News Bild  „Ich kann Sie nur bitten mitzuhelfen, die christliche Identität zu stärken!“ – Bischof Rudolf Voderholzer beim 100. Geburtstag der Pfarrei St. Pankratius in Flossenbürg

„Ich kann Sie nur bitten mitzuhelfen, die christliche Identität zu stärken!“ – Bischof Rudolf Voderholzer beim 100. Geburtstag der Pfarrei St. Pankratius in Flossenbürg

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Die Gemeinde der Pfarrei St. Pankratius in Flossenbürg kann in diesem Jahr den 100. Jahrestag für die Grundsteinlegung ihrer Kirche begehen – ein guter Grund zum Feiern. Aus diesem Anlass besuchte Bischof Rudolf Voderholzer die direkt an der tschechischen Grenze liegende Gemeinde.

 

Begrüßung im Kindergarten St. Franziskus – feierliches Pontifikalamt in St. Pankratius – Begegnung mit Gläubigen

Der 100.  Geburtstag der Kirche St. Pankratius stand zwar bereits am 13. Juni im Kalender – aber die Gemeinde in Flossenbürg nahm es am vergangenen Sonntag mit dem Datum nicht so genau. Denn Bischof Rudolf Voderholzer kam zum Gratulieren vorbei – und nahm sich ausgiebig Zeit für die Begegnung mit den Gemeindemitgliedern.

Zuerst widmete sich der Regensburger Oberhirte den Kleinsten. Im Pfarrei-Kindergarten St. Franziskus wurde Bischof Rudolf mit fröhlichem Gesang und mit einem Geschenk überrascht – er selber segnete im Anschluss jedes einzelne Kind und betete mit ihnen das Vater Unser.

Vom Kindergarten ging es nun auf der Hauptstraße hinauf zur festlich geschmückten Kirche St. Pankratius. Im bis auf den letzten Platz besetzten Gotteshaus warteten die Gemeindemitglieder und Menschen aus der näheren Umgebung schon gespannt auf den Gast aus Regensburg. Ein Schulkinderchor sang für den Bischof das thematisch passende Lied „Glaubhaft leben, lebhaft glauben“, worüber dieser sichtbar erfreut war. Anschließend begrüßte Pfarrer Georg Gierl Bischof Rudolf im Namen aller Versammelten auf das Herzlichste und dankte diesem auch für seine Bereitschaft, am diesjährigen „Marsch für das Leben“ in Berlin mitzugehen und damit ein sichtbares Zeichen für die Unversehrtheit des menschlichen Lebens gesetzt zu haben.

„Wer sich selbst kennt, hat auch vor Anderen keine Angst!“

Bischof Voderholzer begrüßte seinerseits die Gemeinde und dankte dieser dafür, dass in St. Pankratius seit nunmehr einhundert Jahren der katholische Glaube von Generation zu Generation weitergegeben werde – keine Selbstverständlichkeit in heutiger Zeit.

In seiner Predigt sprach Bischof Rudolf weiter über das Thema Glaubensweitergabe – und stellte diese in einen Zusammenhang mit der gegenwärtigen Flüchtlingsproblematik. Angesichts der hohen Flüchtlingszahlen aus Krisengebieten wie Syrien und dem Irak forderte der Bischof unmissverständlich zum Helfen auf: "Die Menschen erlebten zu Hause Krieg, Terror und Vergewaltigung. Ich will angesichts des enormen Zustroms unsere eigenen Sorgen nicht kleinreden, aber Angst vor Überfremdung oder Islamisierung müssen wir nun wirklich nicht haben."

Denn die zunehmende Angst vor einer angeblich Überfremdung und Islamisierung Deutschland und Europas gehe Hand in Hand mit einem immer stärkeren Vergessen der eigenen christlichen Identität. „Wer sich selbst kennt, hat auch vor Anderen keine Angst!“ rief der Regensburger Oberhirte den Gläubigen Mut machend zu. Und betonte, dass nicht die Ankunft von Menschen aus fremden Kulturen angsteinflößend sei, sondern „der eigene Glaubensverlust, die eigene Lauheit, der Verlust der christlichen Existenz“. Hierbei erinnerte Bischof Rudolf an Aussagen des verstorbenen Leo Kardinal Scheffczyk sowie in jüngerer Zeit von Bundeskanzlerin Angela Merkel. An die Gemeinde gerichtet sagte er: „Ich kann Sie nur bitten mitzuhelfen, die christliche Identität zu stärken“. Und an die vielen Ministrantinnen und Ministranten sagte er scherzhaft: „Und an euch ist es, das 150jährige Jubiläum von St. Pankratius anzusteuern!“

