa: Überall müssen wir Menschen des Gebetes werden. Ohne Gebet hat man keine Kraft, um etwas zu tun.

Auch Kardinal Van Thuân kannte Momente der Gebetsunfähigkeit (ähnlich wie übrigens Mutter Teresa), trotzdem betete er immer weiter und erhielt dadurch immer mehr Glaube und Hoffnung. Heute gibt es viele Gründe, dass wir oft zu beten vergessen oder beten nicht können. Aber wir sollten niemals unsere Hoffnung verlieren.

Eine mögliche Seligsprechung Kardinal Van Thuâns wird gegenwärtig immer wahrscheinlicher – Würden Sie sich darüber freuen?

Ja, das würde ich. Und ich hoffe, dass durch ihn mehr Menschen das Christentum in Vietnam kennenlernen. Die vietnamesische Kirche ist immer noch eine verfolgte Kirche. Seit dem 16. Jahrhundert bis heute sind wir immer noch verfolgt und geschmäht. Aber wir verlieren niemals unsere Hoffnung. Denn Kardinal Van Thuân zeigt uns auf, wie uns dieses gelingen kann.



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