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Petrus Damiani: Kardinal wider Willen, bedeutender Kirchenlehrer
Regensburg, 21. Februar 2025. Petrus Damiani studierte die freien Künste, entdeckte dann aber seine Berufung und wurde zum Priester geweiht. In strenger Askese lebte er als Einsiedler, 1057 wurde er gegen seinen Willen durch Papst Stephan IX. zum Kardinal und Bischof von Ostia erhoben. Asketische Strenge und Streben nach Reform der Kirche durch Disziplin, Selbstheiligung und Erneuerung im Geist der Urkirche mischen sich bei ihm mit mystischen Elementen und der Betonung der Autorität der Kirche und der Päpste. 1062 verfasste er eine Streitschrift zur Eigenständigkeit des kirchlichen Rechts, die größte Wirkung haben sollte. Nach seinem tod im Jahre 1072 bliebe eine formelle Kanonisation als Heiliger aus dennoch wird Petrus Damiani als Kirchenlehrer verehrt, was ihn in den Nimbus der Heiligen hebt, bereits um 1080 wurde er als Heiliger verehrt.
Im Jahre 1035 oder 1036 trat Petrus Damiani ins Benediktinerkloster Fonte Avellana bei Gubbio ein, einer Einsiedelei mit außerordentlicher Strenge im Geiste des Romuald; erstmals wurde in den angeschlossenen Klöstern nun die Geißelung praktiziert. Zeitweise lebte er auch in der Einsiedelei Luceoli; sie stand nach alter Überlieferung an der Stelle der heutigen Kirche San Niccolò in Cantiano. Von 1040 bis 1042 war Petrus Novizenmeister im Kloster Pomposa, das sein Freund Guido von Arezzo leitete. 1041/42 verfasste Petrus eine Biografie Romualds, dessen Denken und Frömmigkeit für ihn zum Programm wurde. 1043 wurde er Prior in Fonte Avellana. 1045 bis 1050 und 1057 bis 1065 verfasste er Lebensregeln, die auch das Leben im Kloster Camáldoli und die Regel des daraus hervorgegangenen Kamaldulenserorden beeinflussten. Petrus kritisierte in seiner Korrespondenz mit dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, Heinrich III., und den Päpsten scharf die Ausschweifungen des Klerus sowie die Nichteinhaltung des Zölibats; 1045 bat er Papst Gregor VI., für ein neues "goldenes Zeitalter der Apostel" einzutreten, 1049 Papst Leo IX., gegen Homosexualität im Klerus vorzugehen, 1052 wandte er sich gegen die Simonie.
1057 wurde Petrus gegen seinen Willen durch Papst Stephan IX. zum Kardinal und Bischof von Ostia erhoben; mehrfach bat er die Päpste um seine Amtsenthebung weil er glaubte, in der Stille seiner Einsiedelei der Kirche besser dienen zu können, doch der Rückzug wurde ihm verweigert; erst 1067 durfte er zurück nach Fonte Avellana. 1059 machte er seinen Einfluss geltend auf der Synode im Lateran und erreichte neue Regeln für die Wahl des Papstes, für Chorherren und für Priester. Er war Vertrauter der Päpste, die ihn als Legaten einsetzten, so im Konflikt mit dem Erzbischof von Mailand, wo er die Vorrangstellung der Päpste unterstrich, in Alexander II.' Auseinandersetzungen mit Parma, 1063 mit einer Mission im Kloster in Cluny, um dieses vor Einmischung des Ortsbischofs zu schützen. 1064 und 1069 war er auf dem Montecassino, 1066/67 im Kloster Vallombrosa.
Weitere Reisen führten Petrus Damiani 1069 nach Mainz, um König Heinrich IV. an der Auflösung seiner Ehe zu hindern, und 1072 nach Ravenna zur Wiedereinsetzung von Erzbischof Heinrich, durch die die Versöhnung mit Rom besiegelt wurde. Ein besonders enges Verhältnis hatte Petrus zu dem Reformer Hildebrand, der 1073 als Gregor VII. Papst wurde. Petrus lebte praktisch in zwei Welten. Er tat für die Kontemplation ebenso viel wie für die große Politik, die Einsiedler lagen ihm ebenso am Herzen wie Kaiser und Könige. Damiani war einer der produktivsten Schriftsteller des Mittelalters mit einem sehr gepflegten lateinischen Stil und hinterließ ein äußerst umfangreiches Werk theologischer Schriften mit 180 Briefen, 54 Predigten, fünf Lebensgeschichten von Heiligen und rund 240 Gedichten und Hymnen. In ihnen zeigt sich Petrus' asketische Strenge und sein Streben nach Reform der Kirche durch Disziplin, Selbstheiligung und Erneuerung im Geist der Urkirche. Bei ihm mischen sich mystische Elemente mit der Betonung der Autorität der Kirche und der Päpste. Als Kenner des römischen Rechts war Petrus Damiani einer der großen Rechtsgelehrten seiner Zeit und setzte neue Maßstäbe in der Anwendung des Kirchenrechts. Umstritten ist seine Verfasserschaft der Rechtssammlung für den späteren Papst Gregor VII., die dann dessen "Dictatus Papae" mit der Proklamation des Herrschaftsanspruchs der Päpste auch über die Kaiser beeinflusste. 1062 verfasste Petrus eine Streitschrift zur Eigenständigkeit des kirchlichen Rechts, die sich nach und nach durchsetzen und somit zum Wendepunkt im Investiturstreit zwischen dem Papst und dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation werden sollte.
Petrus starb am 22. Februar 1072 auf der Rückreise von Ravenna im Kloster Santa Maria foris portam - auch Santa Maria Fuori le Mura, heute auch Santa Maria Vecchia oder Santa Maria ad Nives genannt - in Faënza, wo er auch bestattet wurde; das Grab wurde 1826 in die Kathedrale verlegt. Schon in der 1076 bis 1080 durch Johannes von Lodi verfassten Lebensgeschichte wurde Petrus Damiani als Heiliger bezeichnet. Dante Alighieri rühmte ihn in der "Göttlichen Komödie", Giovanni Boccaccio verehrte ihn, beide nennen ihn einen Heiligen.
Text: Ökumenisches Heiligenlexikon
(sig)