PETRUS FABER: Reform des eigenen Glaubenslebens
Der 15. August 1534 dürfte einer der folgenreichsten Tage der Kirchengeschichte gewesen sein: Auf dem Pariser Montmartre legten mehrere junge Männer die Gelübde für ein Ordensleben ab und gründeten so den neuen Orden der „Gesellschaft Jesu“, der „Jesuiten“. Unter ihnen waren unter anderem der Ordensgründer Ignatius von Loyola oder der spätere Missionar Franz Xaver, aber auch Petrus Faber.
Petrus wurde 1506 in Frankreich geboren und studierte in Paris Philosophie und Theologie: Dort lernte er Ignatius und Franz Xaver kennen, mit denen er sich ein Zimmer teilte. Gemeinsam teilten sie die Vision eines geistlichen Lebens, das 1534 in den neuen Ordensgelübden gipfelte: Die sieben ersten Jesuiten versprachen nicht nur ein armes und keusches Leben, sondern wollten zugleich im Heiligen Land missionieren. Sollte ihnen das nicht gelingen, wollten sie all ihre Kraft in den Dienst des Papstes stellen.
Tatsächlich scheiterte die Überfahrt in das Heilige Land. Während Ignatius den Orden von Rom aus führte und Franz Xaver nach Indien aufbrach, reiste Petrus Faber durch Europa. 1541 nahm Petrus Faber am Religionsgespräch in Regensburg teil. Auf dieser Versammlung, an der prominente Theologen wie etwa Johannes Calvin oder Philipp Melanchthon auf protestantischer Seite, auf katholischer Seite unter anderem Johannes Eck teilnahmen, sollte eine Einigung zwischen Katholiken und Protestanten erzielt werden – letztlich vergeblich. So kam der Jesuit in Kontakt mit der Reformation: Nicht nur er selbst, sondern der ganze Jesuitenorden wurde zu einem wichtigen Träger der sogenannten „Gegenreformation“, die neu die katholische Lehre verteidigen und verkünden wollte. Petrus Faber erkannte die Herausforderungen, die die protestantische Bewegung auch für die katholische Kirche bedeuteten. Dabei setzte er angesichts der Reformation und einer in vielen Bereichen reformbedürftigen Kirche auf den inneren Glauben jedes Einzelnen. So zielten auch die geistlichen Exerzitien, die Ignatius von Loyola entworfen und Petrus Faber oft begleitet hatte, auf eine Reform jedes Einzelnen ab – auf eine Reform des eigenen Glaubenslebens. Bei seinem Aufenthalt in Regensburg legte Petrus Faber in der Alten Kapelle auch seine endgültigen Ordensgelübde ab.
Als Prediger und Exerzitienleiter war der Heilige dann in Speyer und Mainz tätig – dort begeisterte er auch Petrus Canisius für den Jesuitenorden. Gemeinsam mit ihm gründete er später in Köln die erste Niederlassung der Jesuiten auf deutschem Boden. Canisius wurde zu einem bedeutenden Theologen und Schriftsteller; er gilt als „zweiter Bonifatius“, der unter den Vorzeichen der Reformation den katholischen Glauben verkündete und einen ersten katholischen Katechismus herausgab.
Nach seiner Tätigkeit in Deutschland reiste Petrus Faber durch die Niederlande, Spanien und Portugal, um auch dort unermüdlich das Evangelium zu verkünden. Als Theologe des Papstes sollte er schließlich auf dem Konzil von Trient teilnehmen. In Rom wollte sich Petrus Faber auf jenes Konzil vorbereiten; dort starb er jedoch, geschwächt durch seine langen Reisen zu Fuß. Der Überlieferung nach soll der Heilige in den Armen des Ordensgründer Ignatius seine letzten Atemzüge getan haben. Faber gilt als der erste Jesuit in Deutschland; sein geistliches Tagebuch „Mémorial“ legt Zeugnis ab von seinem spirituellen Leben.
Die Kirche feiert den heiligen Petrus Faber am 1. August.
Text: Benedikt Bögle