Im Anschluss an die Heilige Messe, bei der neben Pfarrer Gierl auch der Apostolische Protonotar und emeritierte Domdekan Max Hopfner, die Dekane Thomas Jeschner (Eschenbach) und Alfons Kaufmann (Oberviechtach) sowie Pfarrer Thomas Richthammer (Floß) konzelebrierten, segnete Bischof Voderholzer ein neues Kirchenfenster, dass den Namenspatron, den hl. Pankratius, zeigt und begegnete bei einem Empfang vor der dem Pfarrheim zahlreichen Menschen. Danach trug er sich im Rathaus im beisen des 2. Bürgermeisters Thomas Meiler ins Goldene Buch von Flossenbürg ein.

Besuch in KZ-Gedenkstätte Flossenbürg


Im Anschluss unternahm Bischof Rudolf Voderholzer auf eigenen Wunsch einen Rundgang durch die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg. Dort erfuhr er, dass im Lager, welches von 1938 bis 1945 bestand, rund 100.000 Häftlinge systematisch als Arbeitssklaven missbraucht und deren Tod billigend in Kauf genommen wurde. Schon der Aufbau des Lagers, das ursprünglich für 3000 Häftlinge geplant wurde, war von unzureichender Ernährung und Unterbringung sowie von täglichen Schikanen bis hin zum Mord an Einzelnen durch die SS und ihre Helfershelfer gekennzeichnet. Insgesamt sind im Arbeitslager in Flossenbürg über 30.000 Menschen zu Tode gekommen.

Sichtlich bewegt besichtigte Bischof Rudolf die ehemaligen Baracken,  das frühere Krematorium und das sogenannte „Tal des Todes“. Außerdem verweilte er auf eigenen Wunsch an dem Platz, an welchem der große evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) am 09. April 1945 von SS-Männern hingerichtet wurde.

"Man müsste schon verzweifeln am Menschen, wenn es nicht auch Lichtblicke an Orten wie diesem gegeben hätte.“

Seine Gedanken, die er während der Besichtigung hatte, teilte er im Anschluss mit Gläubigen bei einer Gedenkandacht in der Sühne-Kapelle "Jesus im Kerker" auf dem Gelände des ehemaligen Arbeitslagers, die 1946 von ehemaligen polnischen Häftlingen aus Steinen von Wachtürmen errichtet wurde: „Die an diesem Ort anzutreffende himmelschreiende Herzlosigkeit, die durch eine gottlose Ideologie entstehen konnte, die vollkommen entgegengesetzt war zu den Werten des christlichen Abendlandes, zeigt, wozu Menschen im Umgang miteinander fähig waren und sind…. Man müsste schon verzweifeln am Menschen, wenn es nicht auch Lichtblicke an Orten wie diesem gegeben hätte.“ Als Beispiele nannte er Dietrich Bonhoeffer, dessen Büste in der Kapelle ausgestellt ist sowie den 1987 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochenen Franzosen Marcel Callo (1921-1945), der als junger Mann ebenfalls Zwangsarbeit im KZ Flossenbürg leisten musste und vollkommen entkräftet im KZ Mauthausen starb. Diese beiden – ebenso wie die in Auschwitz ermordeten großen Heiligen Maximilian Kolbe und Edith Stein – ließen sich sogar durch tiefste Unmenschlichkeit und Demütigungen nicht von ihrem christlichen Glauben abbringen.

Umso wichtiger sei es, sich von diesen großen Christinnen und Christen tagtäglich aufs Neue inspirieren zu lassen und daraus Konsequenzen für das eigene Leben zu ziehen: „Flossenbürg und andere Orte des Grauens gebieten uns, auch im Heute kritisch zu sein, zu beten und gegen Hass jeglicher Art vorzugehen.“



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