135.000 Gläubige haben bis gestern Abschied von Papst em. Benedikt XVI. genommen
120 Kardinäle, 400 Bischöfe und 4.000 Priester konzelebrieren
Rom, 4. Januar 2023
Die Vorbereitungen im Requiem laufen auf Hochtouren. Wie die Schweizer Garde mitteilt, haben sich bis gestern 135.000 Menschen von Papst Benedikt XVI. im Petersdom verabschiedet.
Zu den Trauerfeierlichkeiten am Donnerstag werden mehr als 120 Kardinäle, 400 Bischöfe und 4.000 Priester konzelebrieren. 600 Journalisten sind akkreditiert. Bis zu 60.000 Gläubige werden auf dem Petersplatz erwartet. Nach mehreren Medienberichten kann sich die Zahl der Menschen, die Abschied von Papa emeritus Benedikt XVI. nehmen aber noch deutlich erhöhen.
Heute Abend wird nach der Beendigung des Besuches der Gläubigen und Schließung der Basilika um 19 Uhr der Leichnam von Benedikt XVI. in einen Sarg aus Zypressenholz gelegt. In diesen werden der Tradition nach auch Medaillen und Münzen aus seiner Amtszeit als Papst eingelegt, ebenso seine Pallien als Münchner Erzbischof und als Papst, ferner der Metallzylinder mit der Urkunde, deren Text in Kürze das Pontifikat Benedikts beschreibt.
Am Donnerstag, den 5. Januar 2023, wird der Sarg um 8:45 Uhr auf den Petersplatz getragen, wo dann der Sterberosenkranz gebetet wird. Beim Requiem wird es einige Veränderungen geben. Da Benedikt XVI. als emeritierter Papst bestattet wird, stehen die für einen verstorbenen regierenden Papst typischen abschließenden Gebete der Diözese Rom und der Ostkirchen nicht im Protokoll.
Das Liturgische Amt hat mittlerweile das Liturgiebüchlein für das Requiem veröffentlicht: 20230105-libretto-esequie-sepoltura_pont-emerito.pdf (vatican.va). Das Titelbild des Heftchens stammt von Michelangelo Caravaggio „Die Kreuzabnahme“.
Bei der Ultima Commendatio und Valedictio am Ende des Requiems wird gebetet:
Papst Franziskus: „Geliebte Schwestern und Brüder, in der Feier der heiligen Geheimnisse haben wir Herz und Sinne auf unsere selige Hoffnung hin geöffnet. In demselben Vertrauen statten wir nun dem emeritierten Papst Benedikt den letzten Gruß ab und vertrauen ihn Gott, dem barmherzigen Vater, der groß ist in seiner Liebe, an. Der Gott unserer Väter gewähre durch Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, im Heiligen Geiste, der Herr ist und lebendig macht, dem verstorbenen emeritierten Papst Benedikt, dass er befreit vom Tode und in Erwartung der Auferstehung des Leibes am Jüngsten Tage ihn im himmlischen Jerusalem lobpreise. Die selige Jungfrau Maria, die Königin der Apostel und "Heil des römischen Volkes", trete beim Ewigen für ihn ein, auf dass er dem emeritierten Papst Benedikt das Angesicht seines Sohnes Jesus schauen lasse und die Kirche, Pilgerin in der Zeit, tröste, bis der Herr kommt.“
Es folgt der Antwortgesang. „Ich weiß (im Glauben), dass mein Erlöser lebt...“
Papst Franziskus: „Gütigster Vater, deiner Barmherzigkeit vertrauen wir den emeritierten Papst Benedikt an, den du zum Nachfolger Petri und Hirten der ganzen Kirche bestellt hast, zum furchtlosen Verkünder deines Wortes und getreuen Ausspender der göttlichen Geheimnisse. Wir bitten dich: Nimm ihn auf in die heiligen Wohnungen des Himmels, wo er sich mit all deinen Auserwählten der ewigen Herrlichkeit erfreuen möge. Wir sagen dir Dank, Herr, für all die Wohltaten, die du ihm in deiner Güte geschenkt hast zum Wohle deines Volkes. Schenke uns Trost im Glauben und Stärke in der Hoffnung. Dir, Vater, Quelle des Lebens, sei im Heiligen Geiste, dem Lebensspender, durch Christus, den Sieger über den Tod, aller Herrlichkeit und Ehre, jetzt und in Ewigkeit. Amen.“
Es folgt der Gesang „Ins Paradies mögen Engel dich geleiten....“.
Nach der letzten Anempfehlung und der Verabschiedung wird der Sarg unter Gesang des Magnificat in die Basilika zurückgetragen hinab in die Vatikanischen Grotten zur ehemaligen Grabgruft Johannes XXIII. (1963-2001) bzw. Johannes Pauls II. (nach 2005). Im Laufe des nun folgenden Ritus ohne Öffentlichkeit wird ein Band um den Sarg gelegt und mit den Siegeln des Kapitels von St. Peter, des Päpstlichen Hauses und des Liturgischen Amtes versiegelt. Danach kommt der Zypressensarg in einen etwas größeren Zinksarg, der verschweißt und gesiegelt wird. Dieser wiederum kommt in eine Holzkiste, die dann mithilfe einer Hebevorrichtung in die Gruft abgesenkt wird.
Papst Franziskus hat heute zu Beginn der Mittwochaudienz Folgendes gesagt:
„Bevor ich mit dieser Katechese beginne, möchte ich, dass wir uns zu denen in der Nähe gesellen, die Benedikt XVI. die Ehre erweisen, und möchte meine Gedanken auf ihn richten, der ein großer Lehrer der Katechese war. Sein scharfsichtiges und gleichzeitig höfliches Denken war nicht selbstbezogen, sondern kirchlich ausgerichtet, weil er uns immer begleiten wollte zu einer Begegnung mit Jesus: Jesus, der Auferstandene, Gekreuzigte, der Lebendige und der Herr, war das Ziel, zu dem uns Papst Benedikt führte und wozu er uns an der Hand nahm. Er helfe uns, in Christus die Freude des Glaubens und die Hoffnung des Lebens wiederzuentdecken.“
Kardinal Koch betonte in einem Interview:
„Jedes Treffen mit ihm war freudig und interessant. Benedikt XVI. schenkte den Menschen, mit denen er sprach, immer besondere Aufmerksamkeit. Er machte nie den Eindruck, dass er schlauer war als die Leute, mit denen er sprach. Als ich nach Rom kam, bat er mich, im Schülerkreis einen Vortrag über die Hermeneutik des Zweiten Vatikanischen Konzils zu halten. Ich war sehr überrascht, weil schließlich er der Experte auf diesem Gebiet war. Ich fühlte mich wie ein Klavierschüler, der aufgefordert wurde, vor Mozart Klavier zu spielen. Ich sagte ihm, dass ich eventuell doch auch nur einen Teil meines Vortrags lesen könnte, aber er antwortete, dass er alles hören wollte, was ich vorbereitet hatte. Das ist es, was ich von ihm in Erinnerung habe: Aufmerksamkeit für den anderen, zuhören und erst dann sprechen.“
Text: Dr. Josef Ammer (SG)
Foto: EWTN, Daniel Ibáñez