Durch das Kirchenjahr
Juble, Tochter Zion
… mit Benedikt
Dritter Adventssonntag C – Zefanja 3,14-17
„14Juble, Tochter Zion! Jauchze, Israel! Freu dich und frohlocke von ganzem Herzen, Tochter Jerusalem! 15Der HERR hat das Urteil gegen dich aufgehoben und deine Feinde zur Umkehr gezwungen. Der König Israels, der HERR, ist in deiner Mitte; du hast kein Unheil mehr zu fürchten. 16An jenen Tagen wird man zu Jerusalem sagen: Fürchte dich nicht, Zion! Lass die Hände nicht sinken! 17Der HERR, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein Held, der Rettung bringt. Er freut sich und jubelt über dich, er schweigt in seiner Liebe, er jubelt über dich und frohlockt, wie man frohlockt an einem Festtag.“ – Zefanja 3,14-17
Das Prophetenbuch Zefanja schlägt einen gewaltigen Bogen. Der alttestamentarische Prophet beginnt mit heftigen Drohworten gegen die Menschen seiner Generation, die den Willen Gottes immer wieder mit Füßen treten: „Ich raffe, ja, raffe alles vom Erdboden weg – Spruch des HERRN“ (Zef 1,2). Der Zorn Gottes wird drohend an den Horizont gemalt. Gott will gegen sein Volk und seine Heilige Stadt Jerusalem vorgehen, er will ihr sündhaftes Treiben nicht mehr weiter tolerieren. Über Jerusalem heißt es gar: „Wehe, trotzige und schmutzige, gewalttätige Stadt!“ (Zef 3,1) Wie anders klingt es da, was Zefanja nur wenige Verse später als Gottes Wort und Willen mitteilt: „Juble, Tochter Zion! Jauchze, Israel! Freu dich und frohlocke von ganzem Herzen, Tochter Jerusalem!“ (Zef 3,14). Das Urteil Gottes hat sich gewendet. Nicht mehr wird das Gericht dem Volk Israel angedroht, sondern Versöhnung angeboten. Gott hat das Urteil gegen sein Volk aufgehoben und verheißt seine Gegenwart in der Mitte Israels. Die Schuld wurde vergeben. Das kurze Buch Zefanja könnte als Kompendium dessen gelten, was die Bibel mit der Rede vom Ende der Zeiten, vom „Tag des Herrn“, vom „jüngsten Tag“ eigentlich meint.
Advent: Blick auf Gottes Liebe schärfen
Da sind drohende Botschaften und Bilder, die auch in der Verkündigung Jesu nicht fehlen. Das aber ist nur die halbe Wahrheit. Jede Eschatologie, die nur droht und verdammt, greift zu kurz und berücksichtigt nur eine Seite der Medaille. Denn immer zeugt die Bibel auch von der unendlichen Liebe Gottes zu den Menschen, die immer und immer wieder die Schuld vergibt. Unter diesem Horizont feiert die Kirche auch die Zeit des Advents. Sie wartet auf das Weihnachtsfest und die Geburt Jesu Christi. Sie wartet aber schon seit der frühen Kirche in dieser Zeit auch auf die Wiederkunft Jesu; auf eben jenen jüngsten Tag, den der Prophet Zefanja erst so schrecklich, dann so wunderbar zeichnet.
Es ist kein Zufall, dass diese beiden Zeiten der Erwartung im Advent zusammenfallen. Auch die liturgischen Texte des Advents betonen es immer wieder. In einer der Advents-Präfationen heißt es über Jesus: „Wenn er wiederkommt im Glanz seiner Herrlichkeit, werden wir sichtbar empfangen, was wir jetzt mit wachem Herzen gläubig erwarten.“ Der Blick auf das neugeborene Kind im Stall von Bethlehem soll den Blick auf Gottes Liebe schärfen: Wenn das ewige Wort Gottes sich selbst entäußert und Mensch wird, dann dürfen wir darauf hoffen, dass eben diese Liebe auch der Maßstab im letzten Gericht sein wird. Dann aber gilt, was Zefanja verheißt: „Juble, Tochter Zion! Jauchze, Israel! Freu dich und frohlocke von ganzem Herzen, Tochter Jerusalem! Der HERR hat das Urteil gegen dich aufgehoben und deine Feinde zur Umkehr gezwungen.“
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