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Durch das Kirchenjahr

Wasser zu Wein

  • 19.
    Januar
    2035
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… mit Benedikt

 

Zweiter Sonntag im Jahreskreis C – Johannes 2,1-11

„In jener Zeit 1fand in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt und die Mutter Jesu war dabei. 2Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit eingeladen. 3Als der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. 4Jesus erwiderte ihr: Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. 5Seine Mutter sagte zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut! 6Es standen dort sechs steinerne Wasserkrüge, wie es der Reinigungssitte der Juden entsprach; jeder fasste ungefähr hundert Liter. 7Jesus sagte zu den Dienern: Füllt die Krüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis zum Rand. 8Er sagte zu ihnen: Schöpft jetzt und bringt es dem, der für das Festmahl verantwortlich ist! Sie brachten es ihm. 9Dieser kostete das Wasser, das zu Wein geworden war. Er wusste nicht, woher der Wein kam; die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten, wussten es. Da ließ er den Bräutigam rufen 10und sagte zu ihm: Jeder setzt zuerst den guten Wein vor und erst, wenn die Gäste zu viel getrunken haben, den weniger guten. Du jedoch hast den guten Wein bis jetzt aufbewahrt. 11So tat Jesus sein erstes Zeichen, in Kana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit und seine Jünger glaubten an ihn.“ – Johannes 2,1-11

Wie schon der Evangelientext zur Taufe des Herrn, hängt auch dieser Abschnitt noch mit dem Weihnachtsfestkreis zusammen. Die Leseordnung macht eigens eine Ausnahme, um am Beginn des Kirchenjahres vom Weinwunder in Kana zu berichten; an den kommenden Sonntagen im Lesejahr C ist eigentlich das Lukasevangelium vorgesehen, nicht das Johannesevangelium, aus dem dieser Abschnitt stammt. Auch das Weinwunder von Kana war in der alten Kirche noch Bestandteil des Festes der „Erscheinung des Herrn“. Mit diesem ersten Zeichen Jesu beginnt sein öffentliches Auftreten.

Überlaufende Fülle

Der Text ist typisch für das Johannesevangelium; er ist durchsetzt mit scheinbaren Widersprüchen. Obwohl Jesus seine Mutter erst mit doch recht harschen Worten daran erinnert, seine Stunde sei noch nicht gekommen, kommt er ihrer Bitte schließlich doch nach. Am Ende steht – und auch dies typisch für Johannes – das Missverständnis. Es bleibt ein wenig unklar, warum die Rede des für das Festmahl verantwortlichen Mannes an den Bräutigam wörtlich wiedergegeben wird. Geht es denn da wirklich im wörtlichen Sinne um die Qualität des Weines? Geht es da um trocken oder halbtrocken – oder ist die Rede vom guten Wein, der auf den schlechteren folgt, nicht eher übertragen zu verstehen?

Im Lauf der kommenden Sonntage im Jahreskreis werden immer wieder Wunder Jesu berichtet werden. Der Evangelist Johannes nutzt für sie ein anderes Wort; er spricht von „Zeichen“.  Der Begriff kann erhellen, worum es den Evangelium bei den Wundertaten Jesu geht: Nicht um einen Magier, der seltsame und erstaunliche Dinge tut; nicht um einen Zauberer, dessen Tricks uns verborgen bleiben. Die Wunder sind Zeichen für die Sendung Jesu. Er ist der Sohn Gottes und hat als solcher Macht über die ganze Schöpfung. Er kann ebenso über Wasser gehen, wie er aus der Materie Wein machen kann. Und schließlich: Dass Jesus gerade auf einer Hochzeit auftritt und aus Wasser Wein werden lässt, ist sicherlich kein Zufall. Es steht vielmehr für die große Freude und überlaufende Fülle des Gottesreiches, in das Jesus hineinführen will.
 

Bildnachweis: Hochzeit zu Kana, Giotto di Bondone (entstanden 1304-06)