News Bild 1000 Gläubige feiern mit Bischof das Leiden und Sterben Christi im Regensburger Dom

1000 Gläubige feiern mit Bischof das Leiden und Sterben Christi im Regensburger Dom

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Rund 1000 Gläubige versammelten sich am Karfreitag um 15 Uhr – der überlieferten Todesstunde Jesu – im Hohen Dom St. Peter in Regensburg, um mit Bischof Gerhard Ludwig Müller das Leiden und Sterben Jesu Christi zu feiern. Zu Beginn der liturgischen Feier streckte sich der Bischof als Zeichen der Demut vor dem Altar auf den Boden. Weitere Elemente des Gottesdienstes waren die Passionserzählung nach Johannes, die Großen Fürbitten, die Enthüllung und Verehrung des Kreuzes und schließlich die Kommunionfeier. Musikalisch gestaltet wurde die Liturgie von den Regensburger Domspatzen unter der Leitung von Domkapellmeister Roland Büchner und vom Nachwuchschor unter der Leitung von Karl-Heinz Liebl.

Obwohl unsere Kultur vom Christentum durchtränkt sei, so Bischof Gerhard Ludwig Müller in seiner Predigt, mache sich durch den Neoatheismus Feindseligkeit gegen die Anhänger Christi in der Meinungsbildung, Rechtssprechung und der Gesetzgebung breit. Hier träfen zwei unvereinbare Lebensideale aufeinander, erklärte der Bischof. Auf der einen Seite stehe das heidnisch-säkularistische Paradigma, das zu einem genussvollen Leben ohne Verantwortung aufrufe. Auf der anderen Seite sei das christliche Lebensideal das sage: „Der Weg zur Freiheit ist die selbstlose Hingabe und das Opfer! Der Weg zum Glück führt nur über ein Dasein für andere! Nur die Gnade Gottes macht dein Leben hell und froh!“

„Gott hat uns aus Liebe geschaffen nach seinem Bild und Gleichnis. Der Mensch hat Teil am Leben Gottes“, erklärte der Regensburger Oberhirte. Gott bleibe den Menschen treu, auch wenn sie seinen Bund gebrochen und durch die Missachtung seiner Gebote Leid und Unglück in der Welt verursacht hätten. „Die Liebe Gottes zwingt den Menschen nicht durch ein Machtwort zum Glück“, betonte Bischof Gerhard Ludwig. Gottes Allmacht wirke durch seine Liebe, die Antwort in der Freiheit ermögliche. Es entspreche unserer geistigen Natur, der versöhnenden Liebe Gottes in Freiheit zu begegnen. Nur so könne sich Heil und Glück des Menschen ereignen.

Der täglich auf uns niedergehende Regen der neuheidnischen Propaganda und die Ablehnung des Evangeliums ergäben sich nicht aus einer falschen Deutung der Lehre vom stellvertretenden Sühnetod Jesu. Diese falsche Interpretation sei Folge und Ausdruck einer falschen Lebenspraxis. „Nur wer sich demütig gefallen lässt, von Gott um seiner selbst willen geliebt und bejaht zu werden ohne Anzahlung und Garantie, ohne Gegenleistung, Umtauschrecht und Rückgabevertrag, der ahnt wie groß die Liebe Gottes zu jedem von uns ist. Nur die Vernunft der Liebe versteht das Opfer Christi und ergreift im Glauben den Frieden, den wir mit Gott empfangen haben durch Jesus Christus“.

Lesen Sie hier die Predigt des Bischofs im Wortlaut:



Obwohl unsere Kultur seit der Germanenmission ganz vom Geist des Christentums durchtränkt ist, bleibt vielen bis heute der Kern der Botschaft vom Kreuz Christi fremd und anstößig. Mit dem anschwellenden Bocksgesang des Neuheidentums wird der Widerspruch gegen die Torheit des Gottes am Kreuz wütender und intoleranter. Der Neoatheismus knüpft nahtlos an die Gottlosenpropaganda der totalitären Diktaturen des 20. Jahrhunderts an. In Meinungsbildung, Rechtssprechung und Gesetzgebung macht sich eine Feindseligkeit gegen die Anhänger Christi breit, die am liebsten jede Erinnerung an die christlichen Wurzeln unseres Welt- und Menschenbildes aus der Erinnerung löschen würde. Hier treffen zwei unvereinbare Lebensideale aufeinander. Das heidnisch-säkularistische Paradigma sagt: Genieße dein Leben! Außer materiellen Gütern gibt es nichts! Nach dem Tod kommt nichts! Du brauchst nichts zu erwarten und dich auch vor niemanden zu verantworten! Denk an dich! Du bist dir selbst der Nächste! – Das christliche Lebensideal jedoch sagt: Der Weg zur Freiheit ist die selbstlose Hingabe und das Opfer! Der Weg zum Glück führt nur über ein Dasein für andere!
Nur Gnade Gottes macht dein Leben hell und froh!
Auch Christen, die in ihren Familien und in den Gemeinden zu einem tieferen Verständnis der „Wissenschaft vom Kreuz“ (Edith Stein) hätten kommen können, stoßen sich manchmal am Tod Jesu, der stellvertretend für uns gelitten und uns so das Tor zum ewigen Leben geöffnet hat. Sie verstehen das Kreuz nicht in der Logik der Liebe Gottes, sondern legen selbst heidnisch-weltliche Urteilsmaßstäbe an.

