König Ludwig IX.: Kreuzfahrer und Heiliger
Erst 12 Jahre war Ludwig 1226 alt, als er zum König von Frankreich wurde. Auch wenn er zunächst unter der Regentschaft seiner Mutter stand, stellt man sich eine unbeschwerte Kindheit und Jugend wohl doch anders vor. 1230 heiratete Ludwig seine Ehefrau Marguerite de Provence, mit der er elf gemeinsame Kinder hatte. Der heilige Ludwig erwies sich als geschickter Herrscher, der zahlreiche Reformen durchsetzen konnte. Unter anderem reformierte Ludwig das Gerichtswesen: Er schaffte etwa den „Gerichtskampf“ als vermeintliches Gottesurteil ab und schuf nach dem Vorbild des römischen Rechts eine neue Rechtsordnung. Später reformierte Ludwig das französische Münzwesen und förderte die Gründung der ersten Universität in Paris, der späteren „Sorbonne“. Die Regierungsbilanz lässt sich sehen.
Schon von seinen Zeitgenossen wurde Ludwig als Heiliger bezeichnet; nur knapp dreißig Jahre nach seinem Tod wurde der verstorbene König dann heiliggesprochen. Das Leben Ludwigs soll teilweise mehr das eines Mönches als das eines Königs gewesen sein. Gerade die Fastentage wurden in seiner Familie sehr streng begangen. Ludwig soll nicht nur liebevoll zu seinen Kindern gewesen sein, sondern auch zu allen Kranken und Armen. Lange überlegte Ludwig, sich dem „Dritten Orden“ – einem Orden für Laien – der Franziskaner anzuschließen, entschloss sich schließlich aber für den Dritten Orden der Trinitarier.
Ludwig hat in vielen Bereichen seines Lebens ein vorbildliches christliches Leben geführt. Das Zweite Vatikanische Konzil (1962 bis 1965) hat die Bedeutung des christlichen Lebens nicht nur der Kleriker und Ordensleute, sondern auch und gerade der Laien betont: „Es besteht in der Kirche eine Verschiedenheit des Dienstes, aber eine Einheit der Sendung.“ (AA 2). Es ist für die Konzilsväter eine Aufgabe aller Christen, sich für die Verkündigung des Evangeliums einzusetzen: „Dieses geistliche Leben der Laien muss vom Stand der Ehe und der Familie, der Ehelosigkeit oder Witwenschaft, aus der Situation einer Krankheit, vom beruflichen oder gesellschaftlichen Wirken her ein besonderes Gepräge erhalten“ (AA 4). Ludwig hat dieses christliche Leben aus seiner Familie heraus gelebt – und gleichzeitig auch aus seiner Rolle als weltlicher Herrscher. „Darum besteht die Sendung der Kirche nicht nur darin, die Botschaft und Gnade Christi den Menschen nahezubringen, sondern auch darin, die zeitliche Ordnung mit dem Geist des Evangeliums zu durchdringen und zu vervollkommnen“, sagt das Zweite Vatikanische Konzil (AA 5). Diese Arbeit an einer gerechteren Gesellschaft zeigte sich etwa in der Justizreform des heiligen Ludwig.
Und gleichzeitig sehen wir im Leben des heiligen Ludwig auch Aspekte, die wir heute kritisch sehen müssen. Ab 1248 nahm er am sechsten Kreuzzug teil. 1270 schließlich führte Ludwig den letzten Kreuzzug der Christenheit an, der nach Nordafrika führte. Vor Tunis erkrankte der heilige Ludwig an der Pest und starb. Heute betont die Kirche die große Bedeutung der Religionsfreiheit: „Das Vatikanische Konzil erklärt, dass die menschliche Person das Recht auf religiöse Freiheit hat“ (DH 2). Mit einem Krieg gegen vermeintlich „Ungläubige“ ist das nicht vereinbar.
Die Kirche feiert den heiligen Ludwig am 25. August.
Titelbild: Melchior Doze (1827 - 1913): Ludwig auf dem Totenbett, in der Kathedrale in Nîmes (c) Joachim Schäfer - Ökumenisches Heiligenlexikon
El Greco: Ludwig, um 1586 - 94, Musée du Louvre in Paris (c) Joachim Schäfer - Ökumenisches Heiligenlexikon