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Durch das Kirchenjahr

Unerwartete Bekehrung

  • 12.
    Oktober
    2035
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… mit Benedikt

28. Sonntag im Jahreskreis C – Lukas 17,11-19

11Es geschah auf dem Weg nach Jerusalem: Jesus zog durch das Grenzgebiet von Samarien nach Galiläa. 12Als er in ein Dorf hineingehen wollte, kamen ihm zehn Aussätzige entgegen. Sie blieben in der Ferne stehen 13und riefen: Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns! 14Als er sie sah, sagte er zu ihnen: Geht, zeigt euch den Priestern! Und es geschah: Während sie hingingen, wurden sie rein. 15Einer von ihnen aber kehrte um, als er sah, dass er geheilt war; und er lobte Gott mit lauter Stimme. 16Er warf sich vor den Füßen Jesu auf das Angesicht und dankte ihm. Dieser Mann war ein Samariter. 17Da sagte Jesus: Sind nicht zehn rein geworden? Wo sind die neun? 18Ist er denn keiner umgekehrt, um Gott zu ehren, außer diesem Fremden? 19Und er sagte zu ihm: Steh auf und geh! Dein Glaube hat dich gerettet.“

Es wirkt beinahe, als wäre Jesus ein wenig beleidigt in diesem Evangelium: Zehn Menschen hat er rein gemacht, nur einer von ihnen kehrt um und dankt Gott für seine Heilung. Die anderen neun? Auch sie haben sich den Priestern gezeigt und auf diese Weise ihre Heilung bewiesen. Sie brauchen nun nicht mehr als „Aussätzige“ zu leben und sich von anderen Menschen fernzuhalten. Diese neun aber haben es nicht für nötig erachtet, den Rückweg anzutreten zu jenem, der sie geheilt hat.

Jesus aber geht es – anders als der erste Blick vielleicht vermuten lässt – nicht um Dankeserweisungen oder gar einen Lohn für das von ihm erbrachte Wunder. Er fordert nicht Dank für sich, sondern Ehre für Gott. Alle zehn hatten ja in Jesus einen „Meister“ erkannt, von dem sie sich Heilung erhofften. Das ist, so scheint es, ein erster Schritt auf dem Weg zum Glauben. Vielleicht können sie noch nicht ganz begreifen, wer dieser Jesus von Nazareth ist. Sie verstehen ihn aber wenigstens als einen, der die Kraft besitzt, Wunder zu bewirken. Jesus erweist auch ihnen Wunder, heilt sie von einer schweren Krankheit. Aber nur einer zieht den richtigen Schluss: Dass diese Heilung nicht das Werk irgendeines Zauberers ist, dass Jesus nicht nur ein geschickter Mediziner ist – sondern dass der Urheber dieser Heilung Gott selbst ist, dem nun die Ehre gebührt.

Die Evangelien betonen einerseits, wie viele Wunder Jesus tat. Er heilt Kranke, Blinde und Lahme, aber auch von Dämonen besessene Menschen. Gleichzeitig betonen die Evangelisten aber auch immer wieder, dass sich die Bedeutung dieser Wunder nicht darin ergeht, dass jemand gesund wurde. Sie sind vielmehr ein Ausweis der Vollmacht und Sendung Jesu, dem als Sohn Gottes die Schöpfung gehorcht. Deswegen geht er über das Wasser, deswegen erweckt er Tote, deswegen auch konnte er zehn Menschen von ihrem Aussatz heilen.

Der eine, der das wirklich verstanden hat, ist überdies ein Samariter, Angehöriger jener mit dem Judentum in Konflikt stehenden Religionsgemeinschaft. Gerade von ihm dürften die Hörer Jesus den Blick für die Kraft Gottes am wenigsten erwartet haben. Die Heilung der zehn Männer ist damit einmal mehr auch ein Plädoyer gegen vorschnelle Verurteilung und Stereotype. Das Reich Gottes kann überall, in jedem Menschen wachsen und gedeihen – oft gerade bei denen, von denen wir es am wenigsten erwartet hätten.

 

Text: Benedikt Bögle.

Titelbild: © Uwe Moosburger/altrofoto.de