In allen außerbiblischen Religionen spielte der Gedanke eine entscheidende Rolle, wonach man die Götter und Dämonen durch dingliche Opfer versöhnen müsse. Nur so, meinte man, die gestörte kosmische oder moralische Ordnung wiederherstellen und die Schuld der Sterblichen abtragen zu können. In manchen Kulturen gab es sogar das grausige Geschehen der Menschenopfer. Man meinte, durch das Vergießen von Tier- oder sogar Menschenblut die höheren Mächte zu besänftigen.

In unserer vom Säkularismus und dem mangelnden Wissen um die eigene Glaubensherkunft geprägten Zeit wird selbst von manchen Schriftstellern und Feuilletonisten das stellvertretende Sühneopfer Christi mit einer Art Menschenopfer verwechselt, das man zur Versöhnung eines grausamen Gottes dargebracht hätte, um dem eisernen Gesetz der Gerechtigkeit Genüge zu tun. Mit diesem Trick der Verballhornung, ja Verkehrung der christlichen Erlösungsbotschaft ins Gegenteil meint man, das Christentum aus den Angeln und das Neuheidentum auf den Thron absoluter Herrschaft von Menschen über Menschen heben zu können.

Das Evangelium von Kreuz und Erlösung sagt jedoch in Wahrheit: Gott ist nicht das Objekt des menschlichen Handelns. Er bedarf auch nicht des Opfers, um seinen Zorn über die allerdings nicht wenigen Sünden und Verbrechen der Menschheit zu dämpfen. Gott, der Vater Jesu Christi, schaut auch nicht ungerührt oder sadistisch zu, wie sein Sohn am Kreuz von den Gottesleugnern und den Menschenfeinden zu Tode geschunden wird.

Vielmehr hat Gott uns aus Liebe geschaffen nach seinem Bild und Gleichnis. Der Mensch hat Teil am Leben Gottes, der die Liebe ist. Durch Dank und Anbetung, durch Liebe und Sorge für seinen Nächsten leben wir in Gott und Gott in uns. Gott bleibt uns treu, auch wenn wir seinen Bund gebrochen und durch die Missachtung seiner Gebote so viel Leid und Unglück in der Welt verursacht haben.

In dieser immer je größeren Liebe, die vergibt und unser Herz ihm neu zuwenden will, „sandte Gott seinen Sohn in der Gestalt des Fleisches, das unter der Macht der Sünde steht, zur Sühne für die Sünde, um an seinem Fleisch die Sünde zu verurteilen“ (Röm 8,3). So erklärt der Apostel Paulus im Brief an die Römer das große Geheimnis der Rechtfertigung und Versöhnung des Menschen durch Gott.
Diejenigen, die Jesus zum Verbrechertod am Kreuz verurteilten, hatten nicht die Absicht, Gott ein Opfer darzubringen für den Nachlass ihrer Sünden. Sie opferten vielmehr einen Unschuldigen dem zwanghaften Erhalt ihrer politischen Macht und der Möglichkeit zur ideologischen Steuerung der Gedankenwelt der Volksmassen.

