HERMANN JOSEPH: Er begegnete der Gottesmutter Maria in Visionen
Hermann Joseph war erst 12 Jahre alt, als er Mitte des 12. Jahrhunderts in das Prämonstratenserkloster Steinfeld in der Eifel eintrat. Später wurde er zum Priester geweiht und diente seinem Konvent als Sakristan. Die Arbeit war vielfältig und umfangreich – und Hermann Joseph traurig: Wegen seines Dienstes hatte der fromme Mann zu wenig Zeit zum Gebet. Mit seinem Anliegen wandte er sich an die Gottesmutter Maria, die ihm der Überlieferung nach mitteilte, der aus Liebe verrichtete Dienst an seinen Brüdern im Konvent sei das größte, was er tun könne. Der Kirche gilt Hermann Joseph als Mystiker, der in Visionen der Jungfrau Maria begegnete. Den Beinamen Joseph erhielt er, weil er in einer Vision mit Maria vermählt wurde.
Maria: Die „Heilige unter den Heiligen“
Der fromme Mönch dichtete zahlreiche Hymnen – vor allem auf Jesus Christus und seine Mutter Maria. Hermann Joseph war stark von der Marienfrömmigkeit geprägt. Die katholische Kirche erkennt in Maria die Mutter Jesu und ein Vorbild allen christlichen Lebens. Ihre Demut und ihr „Ja“ zum Plan Gottes ist Richtschnur für christliches Leben. Papst Franziskus stellt in seinem Apostolischen Schreiben „Gaudete et exsultate“ (GE) über die Heiligkeit in der Welt von heute fest: Maria „erbebte vor Freude in der Gegenwart des Herrn, sie bewahrte alles in ihrem Herzen und ließ es von einem Schwert durchdringen. Sie ist die Heilige unter den Heiligen, die Hochgebenedeite, die uns den Weg der Heiligkeit lehrt und uns begleitet. Sie nimmt es nicht hin, dass wir fallen und liegen bleiben, und zuweilen nimmt sie uns in ihre Arme, ohne uns zu verurteilen.“ (GE 176).
Heiliger Dienst
Diese Erfahrung machte auch der heilige Hermann Joseph. Von ihr geleitet, verrichtete er seinen Dienst an der Gemeinschaft mit Freude und Herzlichkeit. Man mag dabei vielleicht auch an andere Heilige denken: Etwa an den heiligen Bruder Konrad von Parzahm, der ein Leben lang in Heiligkeit den Dienst an der Pforte eines Klosters in Altötting verrichtete. Oder an den heiligen Felix von Cantalice, der über Jahrzehnte für seinen Orden in Rom Spenden sammelte.
Kraft aus dem Gebet
Das Leben des heiligen Hermann Joseph zeigt auch, wie Gebet und Dienst in der Welt zusammenhängen können und sollen: Aus dem Gebet schöpfte er Kraft. Papst Franziskus sagt: „Für den Jünger ist es unerlässlich, mit dem Meister zusammen zu sein, auf ihn zu hören, von ihm zu lernen, immer zu lernen.“ (GE 150) Gleichzeitig war Hermann Joseph gerade nicht völlig von der Welt abgewandt; vielmehr galt er als fröhlicher Zeitgenosse und beliebter Seelsorger. Die Begegnung mit dem Herrn – zu dem er über Maria fand – ließ ihn strahlen für seine Mitmenschen.
Titelfoto von © Joachim Schäfer - Ökumenisches Heiligenlexikon
Joachim Schäfer - Ökumenisches Heiligenlexikon