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Durch das Kirchenjahr

Unverständnis

  • 28.
    Juli
    2034
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… mit Benedikt

17. Sonntag im Jahreskreis B – Johannes 6,1-15

„In jener Zeit 1ging Jesus an das andere Ufer des Sees von Galiläa, der auch See von Tiberias heißt. 2Eine große Menschenmenge folgte ihm, weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat. 3Jesus stieg auf den Berg und setzte sich dort mit seinen Jüngern nieder. 4Das Pascha, das Fest der Juden, war nahe. 5Als Jesus aufblickte und sah, dass so viele Menschen zu ihm kamen, fragte er Philippus: Wo sollen wir Brot kaufen, damit diese Leute zu essen haben? 6Das sagte er aber nur, um ihn auf die Probe zu stellen; denn er selbst wusste, was er tun wollte. 7Philippus antwortete ihm: Brot für zweihundert Denare reicht nicht aus, wenn jeder von ihnen auch nur ein kleines Stück bekommen soll. 8Einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus, sagte zu ihm: 9Hier ist ein kleiner Junge, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; doch was ist das für so viele? 10Jesus sagte: Lasst die Leute sich setzen! Es gab dort nämlich viel Gras. Da setzen sie sich; es waren etwa fünftausend Männer. 11Dann nahm Jesus die Brote, sprach das Denkgebet und teilte an die Leute aus, so viel sie wollten; ebenso machte er es mit den Fischen. 12Als die Menge satt geworden war, sagte er zu seinen Jüngern: Sammelt die übrig gebliebenen Brocken, damit nichts verdirbt! 13Sie sammelten und füllten zwölf Körbe mit den Brocken, die von den fünf Gerstenbroten nach dem Essen übrig waren. 14Als die Menschen das Zeichen sahen, das er getan hatte, sagten sie: Das ist wirklich der Prophet, der in die Welt kommen soll. 15Da erkannte Jesus, dass sie kommen würden, um ihn in ihre Gewalt zu bringen und zum König zu machen. Daher zog er sich wieder auf den Berg zurück, er allein.“ – Johannes 6,1-15

Wieder ist eine gewaltige Menschenmenge zu Jesus gekommen. Der Anlass dafür war wohl nicht in erster Linie seine Predigt, sondern es sind die Zeichen, „die er an den Kranken tat.“ Man kann das ja durchaus verstehen; angenommen, heute zöge einer durch unser Land, der Kranke heilen kann – das wollte man sich doch sicherlich einmal ansehen. Wer ist dieser Mann, der gar Dämonen gebieten kann, einen Besessenen zu verlassen? All die Zuhörer Jesu erleben nun das nächste Zeichen: Jesus kann mit einer Hand voll Nahrungsmittel eine Menge von fünftausend Menschen satt machen.

 

König – aber nicht von dieser Welt

 

Der Evangelist Johannes spricht ganz bewusst nicht wie die drei synoptischen Evangelisten Matthäus, Markus und Lukas von „Wundern“, die Jesus tut. Er betont die „Zeichen“. Was Jesus tut, wenn er Kranke heilt oder Hungrige speist, ist Zeichen für seine Vollmacht. Es geht bei diesen Taten weniger um etwas „Wunderbares“, das man bestaunen, das man verständnislos und voller Begeisterung bejubeln kann. Es geht um Zeichen für die Sendung Jesu, „der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht“ (Joh 1,18).

Doch das Zeichen wird missverstanden. Jesus begreift, dass die Stimmung sich aufheizt und die Menge ihn zum König machen will. Die Menschen haben damit etwas begriffen: Jesus ist König. Er selbst sagt zu Pilatus: „Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege.“ (Joh 18,37) Aber er sagt eben auch: „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt.“ (Joh 18,36) Die Menschenmenge muss das erst lernen – und wird es sehen, als Jesus am Kreuz hängt, von dort aber alle Menschen als wahrer König an sich zieht (vgl. Joh 12,32).