Jesus aber bleibt seiner Sendung vom Vater treu. Indem er den ungerechten Tod erleidet und ihn freiwillig „für uns“ auf sich nimmt, wird seine größere Liebe zur Überwindung des Hasses auf Gott und der mörderischen und lügnerischen Gewalt von Menschen gegen Menschen sichtbar. Nur im Geheimnis der Liebe des dreieinigen Gottes können wir die Logik der göttlichen Liebe mit vollziehen. „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat“ (Joh 3,16). Nicht die Menschen versöhnen Gott durch den Mord an einem Menschen; und schon gar nicht will Gott den Tod eines Menschen, um seine Rachegefühle wie bei einem irdischen Despoten auf perverse Weise zu befriedigen. Gott ist es vielmehr, der in Christus die Welt mit sich versöhnt hat (vgl. 2 Kor 5,19f.). Indem der Sohn Gottes von Ewigkeit her in versöhnender Liebe sich der Zerstörungswut der Sünde ausgesetzt hat, haben sich der Hass gegen Gott und die destruktiven Mächte von Sünde und Tod buchstäblich zu Tode gelaufen. Das Leben hat besiegt den Tod. Sünde, Hass und Tod haben keine Macht mehr über diejenigen, die zu Christus gehören, dem von den Menschen ermordeten, aber von Gott, seinem Vater, auferweckten Herrn. Die Liebe des Vaters ist in Christus, seinem Sohn, stärker als die Sünde, deren Lohn der zeitliche und ewige Tod ist.

Wenn wir am Karfreitag das vierte Lied vom leidenden Gottesknecht aus dem Propheten Jesaja hören, dann können wir nur ergriffen sein von dem, der „wegen unserer Verbrechen durchbohrt“, „wegen unserer Sünde zermalmt“ wurde. „Zu unserem Heil lag die Strafe auf ihm, durch seine Wunden sind wir geheilt“ (Jes 53,5).
Wenn einer kommt und ohne Gegenleistung deine gerechte Strafe trägt, deine Schuld übernimmt, dir sogar dein verwirktes und verlorenes Leben, deinen Tod abnimmt und an sich selbst erleidet, dann magst du ihn für verrückt oder aber für selbstlos halten. Deinem Retter aber wie ein Bildungsphilister mit dem freudianischen Vater–Sohn–Konflikt und einem Räsonnieren mit dem Ödipuskomplex zu kommen, ist unanständig und ein Zeichen von Denkschwäche.

Die Liebe Gottes zwingt den Menschen nicht durch ein Machtwort zum Glück, wie wir es mit unserer begrenzten Vernunft vielleicht meinen würden. Gottes Allmacht wirkt durch seine Liebe, die Antwort in der Freiheit sucht und ermöglicht. Es entspricht unserer geistigen und sittlichen Natur, dass wir der versöhnenden Liebe Gottes in Freiheit begegnen. Nur so können sich Heil und Glück des Menschen ereignen. Daher fährt Paulus, als er von der Versöhnung der Welt mit Gott durch Jesus Christus sprach, fort: „Wir sind also Gesandte an Christi Statt, und Gott ist es, der durch uns mahnt. Wir bitten an Christi Statt: Lasst euch mit Gott versöhnen!“ (2 Kor 5,20). Gott zwingt uns nicht, weil Glaube und Gehorsam, Liebe und Hingabe niemals mit Zwang zusammenkommen können. Es war Gottes Liebe zu uns, die Jesus, seinen Sohn, als Mensch in die Gewalt der Sünder gab, damit wir der Gewalt und Sklaverei des gottlosen und menschenfeindlichen Denkens und Handelns entrissen werden. „Er hat den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden“ (2 Kor 5,21).

Der tagtäglich propagierte neuheidnische Hass und die Ablehnung des Evangeliums Christi ergeben sich nicht nur aus einer falschen theoretischen Deutung der Lehre vom stellvertretenden Sühnetod Jesu. Diese falsche Interpretation ist nur Folge und Ausdruck einer falschen Lebenspraxis. Nur wer sich demütig gefallen lässt, um seiner selbst willen geliebt und bejaht zu werden ohne Anzahlung und Garantie, ohne Gegenleistung, Umtauschrecht und Rückgabevertrag, der ahnt wie groß die Liebe Gottes zu jedem von uns ist. Nur die Vernunft der Liebe versteht das Opfer Christi und ergreift im Glauben den Frieden, den wir mit Gott empfangen haben durch Jesus Christus. „Christus ist schon zu der Zeit, da wir noch schwach und gottlos waren, für uns gestorben. Dabei wird nur schwerlich jemand für einen Gerechten sterben; vielleicht wird er jedoch für einen guten Menschen sein Leben wagen. Gott aber hat seine Liebe zu uns darin erwiesen, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. Nachdem wir jetzt durch sein Blut gerecht gemacht sind, werden wir durch ihn erst recht vor dem Gericht Gottes gerettet werden. Da wir mit Gott versöhnt wurden durch den Tod seines Sohnes, als wir noch (Gottes) Feinde waren, werden wir erst recht, nachdem wir versöhnt sind, gerettet werden durch sein Leben. Mehr noch, wir rühmen uns Gottes durch Jesus Christus, unseren Herrn, durch den wir jetzt schon die Versöhnung empfangen haben“ (Röm 5,6-11).



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