Teresa von Avila: Die Freundin Gottes
© Joachim Schäfer – Ökumenisches Heiligenlexikon
Von vielen Heiligen heißt es, sie seien schon im Kinder- oder Jugendalter sehr fromm gewesen. Das heilige Leben für Gott war schon vorgezeichnet, der klösterliche Weg absehbar. Auch für Teresa von Avila (1515 – 1582) scheint das zu gelten. Aufgewachsen in einer katholischen Familie in Spanien, spielte sie bereits als Kind, sie sei eine Nonne und baute sich im Garten eine kleine Einsiedelei. Zur Ausbildung kam sie folgerichtig in ein Kloster. Als sie älter wurde, wurde ihre Einstellung entschiedener und immer strikter. Teresa empfand schließlich sogar Abneigung gegen den Ordensstand. Und doch lies sie diese Berufung nicht los – im Gegenteil: Teresa entschied sich, in ein Karmelitinnenkloster einzutreten. Als sie noch nicht einmal 20 Jahre alt war, floh sie aus dem Elternhaus, begehrte die Aufnahme im Kloster und wurde Nonne. Schon damals hatte sie wohl Vorstellungen davon, wie sie das Klosterleben reformieren würde.
Der spirituelle Durchbruch
Das Klosterleben im 16. Jahrhundert war nicht sehr streng. Es gab viele Möglichkeiten zur Zerstreuung, die Teresa als Hinderungsgründe empfand, das eigentlichen Ziel, die Hingebung an Gotte, zu erreichen. Sie machte die innere Sammlung und der Dialog mit Gott zum Mittelpunkt ihrer Welt. Beinahe 20 Jahre lang lebte die Heilige trotzdem in innerer Zerrissenheit: „Ich fand keinen Genuss in Gott und hatte auch keine Freude an der Welt. Gab ich mich weltlichen Vergnügungen hin, so peinigte mich die Erinnerung an das, was ich Gott schuldig wäre; beschäftigte ich mich mit Gott, so ließen mir die weltlichen Neigungen keine Ruhe“, schreibt Teresa. Sie hatte im Kloster nicht das gefunden, was sie erwartet hatte. Diese Zerrissenheit entwickelte sich zur körperlichen Krankheit. Teresa von Avila spuckte Blut, hatte lebensbedrohliche Beschwerden an Herz und Magen. Die Krankheit wurde so schlimm, dass Teresa mehrere Tage scheinbar tot war und man im Kloster sogar schon ihr Grab aushob. Doch sie kam wieder zu Bewusstsein und erholte sich allmählich wieder.
Zur Zeit ihrer Heilung kam es zum Durchbruch: Eines Tages sah sie an ihrer Gebetsstätte eine Darstellung des gegeißelten Heilands. Sie hatte dieses Bild und ähnliche Darstellungen schon unzählbare Male gesehen. Und doch betraf es sie dieses Mal anders. Sie war so ergriffen, dass sich ihr Leben von diesem Zeitpunkt an schlagartig änderte. Sie gab sich ganz Gott hin. Teresa wurde zur Meisterin des Gebets. Sie versuchte, sich ganz auf die Gegenwart Gottes einzulassen und sich seiner ganz bewusst zu werden. Dies tat sie nicht nur während der Gebetszeiten, sondern war bemüht, immer in Verbindung mit Gott zu bleiben.
Gebet als Gespräch
In diesem Augenblick hatte Teresa begriffen, wie sehr sie von Gott geliebt wurde. Immer mehr übte sie sich in der für sie so typischen Gebetsform, dem „inneren Gebet“. Sie begriff diese Form des Gebets als Verweilen bei Gott, einem Freund im Inneren. Oft begann Teresa von Avila das Gebet mit geistlicher Lektüre – um dann das Gespräch über das Gelesene mit Gott zu beginnen. Eine wichtige Methode dieses Gebetes ist es, sich Christus wirklich als Gesprächspartner vorzustellen, ihn sich vor Augen zu führen.
Teresa wirkte anziehend auf einen großen Teil ihrer Mitschwestern – und wollte so den Orden der Karmeliten reformieren. Das Ziel war eine konsequentere Jesus-Nachfolge im Ordensleben. So wurde ein Reformzweig des Ordens gegründet. Die „unbeschuhten Karmelitinnen“ entstanden. Durch den heiligen Johannes vom Kreuz begannen diese Reformen auch unter den männlichen Karmeliten zu wirken. Diese Entwicklung gefiel nicht jedem und der neue Ordenszweig befand sich in einem heftigen Richtungsstreit mit den übrigen Klöstern. Am 4. Oktober 1582 starb Teresa von Avila. Gott allein war ihr genug. Eines ihrer berühmtesten Zitate lautet: „Gott alleine genügt.“