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Durch das Kirchenjahr

„Kehrt um!“

  • 07.
    Dezember
    2035
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… mit Benedikt

Zweiter Adventssonntag A – Matthäus 3,1-12

1In jenen Tagen trat Johannes der Täufer auf und verkündete in der Wüste von Judäa: 2Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe. 3Er war es, von dem der Prophet Jesaja gesagt hat: Stimme eines Rufers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen! 4Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften; Heuschrecken und wilder Honig waren seine Nahrung. 5Die Leute von Jerusalem und ganz Galiläa und aus der Jordangegend zogen zu ihm hinaus; 6sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen. 7Als Johannes sah, dass viele Pharisäer und Sadduzäer zur Taufe kamen, sagte er zu ihnen: Ihr Schlangenbrut, wer hat euch denn gelehrt, dass ihr dem kommenden Zorngericht entrinnen könnt? 8Bringt Frucht hervor, die eure Umkehr zeigt, 9und meint nicht, ihr könntet sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann aus diesen Steinen dem Abraham Kinder erwecken. 10Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt; jeder Baum, der keine Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. 11Ich taufe euch mit Wasser zur Umkehr. Der aber, der nach mir kommt, ist stärker als ich und ich bin es nicht wert, ihm die Sandalen auszuziehen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. 12Schon hält er die Schaufel in der Hand; und er wird seine Tenne reinigen und den Weizen in seine Scheune sammeln; die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen.“

Es ist kein Zufall, dass dieser Täufer Johannes gerade in der Wüste auftritt. Der Evangelist Matthäus betont mehrfach, dass Johannes ein Mann der Wüste ist. Er trägt auch die Kleidung der Wüste und ernährt sich mit dem, was die Wüste zu bieten hat. Dieses Umfeld passt zu seiner Botschaft von der Umkehr und der Vergebung der Sünden: Immer wieder wird in der Heiligen Schrift die Wüste zu einem Ort der „Krise“, an dem sich das Schicksal des Gottesvolkes entscheidet. Am Gottesberg Horeb – in der „Steppe“ (Ex 3,1) – begegnet Mose dem Gott im brennenden Dornbusch. Als Gott dann sein Volk aus der Sklaverei befreit, flieht Israel „durch die Wüste des Roten Meeres“ (Ex 13,18), wo Gott mit aller Macht sein Volk vor der ägyptischen Bedrohung bewahrt.

Die Wüste wird in den kommenden Jahren aber auch zu dem Ort, an dem das Volk immer wieder über Gott murrt – vermeintlich hatten sie es doch in der Sklaverei besser: Zwar mussten sie dort Zwangsarbeit leisten, das Essen aber war besser als in der Wüste (vgl. Num 11,4-6). Immer wieder entfernt sich Israel von seinem Gott. Mose und Aaron dürfen als Strafe gar das gelobte Land nicht mehr sehen (vgl. Num 20,12). Die Wüste ist damit zu einem Ort der Niederlage, aber auch des Sieges Gottes über die Sünde geworden: Er ist treu zu seinem Volk. Er steht an seiner Seite – auch und gerade dann, wenn sich das Volk von Gott entfernt. Nicht zuletzt Jesus widersteht in der Wüste den Verlockungen des Satans (vgl. Mt 4,1-11).

In diesen Horizont stellt Johannes seine Predigt von Umkehr und Vergebung. Diese Rede ist beängstigend: Die Spreu wird „in nie erlöschendem Feuer verbrennen“.  Doch die Aufforderung zur Umkehr hat nur dann ihre Berechtigung, wenn diese Umkehr auch möglich ist: Wäre der Mensch ganz verloren, brauchte er auch nicht mehr umzukehren. Johannes eröffnet eine neue Möglichkeit für ein neues Leben – damals wie heute: „Kehrt um!“

Text: Benedikt Bögle

Titelbild: Vlastimil Šesták - stock.adobe.com